Drusus-Kaserne: Gute Chancen für Übergang ans Land
Auf rund 4,5 Hektar erstreckt sich das Areal der Drusus-Kaserne in Schlanders.

Chancen für Übergang der Drusus-Kaserne stehen gut

Publiziert in 27 / 2006 - Erschienen am 15. November 2006
Schlanders/Mals – Erlegt ist der Bär noch nicht, doch die Zeichen dafür stehen gut: Vorsausichtlich noch im Laufe dieses Winters dürfte laut Landeshautmann Luis Durnwalder zwischen dem Land und der Regierung in Rom eine Einigung zur kostenlosen Übertragung mehrerer ungenutzter Militärareale in Südtirol erzielt werden. Zu dieser Gruppe von Liegenschaften gehört auch die Drusus-Kaserne in Schlanders. Die Wackernell-Kaserne in Mals steht schon seit einiger Zeit fast zur Gänze im Landesbesitz. Der Großteil der Kaserne wird jetzt abgerissen. Vorschläge und Vorstellungen für die Nutzung der frei werdenden Flächen gibt es genug, in Mals ebenso wie in Schlanders. Mehrfach haben die Medien kürzlich vom Übergang von Kasernen an das Land berichtet. Dass dabei die Drusus-Kaserne in Schlanders nicht erwähnt wurde, hat seinen Grund, denn die Kasernen, von denen berichtet wurde, gehen im Tauschweg an das Land über: Das Land bekommt die Liegenschaften und verpflichtet sich im Gegenzug zum Bau von Wohnungen für Angehörige des Berufsheeres. Die Drusus-Kaserne aber und weitere ehemalige Militärareale in Südtirol gehören laut Senator Manfred Pinzger zu jenen Liegenschaften, die seit mehr als 10 Jahren nicht mehr genutzt werden und kostenlos an das Land übergehen sollen. „Meine Kollegen und ich setzen uns auf ministerieller Ebene für die Übertragung dieser Immobilien ein,“ sagte Pinzger. Von einem Erfolg zu sprechen, sei noch zu früh, „wir befinden uns aber auf einem guten Punkt.“ Landeshauptmann Luis Durnwalder glaubt, „dass wir noch im Laufe dieses Winters eine Einigung erzielen werden.“ Im Anschluss daran seien die Entdemanialisierung und weitere bürokratische Hürden zu nehmen. Der Schlanderser Bürgermeister Johann Wallnöfer freut sich, dass der Übergang der Drusus-Kaserne nicht im Tauschweg, sondern kostenlos erfolgen soll. Sollte das rund 4,5 Hektar große Areal tatsächlich in absehbarer Zeit frei werden, öffnen sich für die Gemeinde viele neue Entwicklungs­möglichkeiten. Johann Wallnöfer erinnert auch daran, dass sich die Gemeinde schon seit vielen Jahren um die Nutzung der „Villa Ausserer“, auch „Palazzina“ genannt, bemüht. Das Verteidigungsministerium in Rom hat im Sommer des Vorjahres ein positives Gutachten zur Entdemanialsierung bzw. zur Nutzung der „Villa Ausserer“ erteilt. Dieses Gebäude ist erst vor rund 10 Jahren für Heeresoffiziere saniert worden. 1995 wurde das Militär aus Schlanders abgezogen. Seit damals steht die „Villa Ausserer“ leer. Zumal die Bestrebungen der Gemeinde um eine Überlassung bzw. Nutzung des gesamten Militärareals bei der Militärbehörde auf kein Gehör gestoßen waren, hatte sich Gemeinde darum bemüht, die „Villa Ausserer“, die außerhalb des Militärareals liegt und über die Bahnhofsstraße erschlossen ist, für kulturelle und soziale Anliegen nutzen zu können. Die Liste von Schlanderser Vereinen, die derzeit über keine eigenen Räume verfügen bzw. nur notdürftig unterbracht sind oder die Räume mit anderen Vereinen teilen müssen, ist lang: Männergesangverein ­Schlanders, Jagdhornbläser, Verein für Kinderspielplätze und Erholung, Volkstanzgruppe, Bildungsausschuss, Katholischer