Vinschger Rugby - Das Spiel auf der Edelweißwiese
Richard Theiner, Latsch, Regionalratsvizepräsident. Der Arbeitnehmer kann auf Seilschaften im Unter- und Obervinschgau zählen.

Eins und eins gibt drei!

Publiziert in 9 / 2003 - Erschienen am 8. Mai 2003
[F] Vinschgaus SVP-Ortsgruppen und Funktionäre entscheiden am Freitag, wer die beiden bindenden Kandidaten für die Landtagswahl sind. Je nach Abstimmungsausgang steht der Bezirk im November mit zwei oder drei Kandidaten da. von Hansjörg Telfser [/F] Trügt die derzeitige Stimmungslage an der Vinschger SVP-Basis nicht, dann bringt die Wahl am Freitag einen klaren Sieger und ein äußerst spannendes Rennen um den zweiten Platz. Vorne weg wird Bezirksobmann und Regionalratsvizepräsident Richard Theiner erwartet. Insider rechnen mit wenigstens 70 Stimmen für ihn. Der zweite Platz ist äußerst hart umkämpft: Ein, zwei Stimmen könnten entscheiden. Oder es gibt gar wie vor 5 Jahren eine Stichwahl. Damals setzte sich Robert Koch-Waldner hauchdünn gegen Wolfgang Platter (Bürgermeister von Laas) durch. Diesmal muss sich der Prader Handwerker und Interregio-Macher mit dem Vetzaner Gastwirt und Autohändler Manfred Pinzger auseinandersetzen. Beide Wirtschaftsvertreter haben - was die Landtagskandidaturen betrifft - ähnliche Erfahrungen gemacht. Pinzger gehörte 1993 zu jenen vier Landtagskandidaten aus dem Tale, die vor zehn Jahren für die historische Vinschger „Nullrunde“ verantwortlich waren. Koch-Waldner saß 1998 gemeinsam mit Theiner im Boot, ist aber kurz vor dem Ufer über Bord „gegangen“. Nun wollen es beide noch einmal wissen. Die „Hausaufgaben“ haben sie erledigt. Wenn auch mit unterschiedlichem Erfolg. Generalstabsmäßig hat Manfred Pinzger sein Comeback auf der Landesbühne geplant. „Einstimmig haben die Ortsgruppen der Gemeinde Schlanders Wirtschaftsassessor Pinzger als Landtagskandidaten vorgeschlagen,“ so der Ortsobmann des Hauptortes, der ehemalige Senator Armin Pinggera. Dann nominierte der Hotelier- und Gastwirteverband (HGV) den Vetzaner Wirt zum alleinigen Spitzenkandidaten für das Land. Tourismuslandesrat Werner Frick, Landeshauptmann Luis Durnwalder und Landesrat Hans Berger werde man mitunterstützen. Dass es den Tourimustreibenden wirklich Ernst ist, dürfte jedem HGV-Mitglied spätestens dann klar geworden sein, wenn es die Verbandszeitung durchblättert. Im HGV-Blatt ist eine wahre „Pinzgermania“ ausgebrochen. Bei 68 Seiten in der jüngsten Ausgabe bringt es Pinzger, der HGV-Obmann des Bezirks Vinschgau/Meran, immerhin auf 8 (!) Abbildungen mit Foto - rekordverdächtig. Geht es um die Unterstützung vom eigenen Verband hat es Koch-Waldner schwerer. Deshalb klingt seine Kandidatendefinition auch etwas bodenständiger. „In erster Linie bin ich Vinschger, dann Handwerker“. Klar auch seine Aussage, wenn es doch nicht mindestens zum zweiten Platz reicht: „Dann gibt es keinen Landtagskandidaten Robert Koch-Waldner“. Verständlich: Die Unterstützung durch den Landeshandwerkerverband wird höchst unterschiedlich gesehen. Während Präsident Herbert Fritz von einer „vollen Unterstüzung“ spricht, sieht der derzeitige Landtagsabgeordnete und LVH-Direktor Hanspeter Munter die Sachlage etwas differenzierter: „Der Beschluss lässt Interpretationen zu.