Marteller Konzession: Mit dem Fuß in der Tür
Das Ringen um die Marteller Konzession geht jetzt offenbar in eine entscheidende Phase; im Bild der Zufrittstausee in Hintermartell.

Bei Marteller Konzession mit am Ball

Publiziert in 19 / 2007 - Erschienen am 23. Mai 2007
Dass es sich für die Gemeinden Martell, Laas und Latsch gelohnt hat, sich im Februar 2006 über das Vinschgauer Elektrizitätskonsortium (VEK) um die Marteller Konzession (Zufrittstausee) zu bewerben, scheint unbestritten zu sein. Hätten die 3 Gemeinden den Termin verstreichen lassen, hätte es nur zwei Bewerber gegeben, nämlich die Edison, die derzeitige Konzessions­inhaberin, und die Landesenergiegesellschaft SEL. Vor kurzem hat die zuständige Landesbehörde (Amt für Stromversorgung) den ­Gemeinden Martell, Laas und Latsch die Umweltpläne aller drei Bewerber für eine Begutachtung zugestellt. Es ist in erster Linie die Güte der Umweltpläne, der das Land bei der Zuteilung von Wassergroß­ableitungen künftig größten Wert beimessen will. Zumal die Gemeinden Martell, Laas und Latsch jetzt angehalten sind, zusätzlich zu den Umweltplänen der SEL und der Edison auch ihren eigenen zu begutachten, wurde vereinbart, die drei Pläne vorab von einem neutralen Fachmann unter die Lupe nehmen zu lassen. Sobald dieses Ergebnis vorliegt, sollen die Gemeinderäte der drei Gemeinden darüber befinden und eine formalrechtliche Stellungnahme abgeben. Dies soll bereits innerhalb 20. Juni 2007 geschehen. „Wichtig ist zunächst, dass wir überhaupt mit im Boot sind und dass sich die zwei Mitbewerber den ‚Kuchen’ nicht allein aufteilen können“, bestätigte der Laaser Bürgermeister Andreas Tappeiner dem „Vinschger“. Erst jetzt werde klar, wie wichtig es war, vor einem Jahr um die Konzession anzusuchen. Großer Dank gebühre hier dem Grauner Bürgermeister Albrecht Plangger für die Beratung und Unterstützung. „Hätten wir damals nichts unternommen, wären wir jetzt außen vor, und zwar genauso wie es derzeit die Anrainergemeinden von Enel-Kraftwerken in Südtirol sind.“ Diese Meinung teilt auch der Marteller Bürgermeister Peter Gamper: „Weil wir im Vorjahr über das VEK rechtzeitig um die Konzession angesucht haben, stehen wir jetzt mit dem Fuß in der Tür.“ Vom Inhalt her sind die drei Umweltpläne laut Andreas Tappeiner und Peter Gamper natürlich unterschiedlich, „wir sind aber überzeugt, dass wir mit unserem Plan sicher nicht die schlechtesten Karten in der Hand halten.“ Der Marteller Bürgermeister erinnert auch an die Aussagen von Landesrat Michl Laimer, wonach der Umweltplan bei der Neuvergabe von Konzessionen das Hauptkriterium sein soll. „Der Umweltplan der Gemeinden Martell, Laas und Latsch bzw. des VEK sieht mehr Geld vor als die Pläne der SEL und der Edison. Für mich scheint daher klar zu sein, dass die drei Gemeinden die besten Karten haben, um das Rennen möglicherweise zu gewinnen“, so auch VEK-Obmann Josef Noggler. Andererseits sei laut Noggler aber durchaus auch im Vorfeld eine Einigung zwischen den 3 Bewerbern denkbar: „Ein Drittel für die SEL, ein Drittel für die Edison und ein Drittel für die drei Vinschger Gemeinden über das VEK.“ Den Wunsch, dass es möglicherweise schon im Vorfeld der Konzessionsvergabe zu einer gütlichen Einigung zwischen den Bewerbern kommt, hegt auch Peter Gamper. Insgesamt würde die Konzessions­vergabe den drei Gemeinden neue Möglichkeiten und Chancen eröffnen, nicht zuletzt auch in finanzieller Hinsicht. Der offizielle Verfallstermin der Marteller Konzession ist der 7. Februar 2011. Es ist aber anzunehmen, dass die Konzession noch heuer bzw. 2008 neu vergeben wird. Ob die Wünsche und ­Hoffnungen der drei Gemeinden und des VEK tatsächlich erfüllt werden, bleibt natürlich abzuwarten. Wenn es um Wasserkraft geht, geht es immer auch um viel Geld und geschenkt wird da nichts. Der Kampf um die Mitbeteiligung an der Reschenstauseekonzession spricht Bände. Wende in punkto Umweltplan? Zusätzlich zum Thema der Marteller Konzession befassten sich die Bürgermeister der 8 Ufergemeinden bei einem Treffen am 17. Mai vor allem auch mit der weiteren Vorgehensweise im Zusammenhang mit dem Umweltplan bezüglich der Reschenstauseekonzession. Der Umweltplan sieht bekanntlich die Ausschüttung von 30 Millionen Euro zu Gunsten des Territoriums der Anrainergemeinden vor. Die Verhandlungen zwischen den Vinschger Gemeinden und der SEL-Edison, der Inhaberin der Konzession, haben sich in die Länge gezogen und am Ende nichts gebracht. Der Grauner Bürgermeister Albrecht Plangger ist daher bereits vor Monaten aus allen Direktverhandlungen mit der SEL-Edison ausgestiegen. Nun könnte es in Sachen Umweltplan zu völlig neuen Entwicklungen bzw. Vorschlägen kommen. Nähere Details dazu sind noch nicht bekannt. Fest steht, dass Albrecht Plangger (im Bild) am 17. Mai ein Verhandlungsmandat erteilt wurde. Die neuen Verhandlungen zielen angeblich darauf ab, dass das Land der SEL-Edison bestimmte Vorschriften macht und dass es weitgehend den Ufergemeinden selbst überlassen werden soll, für welche Umweltprojekte und Vorhaben sie den Großteil der 30 Millionen Euro, die ja ihr Geld sind, ausgeben wollen. Kommt es tatsächlich dazu, wären fast alle bisherigen Aktenberge, Umweltpläne und erarbeiteten Papiere laut Bezirkspräsident Josef Noggler de facto hinfällig.
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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