Mit dem ersten Satz „Mein erster Toter war ein Rentner“ war der Bann zwischen Schülern und Autor bereits gebrochen.

„Mein erster Toter war ein Rentner…“

Publiziert in 39 / 2012 - Erschienen am 31. Oktober 2012
Joachim Meyerhoff, der Franz-Tumler-Preisträger 2011, las vor ­Oberschülern in Schlanders und trat mit seiner ­Burgtheaterproduktion im Kulturhaus auf. Mit dem Satz „Mein ersten Toter war ein Rentner...“ beginnt der neue, noch unver­öffentlichte Roman des Burgschauspielers und Schriftstellers Joachim Meyerhoff, den er während seines Schreibaufenthaltes in Laas vergangene Woche den Schülern des Real- und Sprachengymnasiums Schlanders erstmals öffentlich vorstellte. Meyerhoff schreibt auch in diesem Werk autobiografisch und erzählt, wie er als Sohn eines Psychiatriedirektors in Schleswig inmitten einer Heilanstalt und ihren skurrilen Patienten heranwuchs. Der Autor erzählt detailgetreu, witzig, humorvoll, und manches Mal verschwimmen Wahres und Erfundenes. „Indem ich erfinde, kommt die Erinnerung zurück“, so Meyerhoff. Die Lust des Schriftstellers am Erzählen macht auch vor privaten Themen nicht Halt. Es sei eine Sehnsucht da, von sich, von seinen Brüdern, von seinen Eltern zu erzählen, ohne sich oder sie lächerlich zu machen, so der Autor. Dem Tod setzt Meyerhoff eine gewisse Ironie und Komik gegenüber, die auch den jungen Zuhörern gefiel. Dabei sehe er jedoch jeden Verlust eines Menschen als nahen Bestandteil des Seins, gestand er den Schülern in der nachfolgenden Diskussion. Am nächsten Abend trat ­Joachim Meyerhoff auf Einladung des Südtiroler Kulturinstituts im vollbesetzten Kulturhaus Karl Schönherr in einer szenischen Lesung auf. „Zuhause in der Psychiatrie“ nennt sich Teil 2 des autobiografischen Theaterprojektes „Alle Toten fliegen hoch“. Diesen Titel verdankt das Werk Meyerhoffs Tante Thia, die mit dem Spiel „Es fliegt, es fliegt....“ die weitläufige Verwandtschaft erklären wollte. Bei den bereits verstorbenen Verwandten hieß es „Finger hoch“! Das Publikum erlebte einen humorvollen, lebendigen Erzähler von Kindheitserinnerungen, von seinem kindlichen „Jähzorn aus dem Nichts“, von Zankereien mit seinen größeren Brüdern und von seinen merkwürdigen Freunden in der Psychiatrie. Zum allgemeinen Verständnis zeichnete der Schauspieler das Psychiatriegelände sogar großflächig auf die Leinwand. Auf der Bühne in sich drehenden Vitrinen verteilt, lagen Reliquien aus jener Zeit, in der Joachim Meyerhoff in der Psychiatrie zuhause war. Beim Publikum im Kulturhaus löste das Gespür für Situationskomik, die Lebendigkeit und Fabulierlust des Schriftstellers und erfolgreichen Burgschauspielers Joachim Meyerhoff große Begeisterung aus.
Ingeborg Rainalter Rechenmacher
Ingeborg Rainalter Rechenmacher

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