Unsere Liebe Frau macht Dorfgemeinschaft
Die Stabener feierten ihre Schutzpatronin und schufen dazu das Dorfbuch im Dorfbuch.
Staben - Die Engstelle muss immer schon eine Rolle gespielt haben. Vielleicht bestand schon früh ein Etschübergang und man hat mit Vorspanndiensten was verdient. Auch das besondere Wasser in „Kochamoos“ oder der Ausgangspunkt ins Schnalstal könnten die Gegend attraktiv gemacht haben. Es gab Gründe genug für Hand- und Fuhrwerker sich anzusiedeln. Wo man siedelte, musste auch eine Kirche sein. Ob der Bau der vorerst kleinen Kirche an einem 8. September fertiggestellt und geweiht worden ist, wissen wir nicht. Das weiß auch der Stabener Hobby-Historiker Alois Trenkwalder im Dorfbuch von 1988 nicht. Nichtdestotrotz weist die kleine Dorfkirche so manche Besonderheit auf. Sie gehört zu den seltenen Kirchen „Maria Geburt“. Im Vinschgau nur noch in Tschengls. Sie war eine Filialkirche der Pfarre Tschars, obwohl viel näher bei Naturns gelegen. Einmalig im Vinschgau ist der Auftritt des Hl. Chrystantus als Altarfigur. Die Kirche soll sogar nach diesem unbekannten Heiligen benannt worden sein. Nicht ganz gelöst ist auch der Wappenstein des Sigmund (III.) Hendl und der Dorothea von Ramschwag im heutigen St. Gallen. Sonderbar ist weiters, dass die Kirche weder in Josef Weingartners „Die Kunstdenkmäler Südtirols“, 1985, noch im „Südtiroler Heiligenhimmel“, 1991, von Karl Gruber aufscheint. Diese kleinen Geheimnisse von „Unserer lieben Frau“ in Staben waren natürlich nicht Gegenstand der Patroziniumfeier am 10. September 2023. Dekan Christoph Wiesler hatte einen Jubiläumstag ausgerufen: 25 Jahre seit dem Anschluss der Filialkirche an das Dekanat Naturns und 35 Jahre seit Erscheinen des Dorfbuchs als Kirchenführer. Im gut besuchten Festgottesdienst zeichnete Dekan Wiesler ein neues Bild der Gottesmutter im Verhältnis zum Allmächtigen und blickte kritisch auf die Gestaltung des Sonntags.
Dorffest und neues Dorfbuch
Was mit der kirchlichen Feier begann, wurde als Dorffest der Vereine mit Musikbegleitung durch die Naturnser Böhmische und mit der Verteilung des neuen Dorfbuches fortgesetzt. Ein nicht ganz üblicher Höhepunkt des Patroziniums war die Buchvorstellung durch den bekanntesten Stabener Bürger, den Altbürgermeister, ehemaligen Mittelschuldirektor und Ehrenbürger von Naturns Walter Weiss: „Die letzten 35 Jahre stellten für Staben eine ungeheure Wende dar“, meinte Weiss und betonte als überzeugter Patriot: „Staben hat in der Geschichte immer schon eine bedeutende Rolle gespielt.“ Er müsste 2 Stunden lang schon allein denen danken, die einen Beitrag für das neue Dorfbuch geleistet haben. Die eigentliche Sensation bestehe aber darin, dass die Kirche in Staben Europas erste Radwegkirche sei. Am Ende der 62 Seiten für „Staben in den letzten 35 Jahren“ dankte als Herausgeber Heinrich Tappeiner, Obmann des Heimatpflegevereins Naturns-Plaus, seinem Vorgänger Hermann Wenter, Maria Theresa Kreidl für die Initiative, Karl Pircher für die Koordination, dem Dekan Christoph Wiesler, dem Präsidenten der Eigenverwaltung Stefan Lamprecht, dem langjährigen Vertreter im Pfarrgemeinderat Florian Gurschler, den Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr Gerhard Hell und Erwin Platzgummer. Ebenfalls 62 Seiten nimmt der Nachdruck des „Kirchenführers“ von 1988 ein. Der umfangreichste und wichtigste Beitrag stammt von Pfarrer Michael Pirpamer; als Herausgeber scheint die Pfarre Tschars auf. Die besondere Lage am alten Bahnhof „Schnalsthal“, an der neuen Vinschger Bahn und am Radweg ließ die Bevölkerung in 40 Jahren von 318 auf 359 anwachsen. Seit 1988 bis heute kamen noch einmal 51 Bürger dazu. Aus der Engstelle, dem Verkehrshindernis wurde ein begehrter Wohnort für 481 Einwohner geworden.