Im Erkerzimmer auf Schloss Goldrain stellten Hermann Schönthaler (links) und Josef Lanz das Konzertprogramm 2010 von „musica viva Vinschgau“ vor.

„musica viva Vinschgau“ immer tiefer verwurzelt

Publiziert in 7 / 2010 - Erschienen am 24. Februar 2010
Goldrain - Mit rund 180 Besuchern war das Faschingskonzert, zu dem der Konzertverein „musica viva Vinschgau“ am 6. Februar das „Calmus Vokal­ensemble Leipzig“ in den Kultursaal von Schluderns eingeladen hat, ein voller Erfolg und zugleich ein würdiger Auftakt der Konzertreihe 2010. „Der neue Kultursaal in Schluderns ist sehr schön, die Akustik stimmt und die Zusammenarbeit mit der Einrichtung Kulturhaus Schluderns und dem örtlichen Bildungsausschuss war sehr gut“, resümierte der Präsident von „musica viva Vinschgau“, Hermann Schönthaler, der kürzlich zusammen mit dem künstlerischen Leiter Josef Lanz im Bildungshaus Schloss Goldrain auf das Konzertjahr 2009 zurückblickte und zugleich das Programm 2010 vorstellte. Sein Image konnte der Verein, den es in dieser Form seit 19 Jahren gibt, im Vorjahr weiter festigen. 10 Konzerte im Vinschgau und 3 Konzertfahrten nach Meran und Brixen wurden organisiert. Während einige Konzerte ausgebucht waren, hätten bei anderen noch zusätzliche Zuhörer Platz gehabt. Die Besucherzahl schwankte zwischen 30 und 300, insgesamt war sie höher als 2008. Leider nur sehr schwach besucht war der eigens auf Kinder und Jugendliche zugeschnittene Auftritt des sorbischen National-Ensembles. Schönthaler: „Obwohl wir rund 1.000 Einladungen verschickt haben, gab es nur wenige Eltern, die ihre Kinder animierten, mit dem Besuch dieses Konzertes einen ersten Zugang zur klassischen Musik zu finden. Das ist sehr schade.“ Aufgrund dieser Erfahrung von 2009 sei heuer kein Konzert dieser Art geplant. Ansonsten ist das Programm wieder reich bestückt mit ­Kirchenmusik, Chorgesang, zeitgenössischer Musik, Orchesterauftritten und Kammer­musik. Das Niveau ist beachtlich. Nach dem gelungenen Auftakt in Schluderns sind noch weitere 9 Konzerte sowie 2 Konzertreisen geplant. Händels „Messias“ als erster Höhepunkt Zu den Höhepunkten zählt zweifellos die Aufführung von G. F. Händels „Messias“ für Soli, Chor und Orchester am 7. März (18 Uhr) in der Pfarrkirche Schlanders. Aufgeführt wird der „Messias“ vom Südtiroler Vokalensemble unter dem Dirigentenstab von Willi Tschenett aus Stilfs. Dieses Konzert wird in Zusammenarbeit mit der Stiftung Südtiroler Sparkasse, dem Bildungsausschuss, der Gemeinde und dem Kirchenchor Schlanders organisiert. Am 22. März gastiert das Haydn Orchester mit Werken von Franz Schubert im Kulturhaus in Schlanders. Auf einen weiteren Höhepunkt darf sich das Publikum am 10. Oktober freuen, wenn des Ensemble Gherdeina (Leitung: Felicitas Schweizer) sowie der Domchor und das Domorchester Brixen in der Schlanderser Pfarrkirche Franz Schuberts Messe in Es-Dur D 950 für Soli, Chor und Orchester zur Aufführung bringen. Chorwerke von der Renaissance bis heute wird am 10. April der Monteverdi Chor München im Kultursaal in Schluderns zum Besten geben. Im Saal der Musikschule in Prad ist am 14. Mai das „Ensemble kapelush“ zu Gast. Auch Kloster Marienberg gehört zu den Aufführungsorten. Dort tritt am 1. Juni das „Ensemble