Am Seelensonntag ist Wahltag
Team der SVP steht. Süd-Tiroler Freiheit bewirbt sich nicht um Bürgermeisteramt. Rückstand bei Großbaustellen soll aufgeholt werden.
Stilfs - Die wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Stilfs sind dazu aufgerufen, am Seelensonntag, 9. November, einen neuen Bürgermeister und einen neuen Gemeinderat zu wählen. Notwendig geworden sind die Wahlen aufgrund des plötzlichen Todes des früheren und allseits geschätzten SVP-Bürgermeisters Franz Heinisch, der am 9. Juli 2025 im Alter von nur 65 Jahren einem Herzversagen erlegen ist.
„Keine leichte Entscheidung“
Nach längerer Bedenkzeit hat sich Samuel Marseiler, der nach dem Tod von Franz Heinisch als Vizebürgermeister die Befugnisse des Bürgermeisters übernommen hat, dazu entschieden, am 9. November als Bürgermeisterkandidat der SVP anzutreten. Er sei von seiner Partei und vielen Bürgerinnen und Bürgern ersucht worden, sich als BM-Kandidat zur Verfügung zu stellen. „Leicht getan habe ich mich mit dieser Entscheidung nicht“, bestätigte Marseiler dem der Vinschger. Zum einen sei er beruflich als Unternehmer tätig und zum anderen sei auch seine Familie zu berücksichtigen. Nach mehreren Aussprachen innerhalb der Partei habe er sich am Ende doch bereit erklärt, als BM-Kandidat anzutreten, wobei er sich allerdings ausbedungen habe, weiterhin unternehmerisch tätig zu bleiben und das Amt als Bürgermeister in Teilzeit auszuüben. Er sei jedenfalls gewillt, zusammen mit dem gesamten Team der SVP das Beste für die Gemeinde zu geben. Im Mai 2025 hatte ihn Franz Heinisch zum Vizebürgermeister ernannt. Während der Verwaltungsperiode 2020-2025 hatte Marseiler als Gemeindereferent mitgearbeitet und war bei der Wahl des neuen Gemeindeausschusses neben Heinisch der Einzige, der auf eine 5-jährige Erfahrung als Ausschussmitglied zurückblicken konnte.
5 Frauen und 10 Männer
Samuel Marseiler ist der einzige BM-Kandidat der SVP. Für den Gemeinderat kandidieren für die Südtiroler Volkspartei 5 Frauen (Lisa Grutsch, Astrid Reinstadler, Judith Rungg, Caterina Turci und Karin Wallnöfer) und 9 Männer (Emanuel Abertegger, Leo Berger, Fabian Brenner, Christian Knoll, Guido Moser, Elischa Pinggera, Julian Prieth, Christian Thoma und Jonas Zeus). Bei den Wahlen am 4. Mai 2025 hatte sich Franz Heinisch mit einem Stimmenanteil von 61,2 % gegen die Bürgermeisterkandidatin der Süd-Tiroler Freiheit, Simone Platzer, durchgesetzt. Die SVP zog mit 10 Ratsmitgliedern in den neuen Gemeinderat ein, wobei Samuel Marseiler als Ratskandidat mit 198 Stimmen das beste Ergebnis eingefahren hatte, und die Süd-Tiroler Freiheit mit 5.
