Harte Arbeit lohnt sich
Publiziert in 24 / 2016 - Erschienen am 29. Juni 2016
Anbau von Erdbeeren, Blumenkohl und anderen Produkten
als zweites Standbein für Dutzende von Bergbauern.
Martell - Von seiner süßesten und rotesten Seite zeigte sich am vergangenen Wochenende das Martelltal. Hunderte Besucher aus nah und fern waren zum 17. Südtiroler Erdbeerfest ins „Beerental“ gekommen. War der Weiterbestand der Marteller Erzeugergenossenschaft (MEG) vor über zwei Jahren noch auf der Kippe gestanden, so steht die Genossenschaft mit ihren derzeit 49 Mitgliedern mittlerweile wieder auf stabilen Beinen da. Zu einem Neustart war es im April 2014 mit der Wahl eines neuen Vorstandes gekommen. Die Mitglieder zeichneten damals Geschäftsanteile im Ausmaß von 100.000 Euro. Auch die VI.P, der Raiffeisenverband, die Raiffeisenkasse Latsch, das Land sowie die Gemeinde Martell zahlten bzw. halfen mit, um die Genossenschaft wieder auf feste Beine zu stellen.
VI.P als starker Partner
„Von besonderer Bedeutung war und ist es natürlich immer noch, dass die Vermarktung seit 2014 von der VI.P abgewickelt wird“, sagte MEG-Obmann Reinhard Staffler dem der Vinschger. Für die Ernten der Jahre 2014 und 2015 konnten laut Staffler gute Preise an die Mitglieder ausgezahlt werden. Nicht unerwähnt ließ der Obmann allerdings, dass der Anbau von Erdbeeren und anderen Produkten ziemlich arbeitsintensiv ist. Außerdem werde in und mit der Natur gearbeitet. Um die Anbauflächen vor zu viel Nässe und Hagel zu schützen, bringen immer mehr Bauern Überdachungen an. Dass sich die Jahresmenge an Blumenkohl in den vergangenen Jahren nahezu verdoppelt hat, ist darauf zurückzuführen, dass auf Erdbeerfeldern nach mehrjähriger Nutzung im Sinne der Fruchtfolge Blumenkohl angepflanzt wurde.
Mehr Blumenkohl und Kirschen
Verdoppelt hat sich übrigens auch der Anbau von Kirschen. Die heurige Erdbeerernte hat sich wegen des kühlen Wetters um rund 10 Tage verschoben. Reinhard Staffler: „Es gibt bereits seit einigen Tagen frische Erdbeeren, doch die Haupternte wird heuer während der ersten drei Juliwochen erfolgen. Vorausgesetzt natürlich, dass das Wetter günstig bleibt.“ Auch der VI.P-Direktor Sepp Wielander hofft, „dass die mittlerweile begonnene Ernte nicht nur ergiebig ausfällt, sondern vor allem qualitativ unseren Konsumenten entspricht, sodass schlussendlich auch unseren Mitgliedern wieder ein zufriedenstellender Erlös ausbezahlt werden kann.“ Zur MEG insgesamt hält Wielander fest, „dass die Genossenschaft nicht nur eine gesunde Bilanz vorzuweisen hat, sondern sich auch über eine gute Nachfrage im gesamten italienischen Raum erfreut, und zwar Dank der hohen Güte ihrer Produkte. Dies hat sich natürlich auch in den Auszahlungspreisen an die Mitglieder sehr positiv ausgewirkt.“ Wurden 2013 ca. 630 Tonnen Erdbeeren geerntet, so waren es im Vorjahr 510 Tonnen. Der Rückgang ist vor allem auf den Anstieg des Blumenkohls zurückzuführen. Belief sich die Blumenkohlmenge 2013 noch auf 82 Tonnen, so waren es im Vorjahr 220. Die Gesamtmenge an Kirschen, Himbeeren, Marillen und Winterradicchio stieg von 2013 bis 2015 von 135 auch 160 Tonnen an.
Günstiges Klima
Womit das Martelltal seit dem Beginn des Beerenanbaus besonders punkten kann, ist die Tatsache, dass das milde und trockene Klima einen Anbau in Höhenlagen bis zu 1.800 m zulässt und dass die Ernte in der Regel in eine Zeit fällt, zu der die Erdbeeren in den meisten anderen Anbaugebieten Italiens schon gepflückt sind. Die derzeitigen Anbauflächen, auf denen Erdbeeren. Kirschen und andere Produkte gedeihen, belaufen sich auf ca. 30 Hektar. Zusätzlich zum willkommenen Nebenerwerb für viele Bergbauern verweist Bürgermeister Georg Altstätter auch auf den touristischen Mehrwert, den der Erdbeeranbau nach sich zieht. Was noch hinzu kommt, sind Arbeitsplätze. So sind in der MEG während der Erntesaison ca. 20 Personen beschäftigt. Im Mittelpunkt des Erdbeerfestes am Samstag stand der Anschnitt einer 25 Quadratmeter großen Erdbeertorte. Zusätzlich dazu hatten rund 40 freiwillige Helfer am Vorabend weitere 35 Quadratmeter Erdbeerkuchen zubereitet. Das erste Stück Kuchen servierte die scheidende Erdbeerkönigin Ramona dem Landesrat Arnold Schuler. Dieser hatte in seinen Grußworten auf die Bedeutung des Beerenanbaus als Alternative und zweites Standbein für die Berglandwirtschaft im Martelltal hingewiesen. Zu den Ehrengästen zählten viele weitere Landespolitiker sowie auch Vertreter der VI.P mit Obmann Thomas Oberhofer und Gerhard Eberhöfer an der Spitze. Eberhöfer ist der Gesamtverantwortliche für den Verkauf von Beeren und Marillen der MEG. Die Regenfälle, zu denen es am Samstag und Sonntag zwischendurch kam, vermochten es nicht, die Freude und Begeisterung der vielen Besucher zu trüben. Auch für die heurige Auflage des Südtiroler Erdbeerfestes in der Freizeitanlage Trattla hatten das Organisationskomitee bzw. die Vereine von Martell wiederum ein tolles Rahmen- und Festprogramm vorbereitet. So etwa einen Bauernmarkt mit typischen regionalen Produkten, geführte Wanderungen, Musik und vieles mehr. Wer es verabsäumt hat, sich beim Erdbeerfest mit frischen und gesunden Marteller Erdbeeren einzudecken, hat hierfür noch ausreichend Möglichkeiten. Marteller Erdbeeren gibt es in erster Linie in der Südtiroler Erdbeerwelt Trattla in Martell, dem Verkaufspunkt der MEG. Weitere Verkaufspunkte sind: VI.P BIO in Latsch sowie Genossenschaften JUVAL in Kastelbell und OVEG in Eyrs. Auch ausgewählte Geschäfte, wie z.B. der Vinschger Bauernladen in Staben-Naturns, bieten die süßen Früchte sowie Gemüsesorten an. Sepp
Josef Laner