Handfeste Überraschungen
Über 18 % für Team Köllensperger. Blaues Desaster. SVP verliert.
Die SVP-Jugendkandidatin Jasmin Ladurner aus Partschins (links) sorgte mit ihrem Einzug in den Landtag ebenso für eine handfeste Überraschung wie SVP-Parteiobmann Philipp Achammer (rechts), der mit landesweit 33.288 Vorzugsstimmen nach Arno Kompatscher (68.210) das zweitbeste Wahlergebnis einfuhr.
Arnold Schuler (links) und Sepp Noggler (rechts) haben zwar an Vorzugsstimmen eingebüßt, schafften aber erneut den Sprung in den Landtag.
Arnold Schuler (links) und Sepp Noggler (rechts) haben zwar an Vorzugsstimmen eingebüßt, schafften aber erneut den Sprung in den Landtag.
Beim Malser „Gollimorkt“ am 16. Oktober hat Hanspeter Staffler (links) noch zusammen mit Luis Weger (Bildmitte) und mit Peter Gasser (rechts), der ebenfalls für die Grünen kandidierte, Kastanien gebraten, jetzt sitzt er im Landtag.
Dieter Pinggera (Südtiroler Volkspartei): 4.209 Stimmen
Zeno Christanell (Südtiroler Volkspartei):4.807 Stimmen
Erwin Wegmann (Team Köllensperger): 1.935 Stimmen
Benjamin Pixner (Süd-Tiroler Freiheit): 2.222 Stimmen
Werner Perkmann (Freiheitliche): 493 Stimmen

Das Team schlägt ein

Große Überraschungen und große Enttäuschungen.

Publiziert in 36 / 2018 - Erschienen am 23. Oktober 2018

Vinschgau/Burggrafenamt - Der Wahlsonntag brachte im Bezirk Vinschgau und in den Gemeinden Naturns, Partschins und Plaus, die politisch gesehen zum Burggrafenamt gehören, handfeste Überraschungen, und zwar sowohl was das Abschneiden der Parteien betrifft, als auch in Bezug auf die in den Landtag gewählten bzw. nicht gewählten Kandidatinnen und Kandidaten. Vorausgeschickt sei, dass die Wahlbeteiligung im Bezirk Vinschgau im Vergleich zu 2013 um 7,1 Prozentpunkte auf 76,6% gesunken ist. Landesweit lag die Beteiligung bei 73,9%. Insgesamt gesehen hat damit rund ein Viertel der Wahlberechtigten am 21. Oktober nicht gewählt. Der große Wahlsieger im Bezirk Vinschgau ist mit 18,1% das Team Köllensperger. Es ist anzunehmen, dass vor allem Stimmen der Freiheitlichen und auch der SVP zum Team Köllensperger geflossen sind. Waren die Freiheitlichen 2013 im Bezirk Vinschgau noch auf knapp 23% gekommen, so gab es dieses Mal einen Einbruch von über 15 Prozentpunkten. Die SVP hat 3,8 Prozentpunkte verloren und kam am Sonntag nur noch auf 51%. Der einzige SVP-Landtagsabgeordnete des Bezirks Vinschgau heißt Sepp Noggler. Das Ziel, zwei Vertreter nach Bozen zu entsenden, hat die Vinschger SVP nicht erreicht. Die Süd-Tiroler Freiheit legte im Vinchgau mit 10,6% im Vergleich zu 2013 um knapp einen Prozentpunkt zu. Die Grünen hingegen haben sehr leicht verloren und kamen auf 6,9%. Der SVP-Bauernkandidat Sepp Noggler kam im Bezirk Vinschgau dieses Mal auf 5.775 Stimmen. Das sind 1.635 Stimmen weniger als 2013. Landesweit konnte
Noggler 10.078 Stimmen auf sich vereinen (2013 waren es 12.296) und kam auf der Liste der jetzt nur noch 15 gewählten SVP-Vertreter auf den 8. Platz. Die Vorzugsstimmen von Arnold Schuler aus Plaus sanken landesweit von 30.917 auf 19.799. Dennoch fuhr Schuler nach Arno Kompatscher und Philipp Achammer das landesweit beste SVP-Ergebnis ein. Im Bezirk Vinschgau landete er nach Sepp Noggler, Arno Kompatscher und Dieter Pinggera auf dem 4. Platz. Das landesweit sehr gute Wahlergebnis von Philipp Achammer - er legte um über 19.000 auf 33.288 Vorzugsstimmen zu - spiegelte sich auch im Vinschgau wider, wo der Stimmenanteil des SVP-
Parteiobmannes von 584 auf 1.706 angewachsen ist.

Die größte Überraschung

Für die wohl größte Überraschung sorgte die 24-jährige SVP-Kandidatin Jasmin Ladurner aus Partschins. Sie war 2015 und 2016 bei der Europäischen Volkspartei in Brüssel tätig, stand 2016 und 2017 als Wahlkampfkoordinatorin bei der CSU München im Einsatz und arbeitet seit 2018 im Bereich Verkauf der Firma Doppelmayr in Lana. Die junge Politikerin kam landesweit auf 6.825 Vorzugsstimmen und zieht damit überraschend als jüngste Abgeordnete in den Landtag ein. Im Bezirk Vinschgau hat Jasmin Ladurner 795 Stimmen bekommen. In einer Stellungnahme der JG heißt es zu Ladurners Wahlerfolg: „Während sich andere Parteien vor den Wahlen damit gerühmt haben, viel mehr junge Kandidaten als die Südtiroler Volkspartei auf ihre Liste gesetzt zu haben, sind wir es nun schlussendlich, mit Jasmin Ladurner die jüngste Landtagsabgeordnete in der Geschichte des Landtags durchgebracht zu haben. Das wird unsere politische Arbeit stärken.“