„Ich trete nicht zurück, sondern zur Seite“
Simone Platzer (im Bild) teilte am 1. Oktober mit, dass sie dieses Mal nicht mehr als Bürgermeisterkandidatin antreten wird, sondern als Kandidatin für den Gemeinderat. Diese Entscheidung sei nicht leicht gewesen: „Politik bedeutet für mich Dienst an den Menschen, Verantwortung und Vertrauen. Aber sie bedeutet auch, eigene Grenzen zu erkennen und zu respektieren.“ Zweimal habe sie in den vergangenen Jahren für das höchste Amt der Gemeinde kandidieren dürfen. Zum rund 20 Millionen Euro umfassenden PNRR-Projekt „Stilfs – Resilienz erzählen“ hält Platzer fest, „dass wir von der Süd-Tiroler Freiheit von Anfang an mitarbeiten wollten.“ Sie selbst habe mehrmals ihre Hilfe und auch den Eintritt in die Projektgruppe (ohne Bezahlung) angeboten, „doch leider wurde uns dies am Anfang des Projektes nicht gestattet.“ Erst nach den Wahlen 2025 „hätte man uns mitarbeiten lassen.“ Bei den großen PNRR-Maßnahmen befinde man sich im Rückstand. Sie glaube nicht, dass es gelingt, diese Projekte rechtzeitig innerhalb Juni 2026 zu beenden und abzurechnen. „Für Projekte dieser Größenordnung als Bürgermeisterin einzustehen, bei denen ich bzw. wir nicht mitwirken durften, fällt mir schwer“, sagt Platzer. Unter diesen Bedingungen könne sie die Verantwortung dafür nicht übernehmen: „Ich trete also nicht zurück, sondern trete zur Seite.“
Bemühungen, um Rückstand aufzuholen
Wie sich am 2. Oktober bei einem Rundgang durch Stilfs zeigte, wird an den zwei größten PNRR-Bauprojekten fleißig und auf Druck gearbeitet. Es handelt sich hierbei um die Errichtung einer multifunktionalen Gemeinschaftsstruktur am Standort des ehemaligen Rathauses mit Geschäft, Bibliothek, Dorfarchiv, Bank-Zweigstelle, Multifunktionsräumen und Wohnungen, sowie um das sogenannte „Mobilitätszentrum“ am Dorfeingang, wobei es im Wesentlichen um eine bessere Erreichbarkeit geht. Im untersten Geschoss wird der Gemeindebauhof untergebracht, darüber folgen zwei Stockwerke für insgesamt fast 40 Autoparkplätze und obenauf entstehen ein dringend notwendiger Buswendeplatz sowie 3 Stellplätze für Busse. Wie Marseiler und der für das „Mobilitätszentrum“ verantwortliche Architekt Roland Baldi übereinstimmten, sei es zwar aufgrund von notwendigen Mehrarbeiten sowie infolge unvorhersehbarer Umstände zu einem mehrwöchigen zeitlichen Rückstand gekommen, doch dieser soll nun aufgeholt werden. Dies sei auch bei einer Baustellenbesprechung so vereinbart worden. Entlang der Dorfzufahrt wird derzeit auch ein Gehsteig errichtet. „Er soll bis Ende November fertiggestellt sein“, kündigt Marseiler an.
Schwierige Baustellen
Aufgeholt werden soll auch der derzeitige Rückstand bei der Gemeinschaftsstruktur, wo ebenfalls unvorhersehbare Arbeiten notwendig geworden sind. Auch bei diesem Projekt ist die Ausführung der Arbeiten alles andere als leicht. Marseiler: „Es mussten unter anderem viele Pfähle geschlagen werden. Der Beton muss auf einem derzeit gesperrten Parkplatz vor dem Dorf gemischt und dann zur Baustelle gebracht werden.“ Trotz der besonderen Herausforderungen ist Samuel Marseiler überzeugt, dass es mit vereinten Kräften gelingen wird, die zwei größten PNRR-Bauprojekte möglichst termingerecht fertigstellen zu können: „Die Firmen geben ihr Bestes und auch seitens der Gemeinde werden wir alles unternehmen, um dieses Ziel zu erreichen.“
Bürgerversammlung mit Kompatscher
Am 21. Oktober um 19.30 Uhr findet im Haus der Dorfgemeinschaft in Stilfs eine Bürgerversammlung mit dem Landeshauptmann Arno Kompatscher statt. Die Themen sind das PNRR-Projekt, die angepeilte Weiterführung des Radweges vom Weiler Stilfser Brücke bis Gomagoi, die Situation im Wallfahrtsort „Heilige Drei Brunnen“, das Gemeindeentwicklungsprogramm, die Thematik Stilfser Joch und Passstraße sowie weitere Anliegen in Stilfs, Sulden, Trafoi und Gomagoi.