„musica viva Vinschgau“ in neuen Händen
Mit Hermann Schönthaler verabschiedet sich ein Kenner und Liebhaber der klassischen Musik. Ein Interview.
Vinschgau/Schlanders - Der Konzertverein „musica viva Vinschgau“ organisiert seit drei Jahrzehnten rund ein Dutzend klassische Konzerte pro Jahr in Schlanders und anderen Orten des Vinschgaus. Der langjährige Vorsitzende Hermann Schönthaler hatte sich beim Weihnachtskonzert im Dezember 2022 vor Konzertbeginn verabschiedet; die offizielle Übergabe erfolgte vergangene Woche bei der Vollversammlung des Konzertvereins. Die Bezirkszeitung „der Vinschger“ hat mit Hermann Schönthaler ein Gespräch geführt.
der Vinschger: Das Weihnachtskonzert mit dem „ensemble amarena“ war das letzte Konzert, an dem Sie organisatorisch mitgewirkt haben. Beginnt eine neue Ära für den Konzertverein „musica viva Vinschgau“?
Hermann Schönthaler: Das glaube ich nicht. Es gibt einen anderen Vereinsvorsitzenden und ein weiteres neues Vorstandsmitglied, ansonsten ändert sich an der personellen Zusammensetzung nichts. Auch der künstlerische Leiter bleibt derselbe.
Warum glauben Sie, dass sich die Nachfolge des Vereinsvorsitzes so schwierig gestaltet hat?
Das ist eine gute Frage. Tatsache ist, dass im Laufe des vergangenen Jahres viele Personen erfolglos angesprochen und gebeten worden sind, diese Aufgabe zu übernehmen. Natürlich, dieses Amt fordert ehrenamtlichen Einsatz, die bürokratischen Anforderungen sind umfangreich und mit beachtlicher Verantwortung verbunden. Eine weitere Voraussetzung ist die Freude an der Musik.
Sind klassische Konzerte ein Publikumsmagnet oder besucht sie nur ein elitäres, klassikaffines Publikum?
Weder noch! Wir können weder von einem Publikumsmagnet und schon gar nicht von elitärem, klassikaffinem Publikum sprechen. „musica viva Vinschgau“ hat in den vergangenen 31 Jahren insgesamt ca. 350 Konzerte angeboten. Es stimmt, dass davon viel klassische Musik dabei war. Es war und ist das Bestreben des Vereins, auch klassische Musik in den Vinschgau zu bringen, aber nicht nur. Unser Bestreben war, bewährte Musikgruppen aus den verschiedensten Ländern, aber auch aus Südtirol, an verschiedenen Orten des Vinschgaus anzubieten. Wir hatten viele Angebote auch für jene, die nicht Freunde der klassischen Musik sind. Ich denke da z.B. an die jährlichen Weihnachtkonzerte, an die Gesangsgruppen usw., die jedermann angesprochen haben.
Wie wurde das jährliche Konzertprogramm ausgewählt und worauf kann sich das Publikum im Jahr 2023 freuen?
Die Erstellung des jeweiligen Jahresprogrammes ist immer in Zusammenarbeit mit dem künstlerischen Leiter erfolgt. Ausschlaggebend war dabei die Auswahl der Musikgruppen, die Finanzierung derselben, die Wahl des Aufführungsortes usw. Im Jahr 2023 wird es ein eingeschränktes Programm geben. Den Auftakt macht am 16. Februar das Haydnorchester im Kulturhaus Schlanders. Weitere sechs Konzerte sind in Planung. Voraussichtlich wird es auch eine Aufführung in Schluderns und auf dem Tartscher Bichl geben.
Wie hat sich der Konzertverein „musica viva Vinschgau“ finanziert?
Die Finanzierung erfolgte vom Landesamt für Kultur, von den Raiffeisenkassen des Vinschgaus, von der Stiftung Südt. Sparkasse und von der Gemeinde Schlanders. Indirekt finanziell unterstützt hat uns das Studio Müller durch die kostenlose Erledigung der Steuerangelegenheiten. Es gab auch Fördermitglieder, die den Verein finanziell unterstützten. Allen sage ich herzlichen Dank. Anführen möchte ich auch die gute Zusammenarbeit mit dem Kulturhaus Schlanders und mit Schloss Goldrain.
Werden Sie der klassischen Musik treu bleiben?
Die Antwort auf diese Frage ist ein eindeutiges JA!
