Hans Peter Schöpf, Monika Wielander Habicher und Manuel Massl (v.l.) vor den steinernen Landsleuten aus Vetzan.

Die steinernen Mitbürger aus Vetzan

In Schlanders ist das Zeitalter der Archäologie angebrochen. Kupferzeitliche Menhire aus Vetzan stehen im Mittelpunkt einer Dauerausstellung.

Publiziert in 10 / 2017 - Erschienen am 22. März 2017

Schlanders - Diesmal ging der Impuls nicht von den Kulturträgern des Arunda-Teams aus, sondern vom Ersten Bürger der Gemeinde und einer Kulturreferentin. Allerdings nicht in erster Instanz, sondern auf eine Reihe von glücklichen Umständen und Zufällen reagierend.

Am Anfang war der Bagger

Zuerst ging es 2012 um Aushubarbeiten an der Gärtnerei Hans Peter Schöpf in Vetzan. Ein Baggerist musste mehrere Steinbrocken aus dem Weg räumen. Sie wurden zur späteren Verwendung an Ort und Stelle und dann in Schlanders gelagert. Dass Bernd Christandl mehrmals am Lagerplatz vorbeifuhr, dass der Tauferer schon für das Amt für Bodendenkmäler gearbeitet hatte und dass ihm durch den Regen am Tag zuvor die Rillen und Zeichnungen an den Steinen ins Auge gefallen waren, gehörte zu den besonders glücklichen Umständen. Nach den ersten Untersuchungen am Lagerplatz für archäologische Funde in Frangart, war für Amtsdirektorin Catrin Marzoli und Zoneninspektor Hubert Steiner klar: Man hatte zwei Menhire vor sich, eine Frau, erkennbar an Brüsten und Kleidung, und einen Mann, mit gerafftem Gürtel und Kupferdolch. Klar war auch, dass die Frau und der über 3 Meter hohe „Riese aus Vetzan“ durch Bekleidung und Ausstattung zur „Etschtalgruppe“ zwischen Vetzan und Arco gehören. Spätestens seit einer Pressekonferenz im April 2015 am Depot in Girlan, stand für Bürgermeister Dieter Pinggera und seiner damaligen Kulturreferentin Monika Holzer Wunderer fest: Die Figurensteine müssen in die Fundgemeinde zurück. Einzige Bedingung der Landesarchäologen: Sie müssen öffentlich zugänglich sein.

Südtirols 1. Menhir-Museum

Am 10. März 2017 war es soweit. Mit Musik und Segnung, mit Grußworten, Dankesreden und Buffet eröffneten Bibliothekar Raimund Rechenmacher, Dekan Josef Mair, Bürgermeister Pinggera und Ressortdirektor für Kultur, Armin Gatterer, eine besondere Ausstellung. Den ­öffentlich zugänglichen Raum hatte man in der Kapelle der Schlandersburg gefunden. Handwerker und ­Grafiker waren beauftragt worden, den Menhiren aus Vetzan 18 stilisierte, maßstabgetreue Figurensteine der Etschtalgruppe beizustellen. Texte und Fundkarte hatte die Menhir-Expertin Anna Luisa Pedrotti von der Uni Trient beigesteuert. Dreisprachig betextet, mit Tablets und Texttafeln ausgestattet, von Gianni Bodinis Bilderschau begleitet und mit Fundstücken aus dem mittleren Vinschgau ergänzt, ist ein richtiges Dokumentationszentrum zur europäischen Menhir-Kultur im 4. und 3. vorchristlichen Jahr­tausends entstanden.

Günther Schöpf
Günther Schöpf

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