„Gute“ Gäste zur richtigen Zeit
Im Vinschger Tourismus liegt noch sehr viel Potential.

Das Verbindende über das Trennende gestellt

Publiziert in 40 / 2012 - Erschienen am 7. November 2012
Vinschgau Marketing zieht nach 276 Tagen Bilanz über die ­bisherige Tätigkeit und blickt in die Zukunft. Schluderns - Große Begeisterung bei Tourismuslandesrat Hans ­Berger über die Denkansätze und die bisherige Tätigkeit des neuen Direktors von Vinschgau Marketing, Kurt Sagmeister, und seine charmanten Mitarbeiterinnen. Südtirol müsse durch Vinschgau Marketing zum Objekt der Begierde werden, meinte Berger in seinen Worten an die zahlreich versammelten Vertreterinnen und Vertreter der Tourismuswirtschaft im Vinschgau, die zur ersten Vinschger Tourismus Runde ins Kulturhaus Schluderns gekommen waren. Dank wurde den Vinschger Bürgermeistern und der Arbeitsgruppe unter der Leitung des Malser Bürgermeisters Ulrich Veith ausgesprochen, die „Verbindendes über das Trennende“ gestellt hatten, wie Berger betonte. So konnte er auch gleich das Versprechen abgeben, dass die Finanzierung von Vinschgau Marketing für die kommenden zwei Jahre gesichert ist. VM-Direktor Kurt Sagmeister präsentierte in seinem Referat einige interessante Zahlen, die als Basis für die zukünftige Tourismusentwicklung im Vinschgau beachtet werden sollten. Der Vinschgau brauche nicht nur einfach mehr Gäste und mehr Werbung, sondern „gute“ Gäste zur richtigen Zeit. Dazu kann man nur über ein gezieltes Marketing und eine ausgeklügelte Strategie kommen. Die Übernachtungen im Vinschgau sind vom Jahre 2002 bis 2011 von rund 1,6 Mio. auf über 1,8 Mio. gestiegen. 56% der Gäste kommen aus Deutschland, 23% aus Italien, der Rest aus anderen Ländern, darunter vor allem aus der Schweiz. Der Höhepunkt der Saison mit über 350.000 Übernachtungen wird im August verzeichnet. Die Auslastungstage liegen beim Stand von 110. Diese Zahlen zeigen eine Reihe von Verbesserungspotenzialen auf, denn der Vinschgau sei keine Re­gion mit nur zwei Saisonen, sondern mit vier. Die Stärken liegen bei der Landschaft, der Landwirtschaft und ihren Produkten, den kulturellen Schätzen und in der Möglichkeit für ruhige Rückzugsräume. Die Frage sollte immer sein: Was macht uns einzigartig? Derzeit laufen bei Vinschgau Marketing eine Reihe von spannenden Projekten wie beispielsweise die Schaffung eines einheitlichen Erscheinungsbildes, eine interaktive Karte für Gästeanfragen und ein neues Webportal, in das sich die einzelnen Betriebe einlinken können. Schon jetzt gibt es über 10.000 Suchanfragen über Google pro Monat. Senator Manfred Pinzger berichtete zum Abschluss des Treffens, dass die Regierung Monti den Tourismus wieder mehr in ihre Hand bekommen wolle. Er versicherte seine Entschlossenheit, sich in Rom mit allen Kräften dagegen zu wehren. Dann ging es zum Buffet, das Karlheinz Steiner mit den Vinschger Weinbauern präsentierte. Problemlöser statt Betten verkaufen Es gibt noch Gästeloyalität, aber sie ist im Verschwinden begriffen. „Profilierung als Ausweg aus dem Preiskampf“ lautete daher das Fachreferat bei der Tourismus Runde, das Helmut List von Kohl & Partner hielt. Preisdumping führt die Gastbetriebe auf einer Spirale nach unten, denn als Billiganbieter ist man gezwungen, immer der noch Billigere zu sein. „Wenn ich teurer bin, muss ich eben der Bessere sein. Der Ausweg aus der negativen Preisspirale ist die positive Profilierung meines Betriebes,“ so Helmut List. Er zeigte auch Wege dazu auf, wie das gemacht werden kann und verdeutlichte dies an einem Beispiel: Warum kauft der Kunde Aspirin? Wohl