Langtaufers

Langtaufers

Publiziert in 15 / 2005 - Erschienen am 4. August 2005
Ortsnamen- entwicklung Der Name Langtaufers setzt sich aus den Teilen Lang und Taufers zusammen. Taufers lässt sich auf ein vorgeschichtliches tob, tuf, tub zurückführen, was nach Kühebacher soviel wie Schlucht bzw. Bergweg bedeutet. Das Lang bezieht sich auf das wirklich langgestreckte Tal im Gegensatz zum kurzen Taufers, das bei der Calvenbrücke mündende Tauferer Münstertal. Auch könnte sich das Lang auf die alte, durch das Langkreuz auf der Malser Haide bezeichnete Gebietsgrenze beziehen. Erwähnenswert ist vielleicht auch, dass früher oft die Bezeichnung Landtaufers anzutreffen war, was mit lant (=großes Tal) von Kühebacher gedeutet wird. Etwas kompliziert ist es auch mit dem Karlinbach, der übrigens nicht weniger als von 18 Seitenbächen zugespeist wird. Laut Finsterwalder steckt das Wort Curunin dahinter, also Grauner-Bach. Andere sehen eher den Stamm Corylin- (=von Haseln gesäumt) Bach oder vielleicht ganz einfach, nach Hohenegger der Bach, der von der Karlinspitze (3231 m), auch als Karlesspitze bekannt, kommt. Eine Besonderheit sei noch vermerkt: auf alten Landkarten wird der Karlinbach als „Etschursprung“ bezeichnet. Und in der Tat, auf Grund seiner Länge und Größe verdiente er es eigentlich als Etschursprung zu gelten. Ortszahlen Langtaufers ist Fraktion der Gemeinde Graun. Amtliche ital. Bezeichnung Vallelunga; Seehöhe: 1520–1915 m, verteilt auf einer Länge von 10 km von West (Graun) nach Ost (Melag) Einwohner: 450 verteilt auf 22 Weiler, genauer gesagt Höfegruppen, die aus alten Schwaighöfen hervorgegangen sind. Diese haben zum Teil recht ungewöhnlich klingende Namen: Mühle, Schmiede, Malsau, Rafein, Angerhof, Pedroß, Loreth, Kapron, Riegl, Perwarg, Zerkaser, Padöl, Pleif, Patscheid, Gschwell, Patzin, Brazen, Grub, Kappl, Hinterkirch, Wies, Melag und Maseben. Temperatur, gemessen in Hinterkirch auf 1873 m: Winter –7,2 0, Frühjahr +0,40, Sommer 10,00 und Herbst 2,6 0. Grundschule und Kindergarten befinden sich im Tal, zur Mittelschule werden die Kinder in das Schulzentrum St. Valentin gebracht. Die Pfarrei zu den heiligen Martinus und Nikolaus wird auch von St. Valentin aus betreut und die Sonntagsgottesdienste finden zu alternierenden Zeiten in beiden Kirchen statt. Geschichtliches In der Zeit zwischen 1300 und 1600 fällt die Gründung zahlreicher Schwaighöfe, deren Namen zum Teil heute noch erhalten sind; aus ihnen gingen durch Erbteilung die heutigen Weiler um Graun und Langtaufers hervor. Die Höfegruppen Malsaun und Rafein hatte einst der legendäre Abraham Stägerwalder (auch Stegawalter, laut Winkler) in Besitz, wie ihm überhaupt fast ganz Graun gehört haben soll. Tatsächlich urkundlich belegt ist, dass ein Jörg Steigerwalder wegen seiner Verdienste um das Fuhrwesen auf der Reschenstraße um 1554 in den Adelsstand erhoben wurde. In Pedroß (der Name wird von petrosu=steinig abgeleitet), wurde um 1227 eine Kirche errichtet, die heute nach dem Bau der neuen in den Jahren 1908–1912 als Abstellraum dient. Eine Ehrentafel an der Kirche zum hl. Martin erinnert an den Kuraten Franz Habicher, der die neue Kirche erbaute und sich auch für den Straßenbau im Tal und die Wildbachverbauung tatkräftig einsetzte. Habicher war außerdem Landtagsabgeordneter und wurde Ehrenbürger von Langtaufers. Eine wahrscheinliche Urzeitstätte des Vinschgaus ist die Kuppe „Auf der Föst“ beim Angerhof. Nach der Sage war hier die Wohnstätte von sieben saligen Fräulein. In fast allen Weilern steht eine Kapelle. In Gschwell, auf dem Bienenhaus des Gschwellhofes, findet sich eine drollige Abbildung eines geschwollenen Gesichtes mit folgender Inschrift: „Stör die fleißige Biene bei ihrer Arbeit nicht, sonst zersticht sie dir dein schönes Augenlicht“. Weiter taleinwärts, auf einem kleinen Hügel mitten im Tal steht das schneeweiße Gotteshaus von Hinterkirch, das zusammen mit den Höfegruppen Brazen, Grup und Kappl eine Siedlungseinheit bildet. Die St. Nikolauskirche, die auch St. Magdalenakirche genannt wird – man feiert an beiden Namenstagen das Patrozinium – wurde 1440 neu geweiht. Der ursprüngliche gotische Flügel-Altar von Jörg Lederer ist heute im Museum der Schönen Künste in Budapest zu sehen. Älteste bezeugte Siedlung (neben Kapron, 1317) dürfte der 1359 urkundlich erwähnte Grubhof mit seinen hübschen Ornamenten und Sprüchen an der Hauswand sein. Sport & Freizeit Langtaufers hat winters wie sommers seinen immer mehr