Diese Berufsberatung war eine Sternstunde
Mit den 1. FOWI-Tagen am Oberschulzentrum Mals wurden Zeichen gesetzt.
Mals - Die Fachoberschule für Wirtschaft – kurz FOWI - ist der Kern im Oberschulzentrum Claudia von Medici. Die Fachgruppe Betriebswirtschaft hat mit den ersten FOWI-Tagen vom Mittwoch, 23. bis Freitag, 25. November 2022 im 55. Bestandsjahr der Fachoberschule neue Maßstäbe in der Berufsorientierung ihrer Schülerinnen und Schüler gesetzt. Durch die Impulsreferate der FOWI-Absolventen Ulrich Wallnöfer, Geschäftsführer und Gründer von Pur Südtirol, von Deborah Zanzotti, Präsidentin der Ferienregion Reschenpass, und von Sportevent-Organisator und Geschäftsführer der Ferienregion Reschenpass Gerald Burger wurden den gesamten Klassen der FOWI und den Abschlussklassen der SPORTOBERSCHULE eindrücklich die Unternehmenskultur ihrer nächsten Umgebung nahegebracht. Direktor Werner Oberthaler meinte: „Ich bin der Stolzeste unter uns!“ Er war überzeugt, in solchen Veranstaltungen zeige sich erst der Mehrwert von dem, was Schule sein kann und sein sollte. Nicht Pauken stehe im Mittelpunkt, sondern Austausch und berufliche Orientierung.
Mastermind Mirko Stocker
Als „Mastermind“, als Vordenker dieser Veranstaltung, dankte er dem Projektkoordinator Mirko Stocker. Die Schüler-Moderatoren dieses ersten FOWI-Tages waren Lea Zelger aus Deutschenofen und Fabian Prossliner aus Naturns. Laut Moderatorin Zelger gehe es Ulrich Wallnöfer mit „Pur Südtirol“ seit 2009 um die brennenden Themen unserer Zeit, um Nachhaltigkeit, Regionalität, Landwirtschaft und fairen Handel. Wallnöfer sprach vom „großen Potenzial der exzellenten Ausbildung“ an der FOWI in Mals und rief die Schüler auf, „sich einfach zu getrauen“. Gerald Burger wurde als der Ansprechpartner vorgestellt - mit Betonung auf der - wenn es um Ideenfindung und Organisation von größeren Sportveranstaltungen im Vinschgau gehe. Burger hielt die Tatsache, eine Region ohne „Overtourismus“ zu sein, für einen wichtigen Trumpf. Deborah Zanzotti sprach von den FOWI-Tagen als „großartige Idee“. Sie empfahl Schülerinnen und Schülern, auf jeden Fall einmal in den faszinierenden Bereich Tourismus hinein zu schnuppern. Es folgte die Podiumsdiskussion der Referenten und Schüler.
Richtiges Benehmen
Am 2. FOWI-Tag lautete das Tagesthema Personalauswahl – einmal aus der Sicht des Sich-Bewerbenden und dann aus der Perspektive des auswählenden Betriebes. Dazu war die Business-, Knigge- und Kommunikationstrainerin Katharina von Bruchhausen ins OSZ Mals gekommen. In 2 Business Knigge-Workshops sollte sie den Schülern Umgangsformen im geschäftlichen Umfeld und die Fähigkeiten vermitteln „sich effektiv, verbindlich und überzeugend zu präsentieren“. Den Workshop mit der Methode des „Assessment-Center“ – Bewerbungstraining - gestalteten am Vormittag realitätsnah die Raiffeisenkasse Prad-Taufers mit Direktor Werner Platzer, mit dem Leiter der Geschäftsstelle Schluderns Ulrich Platzer und mit Stephanie Paulmichl als auszubildende Bankkauffrau. Am Nachmittag übernahm das Bewerbungsgespräch die Raiffeisenkasse Obervinschgau mit Direktor Markus Moriggl und Banklehrling Tobias Paulmichl.