nicht deshalb, weil es Acetylsalicylsäure enthält, sondern weil es gegen Schmerzen hilft. So sollte der Gastbetrieb seine Einzigartigkeiten herausstellen und nicht allen alles bieten wollen, er soll dem Gast schon über das Internet Möglichkeiten anbieten, seine Sehnsüchte zu erleben, und nicht bloß Betten verkaufen. frie „Wir geben die Richtung vor“ "Der Vinschger": Herr Sagmeister, welche touristischen Visionen haben Sie für den Vinschgau? Kurt Sagmeister: Der Vinschgau bietet noch großes Potential. Weil manche Entwicklungen im Vinschgau nicht mitgemacht wurden, kann man jetzt ein passendes Produkt anbieten. Wenn man von Zahlen spricht, ist es das Ziel, die Auslastung von derzeit 110 Tagen zu erhöhen und sich langfristig dem Südtirol-Durchschnitt von 138 Tagen anzunähern. Sehen Sie Unterschiede für die Tourismusentwicklung im oberen und im unteren Vinschgau? Prinzipiell unterscheide ich nicht zwischen oberen und unteren Vinschgau. Unsere Aufgabe ist es, den gesamten Vinschgau in die Köpfe potentieller Südtirol-Urlauber zu bekommen. Gleichzeitig sollte jeder Ort sich im Rahmen der Südtirol- und Vinschgau-Positionierung sein eigenes Profil schaffen und die eigenen Stärken in den Vordergrund stellen. Jemand, der alles ein bisschen anbietet, wirkt unglaubwürdig und ist austauschbar, sobald jemand einen günstigeren Preis anbietet. Welche Maßnahmen haben Sie bisher gesetzt, welche weiteren sind zu erwarten? Viele der Maßnahmen, die wir bislang ergriffen haben, werden erst langfristig greifen. Beispielsweise treten alle sieben Vereine und auch wir als gesamte Ferienregion nun mit einheitlichem Erscheinungsbild auf. Weiters gibt es seit kurzem eine interaktive Karte, mit derer Hilfe sich der Gast seine Urlaubsaktivitäten (Skifahren, Langlaufen, Winterwandern usw.) genau planen kann. Für den Winter gibt es auch erstmals eine Onlinewerbekampagne. Wir wollen in Zukunft dem gesamten Internetbereich mehr Bedeutung zukommen lassen, daher wird auch der Webauftritt der Ferienregion überarbeitet. Was sollte der einzelne Betrieb machen? Vinschgau Marketing ist nur die Speerspitze, Kraft und Sichtbarkeit bekommen wir erst, wenn alle in die gleiche Richtung gehen. Der einzelne Betrieb kann beispielsweise Fotomaterial von Vinschgau Marketing verwenden, seine Website mit jener der Ferienregion verlinken und in seinen Werbemitteln auch den Vinschgau mit kommunizieren. Betriebe sollten den neuen Vinschgau-Imagefilm auf der eigenen Website einbauen, genauso wie die erwähnte interaktive Karte. Welche Vorteile hat der Touristiker durch Vinschgau Marketing? Wir bereiten den Boden für den einzelnen Betrieb vor. Bevor jemand ein Hotel im Vinschgau oder in einem Ort buchen kann, muss er erstmals vom Vinschgau gehört haben und dann den Vinschgau auch begehrenswert finden. Zudem beantworten wir jährlich ca. 12.000 Gästeanfragen allein auf dem Postweg. Unser neues Vinschgau-Webportal wird starken Wert auf die Präsentation der Betriebe legen, denn die Unterkunftssuche ist eine der meistgeklickten Seiten. Wie lange wird es die einzelnen Tourismusvereine noch geben? Die Tourismusvereine wird es nach wie vor geben, da es sie für bestimmte Aufgaben dringend braucht. Es geht nur darum, sich die Aufgaben zwischen Verein und Vinschgau Marketing zu teilen. Die Gremien sollen die Richtung vorgeben, Detailentscheidungen z.B. über Fotoauswahl treffen die Führungsmitarbeiter der Vereine. Friedrich Haring
Friedrich Haring
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Vinschger Sonderausgabe

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