Römerstraße Via Claudia Augusta

Publiziert in 12 / 2005 - Erschienen am 23. Juni 2005
Ein „lukullisch-kultisch-kulturelles SPEKTAKULUM“ wurde den Feriengästen und Einheimischen an jenem für diese Jahreszeit viel zu kaltem Juniabend in der Gartenanlage des historischen Gasthofes „Hanswirt“ in Rabland geboten. Anlass zu diesem Spektakel war der Bau der vor fast 2000 Jahren von Zensor Drusus begonnenen Heeresstraße und die unter seinem Sohn, dem römischen Kaiser Claudius Augustus (41 – 54 n.Chr.) zu einer teilweise 5 m breiten Alpen-Kaiserstraße ausgebaut wurde; seit jeher verbindet sie Menschen, Zeiten und Kulturen. Warum wurde gerade hier in Rabland gefeiert ? Petra Fliri aus Staben bei Naturns - sie hat ihre Diplomarbeit über die Straße geschrieben und man kann sie somit als Expertin auf diesem Gebiet betrachten – hat die Einführung übernommen und mit wenigen Worten genau sagen können warum: Der Grund ist in den wichtigen Funden aus der Römerzeit zu suchen, die in unserem Gebiet gemacht worden sind: im 17. Jh. oberhalb von Partschins, im Zieltal ein 217 n Chr. der Jagdgöttin Diana geweihter Altar, (heute im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum zu sehen); dann eine Grabplatte aus dem 1. oder 2. Jh. n.Chr. für den mit nur 21 Jahren verstorbenen Quintus Caecilius Eutropius, die heute im Hochhubenhof in Partschins neben der Haustür eingemauert ist; ein Marmorsockel aus dem 3. Jh. n.Chr. mit leider nicht klar entzifferbaren Inschrift, sowie einige Münzen und bei der Töll – auf dem Grund des heutigen Restaurants „Onkel Taa“ - Reste eines Thermalbades, welches sicherlich bereits die Römer benützt haben. Als den wichtigsten Fund jedoch kann man den mit 46 n.Chr. datierten Meilenstein nennen. Dieser wurde 1552 wahrscheinlich vom Zielbach in der Etsch freigespült und in Rabland beim „Suppenhof“ (das jetzige 4*-Hotel mit Restaurant „Hanswirt“) gefunden. Den ganzen Abend hindurch gaben die auf eine Leinwand proiektierten Lichtbilder Informationen und genauere Details über die Funde. Bei Feltre war noch ein zweiter Meilenstein gefunden worden und die Inschrift auf diesen beiden Steinen, bezeugen den Verlauf dieser für den Transport, den Nachschub, aber auch für Händler und die ersten Reisenden notwendig gewordene Handels-Kaiserstraße; sie verband die damals sehr wichtige Hafenstadt Altinum in Nähe der Pomündung mit der Donau und „Municipium Aelium Augustum Vindelicum“ (= Augsburg). Die Via Claudia Augusta führte am Fluss Piave entlang, durchs Suganatal, ab Trient durch das Etschtal, an Bozen und Meran („Maiens“) vorbei, am Reschen und Fernpass überquerte sie die Alpen und war insgesamt 517 km lang. An der Töll hatte sich zu jener Zeit eine Zollstation befunden, die Grenze zwischen Nord und Süd, die auch das ganze Mittelalter hindurch noch in Funktion war (daher hat auch das Gasthaus dort, der „Zollwirt“, seinen Namen). Die Volkstanzgruppe Partschins hat in mittelalterlichen Kostümen auf sehr unterhaltsame Weise einige alltägliche Geschehnisse an einer römischen Zollstation nachgespielt, wie den Transport von Gefangenen, Transit von Händlern, das Gefühl der Zöllner, weit entfernt von Zivilisation und Wohlstand im fernen Rom leben zu müssen; diese unterhaltsame Parodie zeigte unter anderem, dass man es schon damals sehr gut verstand, sich durch Korruption und Bestechung Vorteile zu verschaffen.
Christel Strasinsky

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