„Wie komm‘ ich ins Museum?“
Tarsch/Meran - Die Ausstellung von KunstMeran/oArte „Exhibition paintings“, kuratiert von Christine Rekade, zeigt bis 17. April sechs verschiede Künstlerpositionen, die sich um die Thematik des Kunst- und Museumsbetriebes drehen: Charles Avery, Paolo Chiasera, Dorothy Miller, Lea von Wintzingerode, Amelia von Wulffen, sowie der in St. Pauls bei Eppan und in Wien lebende Martin Pohl, der in Tarsch aufwuchs. 2009 berichtete der Vinschger (6/2009) über diesen Werkzyklus von Pohl. Ein Update mit dem Künstler aus aktuellem Anlass.
der Vinschger: Die Ausstellung zeigt verschiedene Ansätze von Künstlern hinsichtlich des Ausstellungsbetriebes. Hier werden Museen und Galerien, aber auch die Beziehung von Kurator und Künstler, Publikum und Museumsleitung thematisiert. Kurz, der Künstler dreht sich einmal um seine eigene Welt. Was steht bei Ihnen im Fokus der Ausstellung?
Martin Pohl: Die Bildserie selbst, d.h. die Motive, hatte ich vor rund zwölf Jahren schon geschaffen. Der nächste Schritt war: Wie gehe ich jetzt weiter? Und generell steht hier die Frage im Vordergrund: Wie komme ich ins Museum? Wie an den Markt? Die Überlegungen zum wirtschaftlichen Agieren für mich als Künstler nehmen Raum ein: ich male meine Arbeiten in real existierende Museen und schaffe mir so den Raum, den ich für die Werke gerne hätte.
Die Malerei hat wieder Stellenwert in der Zeitgenössischen Kunst?
Im Moment scheint sie stark vertreten zu sein. Die eigene Handschrift wird in der Malerei ja besonders deutlich, das scheint ein wesentlicher Punkt zu sein. Der Künstler gibt viel von sich preis.
Was geben Sie von sich preis?
Für mich steht der Reiz des Materials im Vordergrund; die Struktur, die Fläche. Was kann ich mit dem Material erzielen? Es ist der Entstehungsprozess, der mich am meisten zufrieden stellt, denn der Weg ist das Ziel. Natürlich erfreue ich mich auch am fertigen Kunststück.
Das Abstrakte und das Gegenständliche sind hier in der Ausstellung zu sehen. Ihre Beziehung zu beiden?
Das kann man gar nicht miteinander vergleichen. Das sind zwei verschiedene Bereiche, das eine hat mit dem anderen nichts gemein. Als Betrachter von Kunst steht für mich die Frage im Vordergrund: Berührt mich das? Und das ist im Allgemeinen das Abstrakte.
Warum ist das Thema der Ausstellung aktuell?
Ich lebe seit rund zehn Jahren recht gut von der Kunst. Aber das ist nur möglich, weil ich zwei Standpunkte, nämlich Wien und Südtirol habe und das große Glück, ein Atelier in Wien nutzen zu können. Doch europaweit gibt es auch im Bereich des Kunstmarktes eine große Krise. Es ist ziemlich schwierig, in den Kunstmarkt zu kommen und noch schwieriger, sich dort dann zu behaupten. Auch für Galeristen – und ich bin bei mehreren Galerien – sind die Kosten, ihre Künstler auf Messen zu vertreten, enorm hoch.
Über gesellschaftspolitische Themen sprechen Sie nicht so gerne sagen Sie. Aber gerade Künstler haben doch oft Sensoren für die gesellschaftlichen Entwicklungen und machen auf anderem Wege als die intellektuelle oder mediale Diskussion auf Missstände aufmerksam. Wie handhaben Sie das?
Ich interessiere mich für Politik, lass mich davon aber nicht verunsichern. Ich will das Positive sehen. Mich interessiert seit einigen Jahren der Glaube.
Aber gerade die Religion ist doch ein gesellschaftspolitisches Thema...
Ja das stimmt, aber für den Glauben kann sich jeder selbst entscheiden. Der Glaube schafft für mich eine Brücke zur Meditation und diese gibt mir die Kraft für mein künstlerisches Gestalten.
Und woher kommt die Hinwendung zur Religion?
Zum einen von meiner Mutter, die sehr religiös war. Zum anderen durch die Gedanken über die Endlichkeit des Seins, die einen mit fortschreitendem Alter beschäftigen. Die letzten Reisen, die ich gemacht habe, waren ausschließlich Pilgerreisen. Sie schaffen mir ein Gleichgewicht zu meiner Arbeit.
Was geben Sie Ihren zwei Kindern mit auf den Weg?
Technische und handwerkliche Fähigkeiten. Mein Vater war Tischler, ich habe das bereits früh mitbekommen. Handwerkliches Geschick ist immer von Vorteil. Und dass sie ehrlich und zufrieden sein sollen, bescheiden eben. Ich bin selbst mit wenig zufrieden. Viel reisen sollten sie und dadurch ihren Horizont erweitern. Durchhaltevermögen sollten sie lernen, nicht immer alles gleich aufgeben.