An dieser Schautafel gibt es Informationen zur prähistorischen Siedlung „Kaschlin“.
David Fliri (links) und Thomas Koch Waldner gewährten spannende Einblicke in die Geschichte des Bergbaus im Vinschgau.
Peter Pfeifer, Geschäftsführer des Tourismusvereins Prad.
Am 13. Mai gab es eine geführte Wanderung entlang des „Bergbaurundweges Archaikweg“, der von Prad nach Stilfs führt.

Lehrpfad zur Bergbaugeschichte

„Bergbaurundweg Archaikweg“ offiziell eröffnet. 

Publiziert in 10 / 2023 - Erschienen am 23. Mai 2023

Prad/Stilfs - Die Bergbaugeschichte im Vinschgau ist noch lange nicht vollständig erforscht. Über bisherige Untersuchungs- und Forschungsergebnisse gibt der Bergbaurundweg und Lehrpfad „Archaikweg“ Aufschluss, der am 12. Mai mit Fachvorträgen im Nationalparkhaus „aquaprad“ in Prad offiziell eröffnet wurde. Peter Pfeifer, der Geschäftsführer des Tourismusvereins Prad, blickte auf die Entstehung des „Archaikweges“ zurück. Er erinnerte an die Zeit, als Hermann Theiner, vulgo Mooshofer Hermann, zusammen mit Ludwig Veith entlang des „Pfaffensteigs“ Karrenspuren entdeckten. Ludwig Veith hat diese Wagenspuren ausgegraben. 2018 formierte sich eine Arbeitsgruppe, bestehend aus dem ehemaligen Prader Bürgermeister Karl Bernhart und der früheren Kulturreferentin Annegret Rück aus Prad sowie dem damaligen Gemeinderat Roland Angerer aus Stilfs, die das Leader-Projekt „Bergbaurundweg Archaikweg“ auf den Weg brachte. Der Tourismusverein übernahm die Trägerschaft sowie die Vorfinanzierung des Projektes und konnte dieses in Zusammenarbeit mit vielen Partnern, allen voran dem Nationalpark Stilfserjoch, umsetzen. 

Schautafeln an markanten Punkten

Der Wanderweg führt von Prad nach Stilfs und folgt teilweise dem alten Karren- und Säumerweg. An markanten Punkten wurden Informationstafeln aufgestellt, die auf historische, geologische und biologische Besonderheiten aufmerksam machen und einen Einblick in die Bergbaugeschichte im Vinschgau verleihen. Für die Erarbeitung des Konzeptes konnte der gebürtige Prader Thomas Koch Waldner, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsbereich Montanarchäologie des Deutschen Bergbau-Museums Bochum, gewonnen werden. Koch Waldner war von 2019 bis 2021 mit dem Forschungsprojekt „Alpenkupfer im Vinschgau“ beschäftigt. Ausgehend von Erkenntnissen aus diesem Forschungsprojekt konzipierte er den Bergbaurundweg und Lehrpfad „Archaikweg“. Um auch einen Historiker an der Seite zu haben, holte Koch Waldner den aus Taufers im Münstertal stammenden Geschichtsforscher David Fliri mit ins Boot. Fliri ist u.a. Mitglied des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung und Archivar im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien. Umgesetzt wurde das Projekt in Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Stilfserjoch, dem „VUSEUM - ’s Vintschger Museum“, mit dem aus Stilfs stammenden historisch-ethnologischen Forscher Gerd Klaus Pinggera und anderen Partnern. Finanziell mitgetragen wurde die Projektumsetzung von der Gemeinde Prad und der Ferienregion Ortlergebiet. Der „Bergbaurundweg Archaikweg“ begegnet auf Halbweg dem kleinen Museum „Der Einstieg“ in Stilfs, wo schon seit einigen Jahren eine von Thomas Koch Waldner kuratierte Dauerausstellung zu sehen ist. Es wird aufgezeigt, wie bereits in prähistorischer Zeit Menschen für die Gewinnung von Erzen ins Ortlergebiet kamen und wie sich im Mittelalter erneut Bergleute niederließen und den Grundstein für die Entwicklung des Dorfes Stilfs legten.

„Es wäre noch viel zu erforschen“

Laut Koch Waldner, der im Nationalparkhaus zum Thema „Prähistorische Handelswege und Bergbau im oberen Vinschgau“ referierte, ist die Bergbaugeschichte im Vinschgau noch lange nicht vollständig erforscht. Der heutige Bergbaurundweg wurde bereits vor Jahrtausenden genutzt, um zur prähistorischen Höhensiedlung „Kaschlin“ und zu den Bergwerken bei Stilfs zu gelangen. Entlang des Weges wird nun über verschiedene Aspekte des prähistorischen Kupferbergbaus in den Alpen informiert: Siedlungsspuren, Schmelzwerke, Verhüttungstechnologie, Handelswege, Handel und Technologietransfer in der Urgeschichte. Über den Vinschger Bergbau im Mittelalter und in der Neuzeit sprach David Fliri. Er spannte einen Bogen vom Abbau von Erzen in der Bronzezeit und dem im Jahr 1352 eröffneten Eisenbergwerk in Sulden bis hin zum Bau des Schmelzwerks in Prad und die Einstellung der letzten Bergwerksversuche im Vinschgau in den 1790er Jahren. Zusammenfassend hielt Fliri fest, „dass der Bergbau im Vinschgau im Mittelalter und in der Neuzeit nicht wirklich eine Erfolgsgeschichte war.“ Wenn er es gewesen wäre, „sähe unsere Kulturlandschaft wohl ganz anders aus. Dennoch stellt der Bergbau einen wichtigen und bisher meist stark vernachlässigten Teil unserer Geschichte dar.“ Die heute noch erhaltenen Teile des Prader Schmelzwerks seien ein technisches Denkmal erster Güte, die Reste der Bergwerke Denkmäler und Zeugnisse von mehr oder weniger kontinuierlichem Bergbau seit prähistorischer Zeit. Daher ist es laut Fliri auch wichtig, „dass dieser weitgehend unbekannte Aspekt der Vinschger Geschichte im Rahmen des Archaikwegs eine adäquate Aufarbeitung gefunden hat.“ Vor allem werde der Bergbau in dieser Gegend dadurch endlich auch für ein breiteres Publikum begreif- und erfahrbar. Am 13. Mai lud der Tourismusverein Prad zu einer geführten Wanderung entlang des „Bergbaurundweges Archaikweg“ ein.

Josef Laner
Josef Laner

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