Am Tag der Romanik herrschte viel Betrieb im Klosterhof.
Der Gallenstein eines Esels als Lehrmittel aus dem einstigen Benediktiner-Gymnasium von Meran
Helene Dietl erklärt die Farbensymbolik durch Fresko-Reste in Sand gebettet.
Helene Dietl (links) am Klostermodell
Abt Markus Spanier erklärte die romanischen Balkendecken in den früheren Bibliotheksräumen.
Philipp aus Algund hatte den Löwenring gefasst und darf auf Kirchenasyl hoffen.
Mit Gemüseriegel durch die Romanik: Daniela Noflaner aus Meran (links) und Maria Luise Pöhl aus Schenna.

Lust auf Romanik

Kloster Marienberg ein Besuchermagnet am Tag der Romanik

Publiziert in 37 / 2020 - Erschienen am 27. Oktober 2020

Schlinig - Wieder war Kloster Marienberg ein attraktiver „Kulturstopp“ an der Straße der Romanik – trotz Corona. Die Gelegenheit, im höchsten Benediktinerkloster Europas in die Romanik abzutauchen, haben auch Maria Luise Pöhl aus Schenna und Daniela Noflaner aus Meran ergriffen. Sie warteten aufgeregt auf die nächste Führung mit Abt Markus Spanier und versuchten sich mit einem Gemüseriegel zu stärken. „Wir sind heute so bereichert worden….“, schwärmten sie. Die beiden hatten Romanik pur durch die Fresken in der Krypta erleben dürfen. Sie und ihre Gruppe sollten sogar eine Premiere erfahren. Sie wurden die ersten Besucher der neu eingerichteten Schauräume. Es waren die früheren Bibliotheksräume, die demnächst zugänglich sein werden. Durch das Abnehmen der Unterdecken kam die älteste Bausubstanz von Marienberg zum Vorschein. Plötzlich wurde der romanische Unterbau des Klosters mit Mauern und Bögen, Schießscharten und Balkendecken sichtbar. Abt Markus wies auf die klobigen Balken: „Darüber erkennt man Füll- und Einschubhölzer, die auf ein Blockhaus hinweisen. Vermutlich haben Arbeiter oder Mönche während der Bauarbeiten in Blockhäusern gewohnt“, erklärte er. Allerdings waren die Besucher von den Sammlungen in den Vitrinen, von Tierpräparaten, Mineralien und Kuriositäten schon sehr von der Romanik abglenkt
Ebenfalls neu im Angebot des Romanik-Tages 2020 waren die Führungen zu den „romanischen Schätzen“ des Museums. Die Kunsthistorikerin Helene Dietl eröffnete ihre Führung mit den romanischen Architekturelementen an Kloster und Klosterkirche. Sie betonte die „meditative Bedeutung“ des romanischen Kreuzganges und die „romanische Symbolsprache“ der Gartenanlagen. Auch ging sie auf das Gottesbild in der Romanik ein. Damals habe es weder einen drohenden, noch einen strafenden Gott gegeben. Ausführlich befasste sie sich mit Geschichte und Bildsymbolik einer der ältesten Kaseln (Messgewand) Europas und eines wertvollen Manipels (Tuch über den rechten Arm des Priesters). Anhand von Fresko-Resten aus der ursprünglich romanischen Stiftskirche kam Helene Dietl auf die Farbensymbolik der Muttergottes zu sprechen. Dietl erklärte auch die Handelswege für den Import von wertvollen Stoffen und Farben aus Persien und Afghanistan über Byzanz nach Venedig.
Das Museumsteam hatte nicht nur die romanischen Schätze und die Architektur vor Augen, sondern auch die jüngsten Besucher und die Familien. Die Autorin Gabriela Stach erzählte Märchen für Kinder und Erwachsene und von Felix, der kleinen Klostermaus. Sowohl Museumsleiterin Annemarie Schwarz, als auch Kunsthistorikerin Helene Dietl zogen Bilanz und waren überrascht, wie viele Besucher trotz Corona ins Kloster gekommen waren. 

Günther Schöpf
Günther Schöpf

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