Wenn Unterhaltung Gutes tut
Das Naturnser Nikolausspiel berührt und hilft im Sudan.
Naturns - „Den hungrigen Menschen konnte damals geholfen werden. Auch heute gibt es Leid, Elend und Hunger. Wie zum Beispiel im Sudan. Lasst uns auch diesen Menschen helfen“, appellierte Julian Gudauner in der Rolle des St. Nikolaus beim traditionellen Naturnser Nikolausspiel. Seit jeher geht es dabei in erster Linie um den guten Zweck. Unter dem Motto „Wie du uns – wir für andere“ wird alljährlich in Zusammenarbeit mit der Eine-Welt-Gruppe Naturns gespendet. Die Spenden gingen wiederum an die Caritas Diözese Bozen-Brixen, um Hunger und Armut in den afrikanischen Ländern zu bekämpfen. Konkret ging es diesmal darum, humanitäre Hilfe im Sudan zu leisten. Seit dem Ausbruch des Krieges im April 2023 leidet die Bevölkerung dort unter einer der schwerwiegendsten humanitären Katastrophen weltweit. Hunderttausende Menschen haben ihr Leben verloren, mehr als 12 Millionen Menschen mussten ihre Heimat verlassen. Es fehlt an lebenswichtigen Gütern wie Nahrung, sauberem Wasser und Medikamenten. 30 Millionen Menschen, rund zwei Drittel der Bevölkerung, sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Caritas Direktorin Beatrix Mairhofer, die selbst den Weg zum Nikolausspiel gefunden hatte, erklärte die Hilfsmaßnahmen und unterstrich: „Mit wenig Geld können wir Menschen unterstützen und langfristige Perspektiven geben“. So erfolge die Hilfe u. a. durch Bereitstellung von Lebensmitteln, Hygienemaßnahmen, Wasserversorgung sowie Schulungen und Ausrüstungen für landwirtschaftliche Aktivitäten. Auch geschützte Räume für Minderjährige, besonders für schutzbedürftige Familien – darunter alleinerziehende Mütter, unbegleitete Minderjährige und Menschen mit Behinderungen werden eingerichtet. Weiters wird auf Starthilfe für wirtschaftliche Aktivitäten durch Berufsbildungskurse gesetzt.
„Wunderbare Geschichte“
Mairhofer lobte die langjährige Zusammenarbeit in Form des Nikolausspiels und bedankte sich bei den Organisatoren rund um die Volksbühne Naturns für das Engagement in den vielen Jahren. Auch das 44. Nikolausspiel wusste wiederum zu begeistern. „Wir bekamen nicht nur wunderbare Unterhaltung geboten, sondern auch eine wunderbare Geschichte“, so die Caritas-Direktorin. Gespielt wurde die Szene „St. Nikolaus und Jonas mit der Taube“, eine Legende aus Myra nach einer Bildgeschichte von Willi Fährmann. Bearbeitet und auf das Nikolausspiel angepasst wurde das Stück von Theo Mair, der auch für die Regie verantwortlich zeichnete. Zum Inhalt: In der Stadt Myra herrscht eine Hungersnot. Just in dieser Zeit kommen mit Korn beladene Schiffe in den Hafen. Jonas geht mit seiner Taube zu den Schiffen, um Korn für sich, seinen Vogel und die hungernden Menschen der Stadt zu bitten. Der Kapitän fürchtet Strafe, weil die Ladung genau gewogen wurde, doch Bischof Nikolaus erinnert ihn an die Wunder Jesu. Die Menschen dürfen Korn entnehmen, solange das Schiff nicht leichter wird. Nur Jonas und Nikolaus glauben daran – tatsächlich geschieht ein Wunder und die hungernde Stadt wird gerettet.
Tradition seit 1982
Erstmals aufgeführt worden war das Naturnser Nikolausspiel 1982. Zur damaligen Zeit gab es in Naturns am 5. Dezember, dem Nikolausabend, nichts Organisiertes. Innerhalb der Vereine flammte die Diskussion auf, wie man die Nikolaus-Tradition in Naturns beleben könnte. Die ursprüngliche Idee war ein Umzug. Doch es kam anders. Der 2019 verstorbene Naturnser Altdekan Georg Peer hatte die Idee zum Spiel. Der Nikolaus sollte etwas anderes darstellen, als eine verkleidete Person, die Geschenke dort verteilt, wo keine Not vorhanden ist. So wurde die Figur des Nikolaus in ein Stück eingebaut, wo es in erster Linie um Botschaften über die Probleme in unserer Welt geht. Etabliert hat sich der Empfang auf dem Rathausplatz durch die Bläsergruppe der Musikkapelle vor dem Stück, nach der Spielszene steht stets der Geschenketausch mit St. Nikolaus an – bei dem den Besucherinnen und Besuchern Brote mit dem Gedanken des Teilens überreicht werden. Anschließend erfolgt der Lichtergang nach Hause.