Martell dankt und ehrt
Verdiente Persönlichkeiten ausgezeichnet
Das umgebaute und sanierte Gemeindehaus in Martell besticht vor allem mit dem großen, zum Tal hin offenen Erker.
Gruppenbild mit dem Großteil der Geehrten, dem Gemeindeausschuss sowie mit Landeshauptmann Arno Kompatscher und Landtagsvizepräsident Sepp Noggler
Auch beim Durchschneiden des Eröffnungsbandes haben die Kinder mitgeholfen.
Blick in den Festsaal
Viel Beifall für ihre Darbietungen ernteten die Marteller Kindergarten- und Grunschulkinder.

Freudentag im Plimatal

Ehrenbürgerschaft für Josef Stricker und Erwin Altstätter sowie Verdienstmedaillen für 25 weitere Persönlichkeiten. Umgebautes und saniertes Rathaus gesegnet und offiziell eröffnet. 

Publiziert in 19 / 2022 - Erschienen am 25. Oktober 2022

Martell - Am Vormittag hatte es noch geschüttet „wie aus“, doch am Nachmittag kam am 22. Oktober auch in Martell die Sonne zum Vorschein. Das traf sich gut, denn in Martell Dorf war Feierstimmung angesagt. Zum einen wurde das umgebaute und sanierte Gemeindehaus gesegnet und offiziell seiner Bestimmung übergeben, und zum anderen wurden insgesamt 27 Persönlichkeiten aus dem Tal geehrt. Den Auftakt des besonderen Freudentages bildete ein Festgottesdienst, den Pfarrer Johann Lanbacher in Konzelebration mit Josef Stricker in der Pfarrkirche zur Heiligen Walburga feierte. Im Anschluss daran versammelte sich die Festgemeinde vor dem Gemeindehaus, wo die Kindergarten- und Grundschulkinder mit Liedern und Gedichten aufwarteten. Bürgermeister Georg Altstätter blickte im Namen des Gemeindeausschusses kurz auf die Umbau- und Sanierungsarbeiten am Gemeindehaus zurück, die in einer Zeit von nur rund eineinhalb Jahren durchgeführt werden konnten. Dem Architekten Klaus Marsoner sei es gelungen, den Umbau so zu planen, dass sich das Gebäude gut in das Dorfbild einfügt. An der traditionellen Dachform sei bewusst festgehalten worden. Wert gelegt wurde auch auf die Verwendung heimischer Baumaterialien, wie etwa Plimastein (Fliesen) und Lärchenholz. Der große offene Erker mit dem Ratssaal soll dazu beitragen, den Blick auf das Tal zu öffnen und stets frei zu halten. Das barrierefrei gestaltete und mit einem Aufzug ausgestattete Gemeindehaus beherbergt auch das Postamt, die Nationalpark-Station, den Sitz des Bonifizierungskonsortiums Martell sowie die Filiale Martell der Raffeisenkasse Latsch.

Gesamtkosten von 2,2 Millionen Euro

Die Gesamtkosten bezifferte der Bürgermeister mit ca. 2,2 Millionen Euro. Eine Million davon hat das Land zur Verfügung gestellt, den Rest stemmte die Gemeinde mit Eigenmitteln. Nicht unerwähnt ließ Landeshauptmann Arno Kompatscher in seinen Grußworten, dass dies der höchste Beitrag war, den das Land bisher südtirolweit gemäß Artikel 5 des Landesgesetzes zur Finanzierung öffentlicher Arbeiten im Interesse der Gebietskörperschaften ausgeschüttet hat. „Wie wir heute sehen können, wurde das Geld sehr gut investiert“, freute sich Kompatscher. Wie schon der Bürgermeister lobte auch er die Arbeit des Architekten sowie aller beteiligten Firmen und Handwerksbetriebe. Den kirchlichen Segen erteilte Pfarrer Johann Lanbacher. Mit den Martellern mitgefeiert haben am 22. Oktober auch viele Ehrengäste, darunter der Landtagsvizepräsident Sepp Noggler, der Landtagsabgeordnete Helmuth Renzler, der Bezirkspräsident und Schlanderser Bürgermeister Dieter Pinggera, die Bürgermeister von Latsch (Mauro Dalla Barba), Prad (Rafael Alber) und Stilfs (Franz Heinisch) sowie verschiedene Behördenvertreter. Mitgestaltet haben die Feierstunden die Musikkapelle Martell, weitere Vereine und viele freiwillige Helferinnen und Helfer.

