Der Künstler und Film-Protagonist Roman Moser, Bibliotheksleiterin Gabi Hofer und Filmemacher Karl Prossliner.
Der Naturnser Walter P. Auer stellte rund 50 Werke aus.
Die gebürtige Österreicherin Adelheid Walcher.
Musik und Kunst: Martin Kristanell sorgte für den krönenden Abschluss.
Ein Kurde begeistert die Südtiroler mit seiner Musik: Garip Matur flüchtete aus der Türkei und lebt heute in Naturns.

Viel Kunst in der Bibliothek

Ausstellungen, Literatur, Musik, Film und Kulinarik: Die Naturnser Bibliothek stand zwei Mal ganz im Zeichen der Kunst.

Publiziert in 33 / 2017 - Erschienen am 3. Oktober 2017

NATURNS - Dass Film Kunst sein kann, wurde am vergangenen Freitag klar. Im Rahmen der zweiteiligen Veranstaltungsreihe „Art & Bibliothek 2017“ wurden zwei Kurzfilme von Karl Prossliner gezeigt. 1953 in Mals geboren, ist der freischaffende Filmemacher in Naturns aufgewachsen und lebt heute in Meran. Die vielen Besucher sahen zwei Porträts. Porträts zweier Menschen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Unterschiedlich und dennoch gleich. Heute wie damals, der Zeit entsprechend. So erzählte im ersten Film aus dem Jahre 1998 „Die schöne Meranerin“ aus ihrem Leben. Die schöne Meranerin heißt Luciana. Und sie verkauft sich an Männer. Im ostdeutschen Akzent erzählt die schon damals in die Jahre gekommene Frau über ihre Beweggründe, ihr Leben und die Motivation der Männer. Prossliner zeichnet das Porträt eines tristen Lebens. Trist, aber dennoch irgendwie zufrieden.

Der Mann von der Stilfser Brücke

Stilfser Brücke, eine Fraktion der Gemeinde Stilfs. Roman Moser, Jahrgang 1951, erzählt im zweiten Film an diesem Abend aus seinem Leben. „Sonderurlaub ohne Bezüge 2 x 2 Tage – Roman Moser – genehmigt“, so der Titel. Moser selbst ist an jenem Abend in der Bibliothek Naturns vor Ort. Und was er im Film zu sagen hatte, könnte als Kritik damals wie heute gelten. Der Freigeist glaubte die Zeichen der Zeit erkannt zu haben. „Der Künstler Roman Moser ist in Südtirol nur einer kleinen Gemeinde bekannt“, beschreibt Prossliner den Stilfser im Film. Nach Jahren voller Alltagstrott versucht der kritische Zeitgeist diesem zu entfliehen. Beruflich in der Behindertenwerkstatt von Tschengls und Prad tätig, widmet sich Moser der Kunst. Und zeichnet nebenbei ein pessimistisches Weltbild. Die Kritik an Mensch, Gier und Zeit. So erzählt Moser im schwarz weiß gehaltenen 30-minütigen Film: „Dort wo ich wohne ist es wie überall. Der Mensch ist eine Marionette des Geldes“. Konsumzwang, Alltagstrott und das ständige Streben nach mehr seien zeitlose Probleme.

Gold & Geld

Während der zweite Abend am vergangenen Freitag als Finissage ganz im Zeichen des Films stand, hatte Bibliotheksleiterin Gabi Hofer eine Woche zuvor die Kunstausstellung „Gold & Geld“ von Adelheid Walcher und Karl P. Auer eröffnet: „Diese Nächte sind mittlerweile ein richtiger Klassiker in unserem Veranstaltungsprogramm. Es gilt, Kunst, Unterhaltung und Kulinarik miteinander zu verbinden“. Walcher ist in Salzburg geboren und aufgewachsen. Der Liebe wegen kam sie nach Naturns. Hier ist sie seit sieben Jahren verheiratet. „Ich komme von der Malerei. Kunst als Lebenserwerb war noch nie einfach. Deshalb habe ich auch als Restauratorin gearbeitet und dabei das Vergolden gelernt“, erzählt sie. In Naturns stellte sie ihre Goldscheiben aus. Kreativität und einen eigenen Stil entwickeln, hat sich die gebürtige Österreicherin seit jeher vorgenommen. Der Naturnser Künstler Walter P. Auer präsentierte moderne Malerei und Objekte. Gut 50 Werke stellte der bekannte Naturnser Künstler aus. Unterschiedliche Motive, unterschiedliche Materialien - häufig auch Recyclingmaterialien -, begeisterten die vielen Besucher. Die Werke könnten unterschiedlicher nicht sein: einige setzten sich mit Gold und Geld auseinander, andere mit dem eigenen Schatten, den negativen Eigenschaften des Menschen. Wiederum andere mit der Toponomastik. Die Werke sind vielseitig wie der mittlerweile 60-jährige Künstler selbst, der 1993 in München die Kunstakademie beendete und seit 31 Jahren als Künstler arbeitet. Der Naturnser Kulturreferent Michael Ganthaler betonte bei der Eröffnung der Vernissage die Wichtigkeit solcher Veranstaltungen. Goldschmied Konrad Laimer fand passende Worte als Einleitung: „Gold ist Emotion. Gold ist Teil einer jeden Kultur. Vielseitig und spannend. Und jede Kultur geht damit verschieden um“. Für die Künstler Walter P. Auer und Adelheid Walcher war er voll des Lobes. „Die Werke entsprechen der Zeit“, brachte es der Goldschmied auf den Punkt.

Musik und Kulinarik als Kunst

Das nicht zuletzt auch Musik und kulinarische Köstlichkeiten Kunst sein können, bekamen die Besucher von „Art & Bibliothek 2017“ ebenfalls zu hören bzw. zu schmecken. Garip Matur, ein aus der Türkei geflüchteter Kurde, spielte auf seinem Tembûr, einem kurdischen Musikinstrument, das man mit einer Gitarre vergleichen könnte, orientalische Klänge. Musik von Reinhold Giovanett und Singer/Songwriter Kurt J. Moser begleiteten die Texte von Josef Oberhollenzer. „Hinter den Bergen ist die Erde rund“ wusste als Verbindung von Text und Musik, live gelesen und handgemacht gespielt zu überzeugen. Am zweiten Abend bildete die Live-Musik von Martin Kristanell und seinem „piano solo“ den krönenden Abschluss. An beiden Abenden durften die kulinarischen Köstlichkeiten nicht fehlen. Im Innenhof der Bibliothek wurde kräftig aufgetischt. Unter anderem vom Vinschger Koch Otto Theiner, bekannt als Mitautor des Buches „Köstliches aus dem Vinschgau“.

Michael Andres
Michael Andres

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