“ Keine Interpretation lässt hingegen die Berichterstattung in der LVH-Zeitung zu. Für sie gibt es jedenfalls nur einen Handwerker-Kandidaten: den immer lächelnden LVH-Direktor. Im eigenen Bezirk hat Koch-Waldner besser vorgearbeitet. Zwar hat er bei der Neuwahl des Bezirkswirtschaftsausschusses Federn lassen müssen („Der Vinschger“ 8/2003), doch glaubt er sicherlich mit der Dreiländerschau im Sommer zu punkten, ähnlich wie mit der Vinschger Leistungsschau im Wahljahr 1998. Am ruhigsten kann Richard Theiner dem Abend entgegensehen. Die größte Gefahr - sein Vorgänger Franz Bauer als möglicher „Landesrat von außen“ - wurde bereits vor einiger Zeit abgeschossen und die lästige Konkurrenz aus dem eigenen Lager - Martha Stecher - hat sich unlängst zurückgezogen. Der Regionalratsvizepräsident kann nicht nur mit Stimmen der Arbeitnehmer rechnen, sondern auch aus dem Bauernbereich dürften ihm einige zufallen, wobei der Latscher sowohl im Unter- als auch im Obervinschgau zu Stimmen kommen wird. Zudem haben ihm die Meinungsumfragen (siehe auch Kasten links unten) gute Werte beschert. Womit er im November nur noch zu ernten braucht. Theiners taktischem Geschick obliegt es nun auch nach dem Freitag einen geschlossenen Bezirk, der sich nicht in ein Unten und Oben aufsplittert, in den Landtagswahlkampf zu führen. Denn gerade nach dem Ringen um die Stimmrechte (siehe nebenstehenden Kasten) wird mehr Porzellan zerschlagen worden sein, als dem Bezirksobmann lieb ist. Eine Absicherung hat sich Theiner schon vor Monaten geben lassen: als die Vinschger SVP-Basis beschloss, die Bezirkswerbung auf die zwei bindenden Kandidaten zu beschränken, die am besten noch mit einem Landesverband im Rücken agieren können. Daraus ergibt sich zwar, dass es offiziell nur zwei Bezirkskandidaten gibt, dass aber durchaus die Möglichkeit besteht, auch noch einen dritten Vinschger Kandidaten über den Parteiausschuss auf die Liste für die November-Wahl zu bringen. Somit kann bei einem dritten Platz von Pinzger die Vinschger SVP-Rechnung ohne weiteres 1 + 1 auch 3 ergeben. [F] Allwissender Sekretär [/F] Thomas Widmann ist derzeit SVP-Landessekretär und Landtagskandidat. Die Athesia-Medien haben ihn - sicher nicht ohne Absicht - schon zum Landesrat geschrieben. Der Bozner hat der SVP in den letzten Jahren ein peppiges Outfit verpasst und arbeitet wie die großen Parteien mit Meinungsumfragen. Am Montag wurden Bruchstückinformationen an Landtagsabgeordnete und Kandidaten weitergegeben. Über die gesamte „Wahrheit“ weiß nur Widmann und der engste Kreis an der Parteispitze Bescheid. Daher dürfte Widmanns Wahlwerbung von besonderer Bedeutung sein. Ist doch anzunehmen, dass des Parteisekretärs Werbeagentur wohl jene Themen aufgreift, die die Meinungsforscher aus der Südtiroler Volksseele herausgekitzelt haben. Für die SVP-Kandidaten heißt die erste Arbeit nach den Vorwahlen:„Schaun, was der Widmann macht.“ [F] „Stinkende“ Parteikartln [/F] „Grantig und emotionsgeladen wie noch nie ist SVP-Bezirksobmann Richard Theiner gewesen“, so einige, unabhängig von einander, die am 30. April bei der Bezirksleitungssitzung anwesend waren. Theiner selbst will zur Sache nichts sagen, nur: „Es ging um die Genehmigung all jener Stimmrechte, die am 9. Mai wahlberechtigt sind, wenn der SVP-Bezirksausschuss die beiden bindenden Kandidaten für den Landtag bestimmt.“ Dabei tauchten auch - wie mehrere bestätigen - „totgeglaubte“ Ortsgruppen auf, u.a. Sulden und Burgeis. 280 Parteikartln hätte man in Burgeis verkauft und die fälligen Neuwahlen auch schon abgewickelt. Unterm Strich sind das 6 Stimmrechte. Sechs Stimmen, die wohl Robert Koch-Waldner zugefallen wären, da man in der Gemeinde Mals die Losung ausgab, den Obervinschger Handwerker zu unterstützen. Doch die ganze Sache muss derart „gestunken“ haben, dass man sich in der Bezirksleitung einstimmig - auch mit der Stimme Koch-Waldners - entschied, die Burgeiser auszuschließen.
Hansjörg Telfser
Vinschger Sonderausgabe

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