Ortsumfahrungen: Geniale Lösung für Schluderns, Glurns, Tartsch und Mals

Einfache und geniale Lösung

Publiziert in 8 / 2002 - Erschienen am 26. April 2002
[F] Ist es die sprichwörtliche Lösung des „Gordischen Verkehrsknotens“ oder nur wieder eine jener Ideen, die zwar zu Papier gebracht, aber nicht über ein Schubladendasein hinauskommt? Der Vorschlag ist einfach aber geradezu genial. Mit wenigen Eingriffen ließen sich ab Spondinig die Ortschaften Schluderns, Glurns, Tartsch und Mals umfahren und noch eine Anbindung an die Stilfser-Joch-Straße realisieren. Doch auch Zank ist schon vorprogrammiert: Es geht um die neue Brücke in Spondinig. von Hansjörg Telfser [/F] Die Studie liegt in der Bezirksgemeinschaft in Schlanders auf. Mehr als ein paar rote, grüne und gelbe Striche durch einen Grundbuchauszug sind es zwar noch nicht, doch sollten diese Striche als gedachte Straßen wirklich realisiert werden, würden einige Ortschaften im oberen Vinschgau gewaltig an Lebensqualität gewinnen. Besonders Schluderns, Glurns, Tartsch und Mals würden profitieren. Der Kastelbeller Ingenieur Josef Alber in Zusammenarbeit mit dem Vinschger Straßenchef - dem nicht immer unumstrittenen Geometer Werner Stecher - zeichnen für die „Farben- vielfalt“ verantwortlich. Demnach würde in Spondinig über die neue Brücke die Etsch gequert, durch Prader Grund eine Verbindung zur derzeit bestehenden Landesstraße Prad-Glurns hergestellt, dort eine Anbindung an die Stilfser-Joch-Straße geschaffen, bei Glurns im Bereich der Kreuzung in die Schweiz müsste noch einmal eine Brücke über die Etsch gebaut und in einer grund- und kostensparenden Trasse der Anschluss zur Staatsstraße im Raum Laatsch-alter Malser Sportplatz hergestellt werden. Wie Alber dem „Vinschger“ gegenüber erklärte, wäre dieser Vorschlag eine Möglichkeit, die vom Durchzugsverkehr belasteten Ortschaften zu befreien. Den politischen Willen müssten aber die Verantwortlichen in den Gemeinden mitbringen. Spätestens wenn in Naturns und Staben die Tunnels befahrbar sind, dürfte sich die Vinschger Verkehrsmisere in zunehmendem Maße in den oberen Teil des Tales verlagern. Orte, die heute schon schwer getroffen sind, wie Schluderns und die Malser Fraktion Tartsch, kämen dann erneut zum Handkuss. Laut den letzten Zählungen donnern jährlich gut 100.000 LKWs über den Reschen, dazu kommt noch einmal jener Schwerverkehr, der durch die lokalen Transport- und Bauunternehmer erzeugt wird, ganz zu schweigen von der Urlauberlawine, die im Sommer durch den Vinschgau rollt. Daher verwundert es auch nicht, dass in Mals BM Sepp Noggler ein Befürworter der Studie ist. Er hat am Vorschlag mitgearbeitet und meint, dass man mit verhältnismäßig wenig Geld eine gute Lösung für mehrere Gemeinden erreichen könnte. Erich Wallnöfer, das Stadtoberhaupt von Glurns, steht der ganzen Sache ebenfalls positiv gegenüber. „Der Vorschlag scheint die einzige realisierbare Variante zu sein.“ Detailfragen seien sicherlich noch genau abzuklären wie beispielsweise Schallschutzwände oder eine Unterflurtrasse im Bereich der Stadt. Für Glurns wäre damit auch das Schwerverkehrsproblem gelöst. Kleinere Ortsumfahrungen würden wohl von der Finanzierbarkeit her kaum zu realisieren sein. Wollte man Schluderns für sich oder etwa Tartsch alleine umfahren, müssten sündteuer Tunnels gebaut werden. Peter Gasser von der Umweltschutzgruppe, dem die Studie noch nicht vorlag, stellte klar, dass es für die Dörfer Ortsumfahrungen braucht. Seine Organisation würde sich jedoch gegen jede weitere Durchzugsstraße zur Wehr setzen. Hier deckt er sich mit den Ansichten von Noggler. Der Malser Bürgermeister plädiert dafür, dass die nicht mehr benötigte Staatsstraßen zu Gemeindestraßen rückgebaut werden müssten. Doch bis es so weit ist, dürfte noch viel Wasser die Etsch hinunterfließen. Vorläufig stoßen die großen Pläne an die Grenzen kirchturmspolitischer Überlegungen. Der Prader BM Herbert Gapp hat nämlich im Handstreich - ohne Absprache im Gemeindeausschuss - versucht den „Brückenkopf“ neue Spondiniger Brücke einzunehmen - sprich von Landes- in Gemeindebesitz zu wechseln. Damit hätte Gapp mehrere Fliegen mit einem Streich erledigt. Zum einen hätten die nicht immer geliebten Kollegen von den Nachbargemeinden ihren Traum von den eigenen verkehrsberuhigten Dörfern ausgeträumt und in Prad hätte wohl auch der Widerstand gegen die Gappsche Verkehrsregelung gebrochen werden können. Der BM hat nämlich im Zuge der Sanierung der alten Spondiniger Brücke den gesamten Schwerverkehr über die Kiefernhainstraße durch das Dorf umgeleitet und zudem die Agumser Gasse von Prad in Richtung Landesstraße für die LKWs gesperrt. Gerade jene Strecke, die in der Studie als eine der günstigsten Verbindungen von der Prader Handwerker- und Industriezone zur Landesstraße vorgesehen ist. Das Warum will man in Prad auch schon kennen: Ein Blick in die Katastermappen lässt Vermutungen erahnen. Unverständnis rief die bürgermeisterliche Maßnahme vor allem bei rund 100 Menschen - vielen jungen Familien mit Kindern - im Kiefernhainweg hervor. Sie haben nach zahlreichen erfolglosen Interventionen eine Unterschriftenaktion initiiert, um die Agumser Gasse (wo es nur zwei Anrainer gibt) wieder für den LKW-Verkehr zu öffnen. Unterstützt wurden sie dabei auch von den lokalen Transportunternehmern. Vor einiger Zeit haben die Betroffenen auch schon dem zuständigen Landesrat Florian Mussner ihr Problem dargelegt. Mussner ist am Freitag, 12. April in Prad gewesen und hat dort mit BM Gapp gesprochen. Der Landesrat hat vorläufig entschieden nichts zu unternehmen. Wie er es auf Anfrage dem „Vinschger“ gegenüber diplomatisch ausdrückte, werde man vorerst nichts unterschreiben. Das letzte Baulos sei noch nicht definitiv beendet. Durchblicken ließ Mussner auch, dass er durchaus Verständnis für die Leute im Kiefernhainweg hätte. Niemand würde unnötig mehr Verkehr brauchen als es schon gibt. Somit könnte die ganze Sache nicht nur für die vielen Familien im Kiefernhainweg ein gutes Ende finden, sondern auch der Traum von den genialen und einfachen Ortsumfahrungen weiter geträumt werden.
Hansjörg Telfser
Vinschger Sonderausgabe

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