Versichern & beraten
Den 3. FOWI-Tag eröffnete der Versicherungsmakler der Protecta Broker GmbH mit Sitz in Verona und Mals Peter Pinggera mit einem Vortrag über „Haftung & Versicherung“. Wie immer ging es um praxisnahe Bespiele für Haftungs- und Versicherungsfragen aus der Realität junger Menschen. Für die Seite der Arbeitnehmer konnten die Organisatoren den Vorsitzenden des Autonomen Südtiroler Gewerkschaftsbundes (ASGB) Tony Tschenett gewinnen. Der bekannt kritische Gewerkschafter gab Einblicke in die Aufgaben einer Gewerkschaft, in die Service-Leistung Verfassen von Steuererklärungen, in Vorsorge- und Rechtsfragen und berichtete über Konflikte zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Entscheidungs- und Antworthilfen zur Frage „Matura und dann?“ boten das Amt für Ausbildung- und Berufsberatung in der Person von Nadia Brenn und für die Südtiroler HochschülerInnenschaft Astrid Pichler. Die Veranstaltung wurde von Nadine Frank und Elias Bertoldin aus Schluderns moderiert.
Biographie verändernd
Abschluss und Höhepunkt der 1. Malser FOWI-Tage war „die Zukunfts-Börse“ am Freitagnachmittag, 25. November 2022. Im Programmfolder wurde nüchtern angekündigt und erklärt: „Absolventen der FOWI, Arbeitnehmer, Arbeitgeber, Unternehmen, Universitäten, Organisationen… stehen den Schülern der FOWI für persönliche Gespräche über Zukunftsplanung, Ausbildung, Lehrstellen, Studium, Praktika, Sommerjobs, Karrierechancen, Auslandsaufenthalte ... zur Verfügung. Informative, interessante und vielleicht sogar Biografie verändernde Gespräche geben Schülern und ihren Eltern die Möglichkeit, Entscheidungshilfen für den weiteren beruflichen Werdegang nach Abschluss der FOWI zu erhalten“. Die Dimension von 38 Informations- und Beratungsständen verteilt über den Aufenthaltsbereich, über die Fläche der Schulbar und des Foyers eindrucksvoll zu nennen wäre zu schwach, sie war grandios. Und sie umfasste all das, was Direktor Werner Oberthaler als „Mehrwert von dem, was Schule sein kann und sein sollte“ in seiner Eröffnungsrede am 1. FOWI-Tag meinte. Es herrschte richtiger „Messe-Trubel“ von A für „Alpin Hotel Das Gerstl“ bis W für „Wirtschaftsberatung durch Partner bei Treuhand Union Österreich“. Auch nach 3 Tagen Vorträgen und Workshops waren keinerlei Ermüdungserscheinungen, sondern im Gegenteil so etwas wie Aufbruchsstimmung festzustellen. Für diese einmalige Begegnung „Schule und Leben“ waren unter der Leitung von Mirko Stocker die Vizedirektorin Barbara Stocker und die BWL-LehrerInnen Carmen Abart, Silke Pfeifer, Sabine Pircher, Werner Salutt, Heinrich Noggler, Christoph Prader und Felix Thöni verantwortlich.
Anpassung und Neugier
…und die Bereitschaft zu lernen, könnten die Triebfedern gewesen sein, dass Mirko Stocker aus Schluderns, Jahrgang 1976, vom Auto-Einweiser zum Projektleiter, vom Zettelausträger zum Firmengründer, vom Studenten der Betriebswirtschaft zum Berater, vom Informatiker zum Erwachsenenbildner wurde und schließlich dort ankam, wo er Zeit seines Lebens nie hinwollte: Er wurde Lehrer. Er wurde in die FOWI berufen, das Fach Informatik einzuführen, und fand Gefallen daran. 6 Jahre war er Mathematik-Lehrer in Latsch und fühlte sich wohl dabei. Er gab sich eine Montessori-Ausbildung, meldete seine Firma ab und trat zur Lehrbefähigung an. 2008 wurde ihm die Organisation der Ritterspiele aufgedrängt. Wenn er gewusst hätte, was ihn erwartet… 2010 übernahm er in Mals eine BWL-Stelle. Ab 2012 unterrichtete er 2 Jahre an der Handelsoberschule und 3 Jahre an der Fachoberschule für Tourismus in Meran. 2018 kehrte er nach Mals zurück. 2021 kam er in die Stammrolle.
