Prokulus Museum Naturns – 1500 Jahre Geschichte
Publiziert in 22 / 2006 - Erschienen am 11. Oktober 2006
Seit dem 2. Mai dieses Jahres ist das Prokulus Museum in Naturns für die Öffentlichkeit zugänglich, an die 4.500 Besucher haben sich seitdem von der „Zeitreise“ in die Vergangenheit inspirieren lassen. Im Rahmen einer schlichten Feier fanden am 23. September die Segnung und offizielle Übergabe statt („Der Vinschger“ hat bereits berichtet)
Den Mittelpunkt des Museums bilden die archäologischen Funde aus der nahe gelegenen Prokuluskirche und dem dazugehörigen Friedhof. St. Prokulus in Naturns – berühmt wegen seiner frühmittelalterlichen Wandmalereien - gehört mit zu den ältesten frühchristlichen Kirchen in Südtirol. Der Museumsparcour mit einer Ausstellungsfläche von ca. 320 Quadratmeter ist vollkommen unterirdisch (ca. 7 Meter tief unter der Erdoberfläche) angelegt und befindet sich direkt unter dem neuen Einsegnungsplatz des Friedhofes. Die Besucher begegnen den Ausstellungsobjekten also dort, wo sie Jahrhunderte lang verborgen lagen.
Zielsetzung der Initiatoren und Fachleute war und ist es, die Inhalte des Prokulus Museums in einer lebendigen und einer allgemein verständlichen, faszinierenden Weise dem Besucher zu erklären und näher zu bringen.
Die Fresken und Darstellungen in der Prokuluskirche sind in wissenschaftlicher Hinsicht sicher von großer Bedeutung, für manchen Laien aber „eine schwere Kost“, das heißt, ohne Führungen und Erklärungen nicht so einfach verständlich. Der Museumsparcours wurde hingegen so konzipiert, dass der Inhalt für jeden, vom Kind bis zum Wissenschaftler, ohne zusätzliche Erläuterungen leicht verstehbar ist. Demzufolge wird der Besucher beim Verlassen des Ausstellungsraumes sicher überzeugt sein, dass er eigenständig etwas dazu gelernt hat.
Das Grundkonzept basiert auf einer zeitgeschichtlichen Reise entlang der wichtigsten Entwicklungsstufen der daneben stehenden St. Prokuluskirche. Das Museum ist in 4 Hauptperioden unterteilt und gibt Einblick in die 1.500 Jahre alte Geschichte dieser Region. Insgesamt vier Raum-Zeit Stationen führen in die Epochen Spätantike, Frühmittelalter, Gotik und Pestzeit ein. Diese Zeitabschnitte werden von den Besuchern über 2 Schienen erwandert.
Die 1. Schiene ist eine stark szenografisch gestaltete und eine zeitgemäße Einrichtung, sie leitet den Besucher mittels Modell und einleitendem Film in die jeweilige Epoche ein.
Auf die vorhin genannten 4 geschichtlichen Bereiche (Spätantike, Frühmittelalter, Gotik und Pestzeit), die in ansprechenden Formen dargestellt werden, folgt die Überleitung in die Neuzeit. Anschließend gibt es einen wissenschaftlichen Bereich („Anthropologie) sowie einen wissenschaftlich- kunsthistorischen Bereich (gotische Wandgemälde). Die 2. Schiene ist die didaktisch museale Informationsschiene.
Das Prokulus Museum wird von der Marktgemeinde Naturns verwaltet, die Führung wurde dem Prokulus Kulturverein übertragen. Die Baukosten inklusive Einrichtung und Ausstattung betragen ca. 600.000 Euro. Kulturreferent Valentin Stocker erwähnte, dass bis heute eine vielfältige Schicht an Besuchern zu beobachten war. Neben einheimischen Bürgern kamen vor allem auch viele Urlaubsgäste ins Museum. Ein Beweis, dass sich auch Auswärtige für die Geschichte dieser Region interessieren. In Zukunft möchte man vor allem die Kinder über Schulen, Jugendgruppen verstärkt zu einem Besuch dieses Museums motivieren. (Ossi)
Öffnungszeiten:
Zwei Wochen vor Ostern bis Anfang November;
jeweils von Dienstag bis Sonntag von 9.30 bis 12.00 und von 14.30 bis 17.30 Uhr; Montag Ruhetag, feiertags immer geöffnet.
Oskar Telfser