Auch das Bad von Hitler hat der Kunst- und Dekorationsmaler Alessio Nalesini geschaffen.

Schlanderser wirkte bei „Mein Führer“ mit

Publiziert in 1 / 2007 - Erschienen am 17. Januar 2007
Am 11. Jänner ist den Kinos in Deutschland die umstrittene und viel diskutierte Kinofilmkomödie „Mein Führer - Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler“ von Dani Levy angelaufen. Schon am ersten Tag stürmten 45.000 Personen die deutschen Kinos. „Dieser Film reißt den Zuschauer mit, man wird einerseits zum Lachen verführt und andererseits auch zum Nachdenken angeregt. Es ist eine Gratwanderung zwischen Humor und Traurigkeit.“ So beschreibt Alessio Nalesini aus Schlanders den Film von Dani Levy. Der Film trägt auch seine Handschrift, denn der 44-jährige Kunst- und Dekorationsmaler war bei der Kulissenarbeit und bei den Dreharbeiten für die Gestaltung der Oberflächen zuständig. So hat er unter anderem das Bad von Hitler geschaffen und das Bett des Führers. Für die Reichskanzlei zum Beispiel bemalte er 300 Quadratmeter Marmorboden. Es sollte alles so aussehen, wie es zu Hitlers Zeiten tatsächlich ausgesehen haben könnte. Zumal es von Hitlers Bad und Bett keine Fotos gibt, hatte der freischaffende Künstler die Möglichkeit, eigene Ideen einzubringen. Für den Stil konsultierte er Bücher und Dokumente, in der Form hatte er freie Hand, um die komödiantische Note des Films zu unterstützen: Von Hitler weiß man, dass er in einem schlichten Bett schlief, im Film ist es ein prunkvolles, riesengroßes, überzogenes Bett. Die Kloschüssel im Bad wird zu einem „Thron“. Besonderen Wert legte Alessio auf die Farbgebung. Bei der Gestaltung des KZ-Raumes zum Beispiel galt es, diesem Raum ein gammeliges, kaltes und tristes Aussehen zu verleihen. Auch für die Schaffung einzelner Details war viel Kleinarbeit gefragt. „Es war zum Teil Schwerarbeit, ich kam jeden Tag ins ­Schwitzen,“ erinnert sich der Künstler. Die Film-Uraufführung fand am 9. Jänner in Essen statt. Bei der offiziellen Filmpremiere am Tag danach in Berlin war Alessio Ehrengast. Wie aber kommt man zu so einem Auftrag? Alessio: „Vor rund zwei Jahren lernte ich auf einer Party eine ­RTL-Redakteurin kennen. Sie gab mir die Telefonnummer des Szenenbildners Christian Eisele in Berlin. Als ich mich später aus Arbeitsgründen in Berlin aufhielt, besuchte ich Eisele. Wir waren einander sofort sympatisch.“ 2005 rief Eisele den Schlanderser nach Berlin, um an Dani Levys Film mitzuarbeiten. Von Ende November 2005 bis Mitte Februar 2006 erfolgten die Kulissenarbeiten, von Mitte Jänner bis Mitte März 2006 wurde gedreht, und zwar im ehemaligen Reichsjustizgebäude in Berlin und in einer ehemaligen Panzerkaserne bei Potsdam. Das Reichsjustizgebäude hinterließ bei Alessio einen tiefen Eindruck: „Es läuft einem schon schaurig über den Rücken, wenn man weiß, dass in diesem Gebäude in der Zeit des Nationalsozialismus Abertausende von Todesurteilen unterzeichnet wurden.“ Für die Außenaufnahmen war ein Modell des Gebäudes im Maßstab 1:18 angefertigt worden. Während der Arbeiten am Film lernte der Schlanderser nicht nur den Regisseur Dani Levy, sondern auch viele Schauspieler kennen, so unter anderem Helge Schneider (Adolf Hitler), Ulrich Mühe (Prof. Adolf Grünbaum) oder Sylvester Groth (Dr. Joseph Goebbels). Alessio hat die Kunstschule in Gröden besucht. Danach wanderte er aus und bildete sich in Deutschland weiter. Er war auch als Werbetechniker tätig und absolvierte die Ausbildung als Theatermaler. Gearbeitet hat er bisher unter anderem in Norditalien, in vielen Orten Deutschlands sowie auch in Spanien und Frankreich. Er hat bereits mehrere Schlösser und andere Bauten ausgestattet, so etwa einen Teil des Geburtshauses von Georg Friedrich Händel in Halle. Das Hendel-Haus ist heute ein Museum, das auch eine Musikinstrumentensammlung beherbergt. Für diesen Raum hat Alessio die Wände gestaltet. Die Mitarbeit an einem Kinofilm hatte er sich schon lange gewünscht. Nun ist dieser Wunsch in Erfüllung gegangen. Alessio hofft, dass der Film „Mein Führer“ zu einem Schlüssel wird, der ihm die Tore für weitere Kinofilmprojekte öffnet. Im Spätherbst 2006 leitete Alessio zwei Kurse (Marmor- und Graumalerei) an der Landesberufsschule Schlanders. In Kürze beginnt ein weiterer Kurs für Marmormalerei. Weitere Kurse für die Herbst- und Wintersaison 2007 sind in Planung. Zum Film Dani Levys Film „Mein Führer“ hat in Deutschland schon vor der Premiere eine heftige Kontroverse ausgelöst: Darf man über Hitler lachen? Der schweizerisch-deutscher Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur Dani Levy bejaht diese Frage. Er präsentiert im Film seine subjektive Sicht auf die Geschichte, frei erfunden und provozierend frech. Er seziert die Schrecken des Nationalsozialismus mit subversivem Humor. Der Film ist eine Co-Produktion von Y Filme und X Filme. Produzent ist Stefan Arndt.
Josef Laner
Josef Laner

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