Erwin, der „Vereinsmensch“ 

Der Höhepunkt des Festaktes im Bürgerhaus war die Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Erwin Altstätter und Josef Stricker sowie die Übergabe von 25 Verdienstmedaillen. Laut Bürgermeister Georg Altstätter hatte es die Gemeindeverwaltung in den vergangenen Jahren etwas verabsäumt, verdiente Persönlichkeiten zu ehren, sodass es höchst an der Zeit war, die entsprechenden Statuten neu zu genehmigen, wie das der Gemeinderat dann auch getan hat. Die Namensvorschläge seien nicht vom Gemeinderat gekommen, sondern aus der Bevölkerung bzw. von den Vereinen. Erwin Altstätter, geboren am 25. Juni 1945, wurde 1969 erstmals in den Gemeinderat gewählt. Bis 1971 war er Vizebürgermeister. 1974 übernahm er als Postangestellter das Bürgermeisteramt und übte es 21 Jahre lang aus. Während seiner Amtszeit hat er die Entwicklung von Martell wesentlich mitgestaltet. In der Laudatio wurde unter anderem auf die Erschließung der Höfe verwiesen und den Aufbau der Partnerschaft mit dem Landkreis Ludwigshafen und der Gemeinde Dudenhofen. Unter die Amtszeit von Erwin Altstätter fiel auch die Stauseekatastrophe von 1987. Sehr große Verdienste erwarb er sich beim Aufbau des Vereinswesens. Erwin Altstätter hat viele Vereinsgründungen angestoßen und „war wohl bei der Gründung der allermeisten Marteller Vereine maßgeblich beteiligt.“ Genannt wurden u.a. die AVS-Sektion Martell (1962), die Musikkapelle (1966), der Bildungsausschuss (1969/70), die Volkstanzgruppe, der Bergrettungsdienst im AVS (1982), die Volksbühne (1984) und der gemischte Chor (1983). Seine Herzensangelegenheit war und ist der AVS. Zu den vielen Höhepunkten gehörte der Bau der Marteller Hütte. Auch an die Errichtung der Kletterhalle in Trattla sowie des Kletterturms und des Boulderraums wurde erinnert, sowie an die Chronistentätigkeit von Erwin Altstätter. Anlässlich der heurigen 60-Jahrfeier der AVS-Sektion Martell wurde er für 60-jährige Mitgliedschaft geehrt. 

Josef, der „Mahner“

Ehrenbürger der Gemeinde Martell ist auch Josef Stricker, geboren am Josefitag 1939 auf Stallwies, dem einst höchst gelegenen Kornhof Europas (1.953 m). Josef hätte eigentlich den Hof übernehmen sollen, doch der wissbegierige Schüler kam als Elfjähriger ins Johanneum nach Dorf Tirol. 1959 zog er zum Theologiestudium nach Trient, das er 1964 abschloss. Schon immer beeindruckt war er von der christlichen Soziallehre. 1964 wurde Josef Stricker zum Priester geweiht Er kam als Kooperator nach Mölten. 1966 wurde er zum geistlichen Assistenten des KVW ernannt und führte diese Aufgabe vorerst bis 1973 aus. Er war im ganzen Land unterwegs und hielt Vorträge zur christlichen Soziallehre. Als „Arbeiterpriester“ arbeitete er 4 Jahre lang in Fabriken in Bozen (Magnesium- und Lancia-Werk). Es war ihm wichtig, „mit den Schwächeren der Gesellschaft den Arbeitsalltag zu teilen.“ 1975 ließ er sich für die Arbeit als Gewerkschafter (Metallergewerkschaft FLM) freistellen. Als Landessekretär verwies er stets auf die Bedeutung der Aus- und Weiterbildung und des Lehrlingswesens. Nach der Pensionierung als Gewerkschafter 2001 wurde Josef Stricker erneut geistlicher Assistent des KVW und begleitete für weitere 19 Jahre die Geschicke des KVW. Josef Stricker ist ein allgemein anerkannter Sozialethiker. Er wird oft als das „soziale Gewissen Südtirols“ bezeichnet und als Mahner, „der die Probleme und Herausforderungen der Gesellschaft immer wieder sehr treffend und ohne Schonung von Freund und Feind auf den Punkt bringt,“ wie es in der Laudatio hieß. Stets gekämpft hat Josef Stricker außerdem gegen die Abwanderung und für die Aufwertung der peripheren Bergebiete. Der Landeshauptmann würdigte die außerordentlichen Verdienste der zwei neuen Marteller Ehrenbürger sowie auch jener 25 Personen, welche die Verdienstmedaille entgegennehmen konnten. Südtirol habe sich zwar generell zu einem Wohlstandsland entwickelt, „doch der Mensch lebt nicht vom Brot allein“, sagte Kompatscher. Ob die Menschen auch generell zufriedener und glücklicher geworden sind, wage er zu bezweifeln.

25 Verdienstmedaillen

Für 25 Persönlichkeiten, die sich in unterschiedlichsten Bereichen Verdienste um die Allgemeinheit erworben bzw. sich in Vereinen und Organisationen für soziale, kulturelle, wirtschaftliche, politische und weitere Belange eingesetzt haben, hatte die Gemeindeverwaltung Urkunden und Verdienstmedaillen anfertigen lassen. Nachfolgend (in alphabetischer Reihenfolge) die Namen der Geehrten, die fast vollständig anwesend waren - zwei hatten sich entschuldigen lassen - und für die ebenfalls Laudationen vorgetragen wurden: Adolf Altstätter, Rudolf Eberhöfer, Alois Fleischmann, Erwin Fleischmann, Josef Fleischmann (Tasa), Wolfgang Fleischmann, Adolf Gamper, Josef Holzer, Brigitta Kuenz, Hermann Mair, Regina Marth, Franz Oberhofer, Mechthild Oberhofer, Albin Pfitscher, Gertraud Pircher, Zäzilia Pircher, Karl Platter, Michael Schwienbacher, Waltraud Spechtenhauser, Eduard Stricker, Erich Stricker, Josef Stricker, Rosa Stricker und Josef Walder und Maria Walder.

Josef Laner
Josef Laner

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