Auerhahn-Balz im Nationalpark Stilfserjoch
Harald „Hari“ Pöhl als getarnter Foto-Jäger
Dem Eisvogel eine Brücke gebaut

Vom Fotografieren zum Jagen und zurück

Der Jäger und Fischer Harald Pöhl ist seit 30 Jahren auf der Jagd nach dem besten Naturfoto.

Publiziert in 3-4 / 2021 - Erschienen am 4. Februar 2021

Tarsch - Man traut sich’s fast nicht zu schreiben. Darf ein Virus etwas Schönes entstehen lassen? Scheinbar schon. Wieso scheinbar? Es geschah tatsächlich in jenem allumfassenden Corona-Stillstand zu Jahresanfang 2020. Harald „Hari“ Pöhl, 46, aus Tarsch erfüllte sich einen Traum. Er gestaltete sein erstes Foto-Buch mit dem Titel „Meine Heimat. Natur & Tiere“. Selbstbewusst schuf er sich ein verschiedenfarbiges Doppellogo, eins für Tierfotos, das andere für Landschaftsbilder. „Hari nature photo wildlife“ und kann seit kurzem über https://www.nature-photo-wildlife.it auch im weltweiten Netz angetroffen werden. Konkret in den Händen zu halten, zu greifen und zu schauen ist demnächst neben dem Buch im Eigenverlag auch ein Bildkalender für 2021. Im genannten Buch hatte er zu sagenhaft schönen Naturaufnahmen sinnige Sprüche von Dichtern, Denkern und bekannten Naturfotografen gestellt. Er hat Abendstimmungen fotografiert, die unwirklich scheinen. Er hat heimische Vogelarten ins rechte Licht gerückt, von denen der normale Vinschger keine Ahnung hat. 

Fotograf, Jäger und wieder Fotograf

Dass aus dem Fotografen auch ein Jäger wurde, war dem Umgang mit Waidmännern geschuldet. Man traf sich in der Natur, man beobachtete und unterhielt sich darüber. Auf der Pirsch scheint er sich endgültig in die Natur und in alles, was darin „kreucht, fleucht“ und blüht verliebt zu haben. Erst jetzt lernte er seine liebsten Foto-Modelle, Waldtiere und Vögel, genauer kennen und beobachten. Was Wunder, dass aus dem Jäger ein kundiger Beobachter und versierter Kenner wurde. An die Stelle der Jagdwaffe traten wieder Fotoapparat, Teleobjektiv und Stativ. Und – wie gesagt – der Ehrgeiz, endlich das perfekte Foto schießen zu können. Darauf wartet er inzwischen seit 30 Jahren. Seit er mit Papierbildern begonnen hat und die Zeiten noch „analog“ waren. Um zu lernen und sich fortzubilden, hatte Harald vor vielen Jahren Kontakte zum Latscher Fotografen Klaus Pegger geknüpft. Bei ihm hat er dann auch sein erstes Teleobjektiv gekauft. Wo Harald früher leblose Landschaft gesehen hatte, entdeckte er pralles Leben. Er konnte die Natur zu sich heranziehen. Plötzlich wurden Licht und Lichtquellen Bundesgenossen. Die Bedeutung des Hintergrundes wurde erkannt. In Pegger‘s Fotostudio entwickelten sich lange Diskussionen. Man tauchte in die Fachsprache ein. Harald erfuhr von Belichtungszeiten und Hintergrundschärfen und wurde sein eigener Kritiker. Ein schonungslos konsequenter. 

Die Jagd nach dem guten Bild

Auf die Frage, wie viele, gute Bilder er in einem Jahr zusammenbringt, meinte er: „Bei einem guten Bild muss alles stimmen und das ist mir bisher noch nie gelungen.“ Dabei fotografiert Harald seit 30 Jahren. Er zeigte auf das Titelblatt seines Kalenders. Eine verschneite Landschaft mit Bäumen im Nebel. „Am ehesten ist mir damit ein fast gutes Bild gelungen“, stapelte er tief. Den fast perfekten Hintergrund habe er bei der „Stieglitz-Aufnahme“ für den Buchumschlag verwendet. Ein blühender Ast ins Futterhäuschen gesteckt habe den Singvogel zum Posieren vor der Kamera verführt. Ein unerwartetes Erlebnis sei die Entdeckung eines Eisvogels in der Etsch gewesen. Dazu hatte Harald einen Ast zwischen den Steinen fixiert, in der Hoffnung, der scheue Vogel würde ihn nützen, um nach Nahrung zu tauchen. So war es dann auch. Oft sei er um 2 Uhr morgens aufgestanden, um nach mehrstündigem Fußmarsch Zeuge einer Auerhahnbalz im Hochwald zu werden. „Der Vogel hat sich nie ins rechte Licht gestellt, aber es sind trotzdem wertvolle Bilder entstanden“, stellte der jagende Fotograf Harald Pöhl zufrieden lächelnd fest.

Günther Schöpf
Günther Schöpf

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