werdenden Gästen aus nah und fern einiges zu bieten. Wanderfreuden: Das Erholungs- und Wanderparadies Langtaufers lockt immer mehr Naturliebhaber ins Tal. Rührige Gastronomen haben sich dem Trend rechtzeitig angepasst und bieten zeitgemäße Einrichtungen sowohl für den Tagesausflügler als auch für den Feriengast. Speziell das Winterangebot hat es in sich, denn was im Sommer recht ist, soll im Winter nicht gemisst werden müssen. Ein gern begangener Wanderweg führt zum Beispiel von Melag taleinwärts zur Jausenstation Melager Alm (1970 m), die bequem in einer Stunde (hin-und zurück) erreicht wird und von Mitte Juni bis Mitte Oktober sowie zur Zeit des Loipenbetriebes auch im Winter geöffnet ist. Die Melager Alm ist durch die Erlebnisschule und das Projekt „allergiefreie Ferien“ weitum bekannt geworden. Ihre Weiden grenzen direkt an die Wiesen des Ausgangspunktes und Weilers Melag. Im Hochsommer sind hier meist mehr erholungssuchende Menschen anzutreffen als die rund 100 Milchkühe und Jungrinder auf der Weide. Die Alm ist bereits vom Parkplatz im Talschluss aus sichtbar und empfehlenswerter Einkehrort oder Zwischenstation für den Aufstieg auf die Weißkugelhütte (2544 m). Liebhaber des Langlaufsports finden besonders die Weißkugelloipe mit einer Gesamtlänge von 15 km interessant. Sie führt durch unberührte Natur, 9 km durch Wald und der Rest über Wiesen und Almgebiet. Die Loipe befindet sich auf einer Höhe von 1900 m und ist besonders schneesicher. Für Skitourengeher bietet das Langtauferer Tal Touren für jeden Geschmack: Von den sanften Touren im Ochsenbergtal mit Mittereck, Habicherkopf, Zerzerköpfl und Danzebell, zu den schönen Firntouren an den Südhängen mit Schafkopf, Hennesigl und Glockhauser, den anspruchsvollen Touren auf der Nordseite, wie Freibrunner, Rotebenkopf und Falbenairspitze, bis zu den faszinierenden Gletschertouren zu Weißkugel, Bärenbartkogel, Langtaufererspitze und Weißseespitze. Wer’s gern bequem und romantisch hat, schätzt Pferdeschlitten-Fahrten im verschneiten Tal oder auf die Melager Alm; auf Wunsch und Vorbestellung werden auch Sonder- und Nachtfahrten angeboten. Skifahrer aller Alters- und Schwierigkeitsstufen kommen im Skigebiete Maseben (1800–2450 m) auf ihre Kosten. Maseben verfügt über einen 2er Sessellift, 2 Schlepplifte und ein Förderband (ideal für Ski-Anfänger). Diese erschließen ca. 10 km leichte und mittlere Pisten, umgeben von einer traumhaften Berglandschaft. Die Erlebnisschule Unter dem Titel „Erlebniswoche für findige Köpfe“ berichtete DER VINSCHGER in seiner letzten Ausgabe (Nr.14 vom 21. Juli 2005) über das Projekt Erlebnisschule Langtaufers. Ziel des Projektes "Erlebnisschule Langtaufers" ist es, Schulklassen von der 4. Klasse Grundschule bis zur 3. Klasse Mittelschule die Möglichkeit zu geben, die Lebensweise der Bergbauern kennen zu lernen. Um dieses Ziel zu erreichen, bietet die Erlebnisschule Langtaufers zahlreiche Möglichkeiten. Das Angebot der Erlebnisschule richtet sich besonders an Kinder und Jugendliche aus dem städtischen Raum, die wenig Gelegenheit haben, in der Schule der elementaren Natur zu begegnen. Sie sollen vor Ort lernen, mit welchen Mitteln, Techniken und Haltungen die Menschen im Langtauferer Tal auf die Herausforderungen der Natur (in Vergangenheit und Gegenwart) antworteten und antworten, damit diese bewahrt werden und Kultur entstehen konnte und kann. Die betreffenden Klassen verbringen drei Tage auf Bauerhöfen im Tal. Die Jugendlichen schlafen und frühstücken auf diesen Höfen. Das Mittag- und Abendessen wird in einem Gasthaus eingenommen. Die „schulischen“ Aktivitäten finden im aufgelassenen Schulgebäude der GS Grub statt – bzw. in der freien Natur. Die Klassen werden in der Regel von zwei Lehrpersonen begleitet und von den LeiterInnen der „Erlebnisschule" betreut. Wenn man bedenkt, dass weit über tausend Jugendliche jährlich im Rahmen der Erlebnisschule in Langtaufers sind, so kann man den sich daraus ergebenden wirtschaftlichen Nutzen erahnen. Dass die verschiedenen Aktivitäten im Tal Früchte tragen ist auch daran zu erkennen, dass verstärkt gebaut und saniert wird und somit der Talflucht ein Riegel vorgeschoben wurde. Eine durchaus erfreuliche Tatsache, und man darf hoffen, dass die Entwicklung auf sanfte Art fortgeführt wird und man sich auf die unschätzbaren Naturwerte besinnt. (Quellen: Gemeinde Graun; J. Rampold „Vinschgau“; Pfarrei St. Valentin)

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