Die größte Enttäuschung

Zu den wohl größten negativen Überraschungen gehört das Abschneiden des Vinschger SVP-Kandidaten Dieter Pinggera, der nicht nach Bozen wechselt, sondern Schlanderser Bürgermeister bleibt. Im Bezirk Vinschgau war Pinggera weit nach Sepp Noggler und Arno Kompatscher mit 3.644 Stimmen auf den 3. Platz gekommen. Landesweit erhielt er nur 4.209 Stimmen und landete somit abgeschlagen auf Platz 23. Pinggera räumte dem der Vinschger gegenüber ein, „dass es nicht gelungen ist, im Vinschgau einen Zusammenhalt zu erreichen, wir er notwendig gewesen wäre.“ Wenn man bedenke, dass die SVP im Vinschgau 10.113 Listenstimmen bekommen hat, dass auf Sepp Noggler 5.775 entfielen und auf ihn, Pinggera, 3.644, sei es offensichtlich, dass es mit der „Bezirkslogik“ nicht geklappt habe. Auch der Burggräfler SVP-Bezirksobmann Zeno Christanell schaffte den Sprung in den Landtag mit 4.807 Vorzugsstimmen nicht. Maria Herzl aus Stilfs, die „Unterstützer-Kandidatin“ der SVP Vinschgau, erzielte in ihrem Heimatbezirk 734 Stimmen, landesweit waren es 841.

„Nicht erfreulich“

„Aus Vinschger Sicht ist das Ergebnis der Südtiroler Volkspartei nicht erfreulich. Das Wahlziel, zwei Abgeordnete nach Bozen zu schicken, ist leider nicht erreicht,“ schrieb SVP-Bezirksobmann Albrecht
Plangger (im Bild)
am Tag nach der Wahl in einer Aussendung. Sein Dank gehe aber trotzdem an die Kandidaten/in und die vielen Helferinnen und Helfer, „die uns im Wahlkampf im Vinschgau unterstützt haben und vor allem an die Wählerinnen und Wähler, die bei dieser Wahl mehrheitlich das Edelweiß angekreuzt haben.“ Mit dem Ergebnis der Listenstimmen könne er noch halbwegs zufrieden sein. Plangger: „Wir liegen im landesweiten durchschnittlichen Trend. Selbstverständlich schmerzt aber der Verlust des zweiten Landtagsmandates. Das habe ich mir nicht erwartet.“ Mit dem beachtlichen 8. Platz von Sepp Noggler sei er, angesichts der schwierigen Kandidatenfindung im Tal, persönlich zufrieden. „Die Vinschger SVP hat vor den Wahlen ein ehrgeiziges Programm für die kommenden fünf Jahre versprochen, nun wird für Sepp Noggler viel Arbeit und Verantwortung anfallen. Wir werden versuchen, dieses Programm bestmöglich umzusetzen“, so Plangger. Für den 26. Oktober kündigte er eine Bezirksleitungssitzung gemeinsam mit den SVP Ortsobleuten an, „bei der wir analysieren und die Konsequenzen dieses nicht zufriedenstellenden Wahlergebnisses diskutieren wollen.“

Ein „Halb-Vinschger“

Mit Hanspeter Staffler, der in Andrian und Mals lebt, sitzt nun ein „Halb-Vinschger“ in Vertretung der Grünen im Landtag, die sich dort 3 Sitze sichern konnten. Im Vinschgau bekam Staffler (bisher Generaldirektor der Landesverwaltung) 717 seiner insgesamt 3.364 Vorzugsstimmen. Der Malser Tierarzt Peter Gasser, der ebenfalls für die Grünen angetreten war, erhielt in seinem Heimatbezirk 818 Stimmen. Landesweit waren es 1.806.

Team Köllensperger zieht

Zum Wahlerfolg des Teams Köllensperger, das 6 der 35 Landtagsabgeordneten stellt, haben auch die Vinschger Kandidaten Erwin Wegmann und Maximilian Polin beigetragen, wenngleich sie den Sprung in den Landtag nicht schafften. Paul Köllensperger erhielt im Vinschgau 2.610 Stimmen, Wegmann 1.325 und Polin 993. Landesweit kam Wegmann auf der Liste des Teams Köllensperger auf den 11. Platz (1.935 Stimmen) und Polin auf den 22. Platz (1.324).

4 Mal die 2

Auf 2.222 Stimmen verbessert hat Benjamin Pixner (Kastelbell-Tschars) von der Süd-Tiroler Freiheit sein landesweites Wahlergebnis. Im Vinschgau kam der Landesjugendsprecher der Süd-Tiroler Freiheit auf 1.136 Stimmen, Alfred Theiner aus Prad auf 566. Mit nur zwei Mandataren im Landtag vertreten sind neben der Süd-Tiroler Freiheit (Sven Knoll und Myriam Atz Tammerle) auch die Freiheitlichen (Ulli Mair und Andreas Leiter Reber). Die Blauen bauten auch im Vinschgau stark ab. So sank etwa das Wahlergebnis von Ulli Mair von 3.150 Stimmen im Jahr 2013 auf nunmehr 817. Werner Perkmann aus St. Martin im Kofel kam im Vinschgau auf 263 Stimmen. Landesweit waren es 493. Seine Parteikollegin Daniela Rungg Frank aus Schlanders erhielt landesweit 328 Stimmen, im Vinschgau waren es 236. Der Stimmenanteil der Lega Nord, die 4 Vertreter in den Landtag schickt, belief sich im Vinschgau auf 2,6%. Die BürgerUnion, die nicht mehr im Landtag vertreten ist, kam auf 1,5%, der PD auf 0,6%.

Josef Laner
Josef Laner

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