Im Bergdorf Tanas ist laut Donald Lee Hall noch viel Uriges und ­Authentisches vorzufinden.

Von den Rocky Mountains nach Tanas

Publiziert in 18 / 2013 - Erschienen am 15. Mai 2013
Donald Lee Hall schätzt die Ruhe am Sonnenberg Tanas - Seit rund vier Jahren lebt Donald Lee Hall, ein gebürtiger Amerikaner, in Tanas am Vinschger Sonnenberg. Wenn er nicht gerade Malkurse gibt, wie zum Beispiel in Großstädten in Kanada oder an der Freien Malschule Bozen, nimmt er in Tanas den Pinsel in die Hand, um Aquarelle zu schaffen und dabei die aktiven Farben mit den passiven zusammenzubringen. Er malt nicht für Geld, sondern um sich selbst zu verwirklichen. Wenn er ein neues Werk beginnt, hat er nie irgendein bestimmtes Thema im Kopf. „Diese Art des Malens führt zur freien Gestaltung, ich trete sozusagen aus dem Chaos heraus und lasse das Werk frei entstehen“, sagt Donald. Er ist ein glühender Anhänger der Farbenlehre von Johann Wolfgang von Goethe. Wie aber kommt es dazu, dass sich ein Amerikaner, der während seiner 66 Lebensjahre viele Länder dieser Welt kennengelernt hat, ausgerechnet in einem abgelegenen „Nest“ wie Tanas niederlässt? Donald: „Auf Tanas aufmerksam wurde ich, als ich vor etlichen Jahren Malkurse auf den Rimpfhöfen gab. Die urige Kraft dieser Ortes und der Umgebung haben mich sofort in ihren Bann gezogen und ich machte mich daran, in dieser Umgebung eine Bleibe zu suchen.“ Zuvor hatte Donald unter anderem in Klobenstein am Ritten gearbeitet und gewohnt. „Mittlerweile ist dieses Gebiet leider zu einem touristischen Vorort der Stadt Bozen geworden. Es gibt Schwerverkehr und Lärm. Viel Ursprüngliches und Echtes ging verloren,“ bedauert der Maler. In Tanas hingegen ist fast alles authentisch geblieben: „Es gibt nichts Gekünsteltes, die Menschen sind ebenso echt und originell wie die Landschaft und die Natur. Hier in Tanas habe ich gefunden, was ich suchte: Ruhe.“ Was Donald in Tanas besonders schätzt, ist der geradezu majestätische Blick ins Tal, auf die Bergwelt und den Horizont. Erfreut war er, als ihm der Laaser Bürgermeister Andreas Tappeiner, bei dem er vor rund vier Jahren vorstellig geworden war, eröffnete, „dass Künstler in der Gemeinde Laas immer willkommen sind.“ So etwas hatte er bis dahin noch nie aus dem Mund eines Bürgermeisters gehört. Untergekommen ist Donald schließlich im Haus von Franz Steck, der 2012 gestorben ist. Mit der Bergwelt – auch wenn mit einer etwas anderen – ist Donald von Geburt auf verbunden. Während die Baumgrenze hierzulande bei teilweise über 2.000 Metern liegt, liegt sie in Los Alamos in New Mexico, wo ­Donald geboren und aufgewachsen ist, bei 4.500 Metern. Donald Lee Hall ist gemeinsam mit Indianern, unter anderen der Stämme Navajo und Apachen, groß geworden. Die Indianer seien schon längst zu einer aussterbenden Rasse geworden. Donald: „Sie haben ihren ursprünglichen Spürsinn verloren. Ich meine damit die Fähigkeit, sich nicht verloren zu fühlen, auch wenn man die Gegend, in der man lebt, nicht kennt.“ Viele Indianer seien zu Sozialfällen geworden, „sie leben wie in einem Gefängnis, tanzen nur noch für die Touristen, betäuben sich mit Alkohol. Sie sind nur mehr der Schatten ihrer selbst.“ Bewegter Lebenslauf Der Künstler aus Amerika hat ein bewegtes Leben hinter sich. Nach einem Studienjahr (1967/1968) an der Bergmann School of Art in Denver im US-Bundesstaat Colorado zog er für eine weitere Ausbildung in die Schweiz. Bis 1973 verbrachte er Studienjahre in Dornach im Kanton Solothurn. Er unterrichtete unter anderem an der Malschule am Goetheanum (Klasse Beppe Assenza). Die Grundlagen des dortigen Studiums sind Rudolf Steiners Schulungsskizzen für Maler und seine Farbenlehre. Donald war auch jahrelang Mal- und Zeichenlehrer an der Bergschule Avrona in Tarasp. Ende der 70er Jahre kehrte er in die USA zurück. Er gründete und leitete in New Vork die Malschule „Atelier House Painting School“. 1985 übersiedelte er wieder nach ­Dornach und wurde Mallehrer für die oberen Klassen des Goetheanums. Seit 1989 leitet er die Freie Malschule Bozen. Diese hat sich aus der ehemaligen Malschule Beppe Assenza gebildet. Was ­Donald verabscheut, ist destruktive Kunst, „die alles Schöne zerstört, die im negativen Sinn provoziert und am Ende zur künstlerischen Impotenz führt, also in einen Zustand ohne Kraft.“ Sepp Laner
Josef Laner
Josef Laner

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