Neues Buch über Franz Tappeiner

Publiziert in 22 / 2017 - Erschienen am 13. Juni 2017

Meran/Laas - Über 50 Jahre lang wirkte der aus Laas stammende Franz Tappeiner (1816-1902) als Kurarzt und Berater im Meraner Gesundheitswesen, begleitete den Umbau des noch mittelalterlich geprägten Landstädtchens zum glanzvollen Kurort und krönte sein Lebenswerk mit der Stiftung des Tappeinerweges. Die einmalige Höhenpromenade am Küchelberg gehört längst zum Selbstverständnis der Passerstadt. Wenige wissen, dass der große Mäzen auch ein passionierter Botaniker war, dazu ein ernsthafter Anthropologe und Tuberkulose-Forscher, der mit der wissenschaftlichen Elite seiner Zeit in regem Ideenaustausch stand. Im März 2016 veranstaltete das Palais Mamming Museum eine Tagung in Meran, um an den ­Visionär Tappeiner zu erinnern und seine Zeit neu zu begreifen. Das nun im Athesia-Verlag erscheinende Buch „Franz Tappeiner – Kurarzt und Mäzen/Medico e mecenate“ versteht sich als schriftliche Fortsetzung der Tagung. Herausgegeben wird die in deutscher und italienischer Sprache verfasste Publikation von der Germanistin Ulrike Kindl und dem ORF-Journalisten Patrick Rina. In ihren Beiträgen widmet sich Kindl dem facettenreichen Leben und Werk Tappeiners, verwebt die Biographie des Arztes mit der Geschichte Merans, Tirols und Europas. Rosanna Pruccoli skizziert die Beziehungen Franz Tappeiners zum jüdischen Arztkollegen Raphael Hausmann und wirft ein interessantes Schlaglicht auf ein vergessenes Stück Meraner Geschichte. Zum 80. Geburtstag Tappeiners, am 7. Jänner 1896, veröffentlichte Hausmann auf der Titelseite der Wiener „Neuen Freien Presse“ eine Würdigung des verehrten Freundes. Renate Abram nimmt sich in ihrem Beitrag der Meraner Kurmittel um 1900 an. Die Stadt war für die „Terrainkur“ bekannt. Diese vom bayerischen Arzt Max Joseph Oertel entwickelte Bewegungstherapie stand Pate bei der Anlegung des ersten Abschnitts des Tappeinerweges 1893. Beim zügigen Spazieren auf sanften Steigungen sollten Herz und Kreislauf gestärkt werden. Francesco Rosani portraitiert in seinem Aufsatz das damals überaus fortschrittliche Sanitätswesen Merans, beschreibt sanitäre Neuerungen und die Errichtung des städtischen Krankenhauses (1905) und Kurmittelhauses (1907). Auf das bekannte marmorne Tappeiner-Denkmal am Tappeinerweg geht Markus Neuwirth in seiner kunsthistorischen Analyse ein, mit einem Seitenblick auf die Rolle des gehobenen Kunstkonsums in der Belle Époque. Zwei zeitgenössische Kostproben literarischer Annäherung an Merans Geschichte bieten hingegen der aus Schluderns stammende Historiker und Literat Sebastian Marseiler, der (mit Augenzwinkern) über das kultur-, sozial- und wirtschaftshistorische Verhältnis der Stadt zum Vinschgau berichtet, und Alessandro Banda. Er setzt sich mit einem faszinierenden Thema auseinander, mit dem „Tod in Meran“. Wer um 1900 als Kurgast an die Passer kam, hatte ernste gesundheitliche Sorgen. Im Anhang des Buches findet sich, neben dem Schriftenverzeichnis Tappeiners, bislang unveröffentlichtes Material aus dessen Nachlass, darunter der Stiftbrief des Tappeinerweges. Das Buch bildet den ersten Band der MERABILIA-Schriften des Meraner Stadtmuseums. In Zukunft sollen – in unregelmäßigen Abständen und mit Hilfe des reichhaltigen Stadt­archivs – Sammelbände herausgegeben werden, um Merans Vergangenheit wissenschaftlich aufzubereiten.

Redaktion

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