Die Einheimische mit Außensicht

Publiziert in 16 / 2016 - Erschienen am 27. April 2016
Karin Meister leitet seit Jänner 2014 das Ortsmarketing in Schlanders. Sie brachte den 9. Tiroler Orts- und Stadtmarketingtag in den Vinschgau. der Vinschger: Frau Meister, wir kennen Sie nur als Marketenderin der Schützen. Tatsächlich steckt in beiden Begriffen dieselbe Bedeutung. Hat Marketenderin sein auch einen Bezug zu Ihren Aktivitäten als Marketingleiterin? Karin Meister: Es ist Teil des Netzwerkes, wenn man so will. Und es ist eine Linie, eine Überzeugung von mir. Heimat und die Werte darum herum spielen tatsächlich eine Rolle. Was tut die Frau Karin gern, wenn sie mal nicht Marketing betreibt? Ich wandere gern, an vielen ­Wochenenden und hier in der Gegend. Bin auf unseren Almen unterwegs und laufe auch ein wenig. Dann ist da meine Aktivität als Marketenderin. Bis vor ein paar Monaten war ich im Vorstand des Eltern-Kind-Zentrums von Naturns. Ah, Sie sind fast „Ausländerin“. Dann sind Sie gar nicht der seltene Fall einer erfolgreichen Prophetin im eigenen Land? Ja, richtig, ich habe schon eine ­Außensicht auch. Ich bin seit 11 Jahren in Naturns und habe 9 Jahre im dortigen Tourismusverein die ersten Schritte im Tourismus-Marketing gemacht. Mir ist das immer zuwider gewesen zu hören, ihr macht alles für die Touristen. In Schlanders ist das Gegenteil der Fall. In Schlanders haben wir vergleichsweise wenig Tourismus und daher ist es mir heute wichtiger, das ganze Jahr für unsere Leute was zu tun. Unten (in Naturns) war man eingeschränkt. Im Grunde hat man das gemacht, was ich heute hier mache, nur war man immer den Mitgliedern verpflichtet. Du konntest nie was zum Beispiel für das Eltern-Kind-Zentrum oder für den Bauernbund machen… Da war man eingeschränkt. Sofort hieß es: Wer zahlt, schafft an. Hier hingegen ist alles bei der Gemeinde angesiedelt. Es ist neutral und ich kann für jeden da sein. Hier nehme ich den Mehraufwand an Bürokratie oder die langen Wege in der öffentlichen Verwaltung gern in Kauf. Ich muss mich nicht um die Finanzierung kümmern und ich kann für alle da sein. Wem sind Sie verantwortlich? Wer ist Ihr Ansprechpartner in der Markt­gemeinde? Der Bürgermeister, inhaltlich, und personell bin ich dem Sekretär ­unterstellt. Also alles Chef-Sache. Nach dem, was wir bei der Tagung gehört haben, ist Ihr Bürgermeister selbst ein gewiefter Marketingexperte. Er hat auf jeden Fall den Weitblick und für das Ortsmarketing viel Verständnis. Daher muss ich auch mit niemandem diskutieren. Er, aber auch der Ausschuss, wissen, wie sinnvoll Ortsmarketing ist. In Südtirol ist es ja relativ neu. Dass jetzt auch Landgemeinden anfangen, erscheint vielen als Luxus. Aber inzwischen kommen mehr und mehr drauf… Jetzt hat Terlan angefragt, wie wir das machen. Vahrn bei ­Brixen will auch kommen. Zurück zur Tagung. Was ist den Teilnehmern an Schlanders am meisten aufgefallen? Das Komplettangebot. In einer Gemeinde mit gut 6.000 Einwohnern. Andernorts wär‘ Schlanders ein Kuhdorf, in dem es nicht einmal ein Geschäft gäbe. Aber was es hier gibt an Ämtern usw… ein Wahnsinn. Interview: Günther Schöpf
Günther Schöpf
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Vinschger Sonderausgabe

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