Vorgestellt wurde das Pilotprojekt „Besser lesen und schreiben“ am Sitz der Bezirksgemeinschaft.

Pilotprojekt „Besser lesen und schreiben“

Publiziert in 16 / 2022 - Erschienen am 13. September 2022

Schlanders - Auch in Südtirol gibt es deutschsprachige Erwachsene, die nicht richtig Deutsch lesen und schreiben können und daher Schwierigkeiten haben, Texte zu verstehen oder zu formulieren. Um diese Lücke zu schließen, warten das Landesamt für Weiterbildung und die KVW Bildung (Weiterbildungsorganisation im KVW) jetzt mit dem Projekt „Besser lesen und schreiben“ auf. Das Projekt beschränkt sich zunächst auf den Vinschgau und soll später schrittweise auf andere Landesteile ausgedehnt werden. Ziel ist es, deutschsprachige Erwachsene, die über eine geringe Lese- und Schreibkompetenz verfügen, zu fördern. Dafür wurde beim KVW in Schlanders eine eigene Anlaufstelle eingerichtet, wo ab dem 29. September jeden Donnerstag von 16 bis 18 Uhr persönliche, anonyme und kostenlose Einzelberatungen angeboten werden. Die Details des Pilotprojektes wurden am 9. September von Vertretern des Amtes für Weiterbildung und der KVW Bildung im Beisein von Vertretungen der Lebenshilfe, der Sozialdienste, des Südtiroler Bauernbundes, des Arbeitsvermittlungszentrums Schlanders und weiterer Netzwerkpartner am Sitz der Bezirksgemeinschaft Vinschgau vorgestellt. Laut Brigitte Abram von der KVW Bildung wurde der Vinschgau vor allem deshalb als Pilotgebiet ausgesucht, weil es im Vinschgau ein gut aufgestelltes soziales Netzwerk gibt: „Es ist dieses Netzwerk, über das wir die Zielgruppe erreichen möchten.“ Sonja Logiudice und Martin Peer vom Amt für Weiterbildung sagten, dass es sich um ein langfristiges Projekt handelt, für dessen Umsetzung es einen langen Atem brauchen wird. Andrea Kuhn-Bösch wartete mit Daten aus Deutschland auf, wo es über 6 Millionen Erwachsene gibt, die nicht richtig Deutsch lesen und schreiben können. Über die Hälfte davon sind deutscher Muttersprache. Die Bildungsexpertin zeigte auf, warum sich manche Menschen Schwierigkeiten haben, amtliche Schreiben oder andere Texte zu verstehen bzw. Texte zu schreiben, obwohl sie keine Analphabeten sind und die Pflichtschule abgeschlossen haben. „Die Ursachen einer geringen Literalität liegen nicht allein am Schulsystem.“ Auch auf schwierige Lebensumstände, gesundheitliche Beeinträchtigungen, das Verlernen aufgrund fehlender Anwendung oder auf die steigenden schriftlichen Anforderungen kann eine verringerte Lese- und Schreibkompetenz zurückzuführen sein. Viele Informationen zur Grundausbildung in Bayern sind im Internet zu finden (https://linktr.ee/alphakooperativ). In der Anlaufstelle in Schlanders steht Heike Walden (Maria-Hueber-Gymnasium in Bozen) zu den genannten Zeiten für vertrauliche Beratungsgespräche zur Verfügung. Bei Bedarf kann in weiterer Folge auch die Abhaltung spezieller Kurse vereinbart werden. Der KVW-Bezirksvorsitzende Heinrich Fliri sieht im Pilotprojekt eine soziale Aufgabe, welche die KVW Bildung zusammen mit dem Amt für Weiterbildung annehme. Man wolle auch Sensibilisierungsarbeit leisten. Neben den Betroffenen selbst sollen auch Angehörige, Arbeitgeber sowie die Gesellschaft insgesamt auf das Thema aufmerksam gemacht werden. 

Josef Laner
Josef Laner

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