Peter Silbernagl (rechts) im Gespräch mit dem früheren Kulturhaus-Präsidenten Erwin Dilitz.

„Theater muss irritieren, provozieren und unterhalten“

Publiziert in 32 / 2010 - Erschienen am 15. September 2010
Schlanders – Wer vor dem Fernseher sitzt, weiß, was ihn erwartet. Im Theater hingegen wird der Zuschauer gefordert. „Theater muss irritieren, provozieren und unterhalten“, ist Peter Silbernagl, der Direktor des Südtiroler Kulturinstituts, überzeugt. Mit gleich vier niveau­vollen und hochkarätig besetzten Theater­aufführungen, zu denen das Kulturinstitut in der Spielzeit 2010/2011 in das Kulturhaus „Karl Schönherr“ einlädt, wird der Neugier der Theaterfreunde voll Rechnung getragen. „Der Vinschger“: Seit Herbst 2006 gastiert das Kulturinstitut regelmäßig mit Aufführungen im Vinschger Hauptort. Wie wurde bzw. wird dieses Kulturangebot angenommen? Peter Silbernagl: Das ­Vinschger Publikum hat unsere Angebote bisher sehr gut angenommen. Mit unserer Programmauswahl ist es uns fast immer gelungen, den Besuchern besondere und erlebnisreiche Stunden zu bieten. Theater ist Erlebnis und Herausforderung zugleich; es bedarf dazu lediglich einer Portion Neugier. „Wir spiegeln Ihr Leben, eine ganze Spielzeit lang“, so lautet der Slogan der neuen Saison, denn Theater ist natürlich gespieltes, aber immer auch gespiegeltes Leben. Es gibt schon seit einiger Zeit ein bestimmtes Stammpublikum bei den Aufführungen des Kulturinstituts in Schlanders. Für die Spielzeit 2010/2011 wurde ein handliches Abonnement-Faltblatt herausgebracht, in dem alle vier Aufführungen in Schlanders kurz beschrieben sind. Peter Silbernagl: Wir haben mittlerweile einen soliden Grundstock an Abonnentinnen und Abonnenten, möchten diesen aber weiter ausbauen. Unser Abonnement hat viele Vorteile: einen Preisnachlass von 25%, einen festen Sitzplatz und das Anstehen an der Kasse vor jeder Aufführung entfällt. Abonnements für die vier Theateraufführungen in Schlanders sind übrigens noch bis zum 22. September in den Athesia-Buchhandlungen oder auch bei uns im Kulturinstitut (www.kulturinstitut.org; Tel. 0471 313800) erhältlich. Bleibt Schlanders weiterhin ein fester Standort des Kultur­instituts? Peter Silbernagl: Das ist unsere erklärte Absicht. Funktionieren kann das nur, wenn unsere Angebote in Schlanders gewollt, mitgetragen und nach Möglichkeit auch unterstützt werden. Dies hat bisher bestens geklappt und wir hoffen, dass es so bleibt. Ohne den außerordentlichen Einsatz des früheren Kulturhaus-Präsidenten Erwin Dilitz wäre es nicht möglich gewesen, Gastspiele des Kulturinstituts in den Vinschgau zu bringen. Für uns ist Schlanders mittlerweile ein Fixpunkt im Programm. Unverzichtbar ist auch die Unterstützung von privater Seite, ich möchte hier vor allem die Initiative „Wirtschaft & Kultur – Schlanders“ nennen. Und worauf dürfen sich die Theaterfreunde in der Spielzeit 2010/2011 freuen? Peter Silbernagl: Auf Theater­aufführungen der Spitzen­klasse, und zwar nicht nur was die Wahl der Stücke betrifft, sondern auch die Gast-Ensembles, die Inszenierungen und die Besetzungen. Den Auftakt macht am 14. Oktober das Badische Staatstheater Karlsruhe mit dem Stück „Der Theatermacher“ von Thomas Bernhard. In diesem Stück „funktioniert nichts“, Bernhard karikiert darin das aussichtslose Streben des Künstlers nach Perfektion in einer kultur- und kunstfeindlichen Welt, daher auch der Untertitel „Ein Schauspieler mit desolater Truppe in der tiefsten Provinz.“ Mit „Strum“ (26. November) und „Viel Lärm um Nichts“ (27. April) kommen gleich zwei Stücke von William Shakes­peare nach Schlanders. Nicht zu viel Shakespeare? Peter Silbernagl: Nein, denn die Stücke sind sehr unterschiedlich. „Viel Lärm um Nichts“, aufgeführt von der „bremer shakespeare company“, ist eine klassische Komödie, während der „Sturm“ das letzte große Bühnenwerk von Shakes­peare ist, sozusagen sein Vermächtnis, das in der Hauptfigur des Prospero zum Ausdruck kommt. Auf die Aufführung des Wiener Burgtheaters und ganz besonders auf die Inszenierung darf man mehr als nur gespannt sein. Die Regisseurin Barbara Frey hat das Stück auf 90 Minuten und drei Personen gekürzt, ohne ihm an Essenz zu nehmen. Auch auf „Alle sieben Wellen“ dürfen wir uns freuen. Peter Silbernagl: Ja, es handelt sich um eine Bühnenversion von Daniel Glattauers­ gleich­namigem Bestseller. Das ­Theater in der Josefstadt kommt mit diesem Stück am 17. ­Februar 2011 nach Schlanders. Alexander Pschill und Ruth Brauer-Kvam spielen ein Paar, das sich per E-Mail gefährlich nahe kommt. Zusätzlich zur virtuellen Begegnung kommt es aber auch zu einem realen Zusammentreffen. Das Kulturinstitut wartet auch mit Kinder- und Jugendtheater auf. Peter Silbernagl: Mit unseren Kinder- und Jugendtheatertourneen ziehen wir breite Kreise und machen dabei auch in Naturns und in Schlanders halt. Interview: Sepp Laner
Josef Laner
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