vita & anima“ auf. Dargeboten wird Vokal- und Instrumentalmusik aus ­„sacrae nymphae“. Dieses Konzert findet in Zusammenarbeit mit dem Festival geistlicher Musik statt. Dank der Zusammenarbeit mit den Gustav Mahler Musikwochen werden am 29. Juli im Kulturhaus in Schlanders die Bläser der Windkraft-Kapelle und des Südtiroler Jugendblasorchesters zu hören sein. Freunde der Kammermusik können sich am 20. November im Bildungshaus Schloss Goldrain auf den Auftritt von Philipp Tutzer (Fagott) und des Amarida Ensembles freuen. Dieser Konzertabend wird in Zusammenarbeit mit dem Festival zeitgenössischer Musik angeboten. Derzeit noch offen ist das Programm und die Besetzung des Konzertprojekts „Konzert CHORO Concerto“, das für den 12. Dezember in Pfarrkirche Laas angesetzt ist. Die Leitung übernimmt Marlene Lichtenberg. „Mit diesem Projekt soll es jungen Leuten ermöglicht werden, einen neuen Chorklang zu finden“, sagte Josef Lanz. Bei den Konzert-Reisen stellt „musica viva Vinschgau“ den Bus zur Verfügung und übernimmt die gesamte Organisation. Heuer wird am 28. März in der Stadtpfarrkirche Meran die Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach besucht (Dresdner Kreuzchor und Dresdner Kapellsolisten) und am 19. Mai, ebenfalls in der Meraner Stadtpfarrkirche, der Auftritt des „RIAS Kammerchors“. Beide Konzert-Besuche finden in Zusammenarbeit mit Musik Meran statt. „Es gibt keine elitäre Musik“ Die Zusammenarbeit mit Josef Lanz, der mehrere Festivals und Konzertreihen in Südtirol künstlerisch leitet, weiß „musica viva Vinschgau“ zu schätzen. Lanz seinerseits freut sich, dass der Bekanntheitsgrad des Konzertvereins weiter gestiegen ist. Was er – bezogen auf ganz Südtirol – bedauert, ist die Kluft zwischen der Amateurmusik und so genannter elitärer Musik. Lanz wörtlich: „Es gibt keine elitäre Musik. Ich kann nicht verstehen, warum sich Mitglieder von Chören oder Musikkapellen, in deren Reihen es viele Profis gibt, nicht zahlreicher und öfter dazu aufraffen, auch einmal ein klassisches Konzert zu besuchen.“ Neue Mitglieder willkommen Rund 160 Mitglieder zählt „musica viva Vinschgau“. Aus deren Reihen setzt sich auch großteils das treue Stammpublikum zusammen. Die Zahl der Fördermitglieder ist auf 9 angewachsen. Wer 150 Euro als Mindestbeitrag zahlt, wird Fördermitglied und sein Name bzw. jener seines Betriebs wird in allen Programmheften erwähnt. Neue Mitglieder sind stets willkommen. Was die Finanzen betrifft, so streckt sich der Konzertverein laut Schönthaler nach der Decke. Der Hauptbeitrag kommt vom Landesamt für Kultur. Großen Dank zollt der Verein auch den Raiffeisenkassen des Vinschgaus, mit denen der Sponsorvertrag für weitere zwei Jahre verlängert wurde. Auch die Gemeinde Schlanders sowie die Stiftung Südtiroler Spar­kasse leisten Unterstützung. Was die Organisation angeht, so bietet seit jeher das Bildungshaus Schloss Goldrain wertvolle Dienste an, in erster Linie in der Person von Andrea Hanni. Dankbar ist der Verein auch für die Arbeit von Heinrich Müller, der sich ehrenamtlich um die steuerrechtliche Abwicklung kümmert. Weiters gibt es etliche freiwillige Helferinnen und Helfer.
Josef Laner
Josef Laner

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