„Zullawåsser“
Publiziert in 33 / 2012 - Erschienen am 19. September 2012
Selbst in unserer fortschrittlichen Welt, in der fast jedes Phänomen erklärt werden kann, gedeiht in engen Seitennischen immer noch das Geheimnisvolle und Unglaubliche. Moderne Sagen, wie man sie oft nennt, sind schon längst zum Allgemeingut geworden. Legt man zum Beispiel ein Stück Fleisch in Cola, so wird immer wieder berichtet, löse sich dieses vollständig auf – ein Beweis, wie schädlich das Gebräu sei. Tatsache ist, dass sich mit der Zeit (wie ohnehin) das Aussehen verändert, mehr aber auch nicht. Ein anderes Gerücht lautet, Spuma, das in Italien weit verbreitete Getränk, werde aus faulen Äpfeln hergestellt. Die Wirklichkeit ist kaum gesünder: Wasser, Zucker, Farb- und Aromastoffe, aber keine Äpfel. Um einiges unappetitlicher ist aber die Herkunft von Speisewürze (vulgo Maggi): Der Ausdruck „Zullawåsser“ legt nahe, sie werde aus zermalmten und ausgepressten Zulln, also Maikäfern, hergestellt. Das Wort „Zulln“ lässt sich auf das Welschtiroler „zorla“ zurückführen. Ob aber die ähnliche Farbe und der Geruch von käfernzerknabberten Buchen Beweis genug für die Maggi-Herkunft sind? z
Christian Zelger