Unter Strom
Südtirols einziger E-Enduro-Fahrer, Marc Theiner aus Latsch, kämpft trotz fehlender Lobby und Sponsoren um die Weltspitze.
Latsch - „Es ist meine Leidenschaft. Ich brenne dafür. Das Rad ist für mich Verlängerung von Armen und Beinen“, beschreibt Marc Theiner seinen Sport. Nein, eine große Lobby hat das E-Enduro nicht. Oft wird es belächelt und teilt damit ein Schicksal von anderen Elektro-Bike-Disziplinen. Dabei steckt einiges dahinter. „Ich würde sagen, es ist extremer als das herkömmliche Enduro oder das Downhill. Die schwierigen technischen Abwärtsfahrten und auch die Uphill-Passagen, die es in dieser Form bei den anderen Disziplinen nicht gibt, sorgen dafür“, unterstreicht Theiner im Gespräch mit dem der Vinschger.
Mit 5 schon auf dem MTB
Aber der Reihe nach: Angefangen hat alles in seiner Kindheit. Der Latscher, geboren am 22. Oktober 1998, begann bereits im Alter von fünf Jahren mit dem Mountainbike-Sport. In seiner Jugend fuhr er Cross-Country-Rennen für den ASV Kortsch. Der Südtirol Cup und die üblichen nationalen Rennserien standen auf dem Programm. 2016 begann er mit dem Enduro-Sport. Ein Enduro-Mountainbike ist ein spezielles Rad, das dem Downhill-Bike ähnelt, aber vielseitiger ist. Beim Enduro müssen die Sportler/innen auch selbst in die Pedale treten. Bei Rennen geht es über sogenannte Stages, wobei es sich um Streckenabschnitte handelt, auf denen die Zeit gemessen wird. Diese führen meist bergab. Die Rennen verteilen sich oft über mehrere Tage. Mit dem herkömmlichen Enduro-Bike bestritt er 2022 sein erstes und einziges Weltcuprennen: Im Fassatal landete er dabei auf Platz 108. Das E-Enduro-Bike hatte er sich zu dieser Zeit als Ausgleich für den Winter geholt, „um zu trainieren“, blickt Theiner zurück. Als er sah, dass es auch hier ein Angebot an Wettbewerben gibt und unter anderem Weltcups bzw. World-Series-Rennen ausgetragen werden, entschloss er sich umzusteigen. Im Sommer 2023 bestritt er schließlich in Pietra Ligure sein erstes E-Enduro-Weltcuprennen und holte dabei den elften Platz. Mittlerweile stehen für ihn pro Saison sechs bis sieben Rennen auf dem Programm. „Für die Wettkämpfe muss ich meist Urlaub nehmen“, so der 27-Jährige, der als Bike Guide und Fahrradmechaniker bei Ötzi Bike in Naturns arbeitet. In dieser Saison holte er seinen ersten Weltcup-Podestplatz. Im französischen Morillon landete er im August auf dem dritten Rang. „Das soll erst der Anfang sein, hoffentlich kommen noch viele weitere Top-3-Resultate hinzu“, zeigt sich der junge Vinschger motiviert.
Viel Aufwand
Theiner, der für das Dynamic Bike Team Eppan fährt, ist der einzige E-Enduro-Fahrer in Südtirol, der an Weltcups und internationalen Rennen teilnimmt. „Es wäre schon cool, wenn sich hier mehr tut. Leider hat der Sport in Südtirol noch keinen so hohen Stellenwert“, so der Latscher. Die Leute hätten oft ein falsches Bild vom E-Enduro. „Dabei steckt viel und hartes Training dahinter“, stellt der 27-Jährige klar. Den finanziellen Aufwand für den kostenintensiven Sport muss Theiner selbst stemmen. Einen Sponsor hat er derzeit nicht. „Es wäre aber natürlich schön, wenn sich etwas ergibt“, unterstreicht er. Eine Professionalisierung sei ohnehin schwierig, da müsse man schon das Glück haben und einen Vertrag bei einem Pro-Team oder Hersteller bekommen. Gejammert wird aber nicht, schließlich liebt er seinen Sport – denn: „Das Bike ist mein Leben“.