Familienverband, Jagdverband (Garage als Kühlzelle). Im langfristig ausgelegten Masterplan der Gemeinde Schlanders sind mehrere Nutzungsvorschläge bezüglich der Drusus-Kaserne verankert. Ein Teil könnte als Gewerbegebiet genutzt werden (die Handwerkerzone in Kortsch befindet sich der Nähe), ein weiterer Teil könnte für den Wohnbau bereitgestellt werden und ein weiterer Teil könnte für die Unterbringung von öffentlichen Einrichtungen dienen. „Wenn es jetzt mit dem Übergang des gesamten Areals inklusive der ‚Villa Ausserer’ vom Staat auf das Land tatsächlich bald klappt, werden wir uns natürlich rechtzeitig über konkrete Nutzungen Gedanken machen und mit dem Land Verhandlungen aufnehmen,“ sagt der Bürgermeister. In der Kaserne ist derzeit die Alpini-Vereinigung Ana untergebracht. Auch für diesen Verein ist laut Johann Wallnöfer eine neue Heimstatt zu finden, falls es eines Tages zum Abriss der Kaserne kommt. Was geschieht mit ­Kasernengelände in Mals? Die Wackernell-Kaserne in Mals gehört schon seit einiger Zeit zum Großteil dem Land. Ausgenommen sind lediglich die Gebäude, in denen die Staatspolizei (Innenministerium) und die Carabinieri (Verteidigungsministerium) untergebracht sind. Am 30. Oktober hat die Landesregierung beschlossen, den Großteil der Wackernell-Kaserne mit einem Kostenaufwand von 641.000 Euro abzureißen. Dadurch entstehen freie Flächen im Ausmaß von rund 18.500 Quadtratmeter. Um für die Malser Jugend neue Räume zu schaffen, „haben wir das Land schon im Vorfeld ersucht, der Gemeinde die Turnhalle unterhalb der Polizeistation zur Verfügung zu stellen,“ sagt der Malser Bürgermeister Josef Noggler. Gedacht werde an eine Jugenddisco und an weitere Einrichtungen für die Jugend. Weiterhin stehen bleiben soll auch eine kleine Halle als Gemeindebauhof. Alle weiteren ehemaligen Militärhallen und Gebäude sowie auch die Umfriedungsmauer werden laut Josef Noggler abgebrochen. Für die künftige Nutzung der frei werdenden Flächen gibt es bereits Wünsche und Vorschläge. „Wer letztlich entscheidet, ist aber nicht die Gemeinde, sondern das Land,“ so der Bürgermeister. Nachgedacht wird etwa über den Bau eines neuen, großen Schülerheims, um vor allem die Sportoberschüler unterbringen zu können. Noggler: „Es braucht 160 Heimplätze. Das Gamperheim ist viel zu klein. Die Sportoberschule will außerdem eine Abteilung in der Mittelschule einrichten.“ Zusätzliche Heimplätze könnten möglicherweise auch für die Fachschule für Land- und Forstwirtschaft Fürstenburg notwendig werden. Die Schüler sind derzeit zum Teil im Heim in der Fürstenburg untergebracht und zum Teil im Haus Moles. Dort ist die Zahl der Heimplätze größer als in der Fürstenburg. Dem sanierten und gut geführten Gamperheim wolle man laut Noggler keineswegs das „Wasser abgraben.“ Wohl aber werde überlegt, das Gamperheim möglicherweise als Jugendherberge zu nutzen. Mals ist im Landesprogramm als Standortgemeinde für eine Jugendherberge vorgesehen. Mit den Fragen rund um die Errichtung eines neuen Schülerheims und weitere Vorhaben befasst sich eine eigene Arbeitsgruppe, der unter anderem auch Landesrat Otto Saurer angehört. Für eine Jugendherberge in Mals setzt sich im Besonderen auch der Vizepräsident des Regionalrates Herbert Denicolò ein.
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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