Im Oberland hat sich einiges getan
Publiziert in 40 / 2014 - Erschienen am 12. November 2014
Bürgermeister Heinrich Noggler hält Vor- und Rückschau.
Noch keine Entscheidung über erneute Kandidatur
Graun - „Es ist uns als Gemeindeverwaltung gelungen, den Großteil der Projekte und Vorhaben, die wir uns bei den Wahlen 2010 als Ziele gesetzt hatten, in die Tat umzusetzen.“ So das Resümee von Bürgermeister Heinrich Noggler. Im Gespräch mit dem
der Vinschger kündigte er eine Reihe neuer Projekte an. Die Entscheidung, ob er im Mai 2015 erneut als Bürgermeisterkandidat antritt, habe er noch nicht getroffen.
der Vinschger: Das Verwaltungsprogramm, mit dem Sie sich vor viereinhalb Jahren den Wählerinnen und Wählern stellten, war ziemlich umfangreich. Konnten alle Vorhaben planmäßig umgesetzt werden?
Heinrich Noggler: Alle sicher nicht, der Großteil aber schon. Wir sind mit einem ehrgeizigen und großen Programm angetreten. Zusätzlich zur Fertigstellung einiger offenen Baustellen und Vorhaben ist es uns gelungen, auch die neuen Projekte zum Großteil durchzuführen. Mit einigen wichtigen und innovativen Vorhaben befinden wir uns auf einem guten Weg bzw. werden im Frühjahr 2015 mit der Umsetzung beginnen.
Was sind rückblickend die größten Vorhaben?
Dazu gehört sicher der fast vollständige Neubau der Mittelschule in St. Valentin auf der Haide mit der Errichtung der neuen Schul- und Dorfbibliothek. Dieses Vorhaben mit einem Kostenvolumen von insgesamt rund 6 Millionen Euro war seit Jahrzehnten das größte Projekt überhaupt, das in unserer Gemeinde umgesetzt wurde. Für knapp eine Mio. Euro konnte heuer im Sommer der Kindergarten in St. Valentin energetisch saniert und rundum erneuert werden. Erhebliche Investitionen sind außerdem in die Erweiterung der Feuerwehrhalle und Sanierung des Vereinshauses in Reschen geflossen, in die Sanierung des alten Gemeindehauses in Graun, in die Erweiterung des Parkplatzes in Melag in Langtaufers, in verschiedene Gehsteigprojekte in Graun und in St. Valentin und in die Umsetzung der verschiedenen Trinkwasserprojekte. Der Bau des Gehsteiges Kappl-Melag wird im Frühjahr begonnen, ebenso die Errichtung des Gehsteiges Reschen-Piz. Dieses Projekt werden wir auf zwei Baulose aufteilen.
Wie sieht es mit weiteren Investitionen in Langtaufers aus?
Trotz einiger Schwierigkeiten ist es uns gelungen, die Finanzierung für die Sanierung und Erweiterung der Grundschule Pedross mit einem Volumen von 1,1 Mio. Euro auf die Beine zu stellen. Um weitere Klassenräume dazu zu gewinnen und für die Bibliothek endlich eine würdige Bleibe zu schaffen, wird das Gebäude um ein Stockwerk erhöht. Ein großes Vorhaben in Langtaufers ist auch die Schaffung eines Langlaufzentrums im Bereich des Parkplatzes in Melag mit geschätzten Gesamtkosten von 1,05 Mio. Euro. Gemäß dem Konzept, das wir vorliegen haben, sollen die bestehenden Loipen im Bereich zwischen Melag und der Melager Alm sowie auch die neu geplanten Loipen zu Rundkursen zusammengeführt werden, sodass die Langläufer unterschiedlich lange Routen absolvieren können und wieder jeweils zum neu geplanten Zentrum zurückkommen.
Geht das Skigebiet Maseben heuer überhaupt noch in Betrieb?
Das weiß ich nicht. Zum heutigen Tag (4. November, Anmerkung der Redaktion) ist mir nicht bekannt, ob Maseben heuer öffnet oder nicht. Ich hoffe schon, da dies für Langtaufers von großer Wichtigkeit ist.
Wie steht es mit der Verbindungsbahn mit Mittelstation von der Talstation der Haider Alm ins Skigebiet Schöneben?
Ob diese Verbindung errichtet werden kann, hängt jetzt wesentlich vom Ausgang der Umweltverträglichkeitsprüfung ab. Tatsache ist, dass wir bezüglich des Themas Zusammenschluss Schöneben-Haider Alm seit Jahrzehnten noch nie auf einem Punkt wie dem jetzigen waren. Wir haben immerhin Vollversammlungsbeschlüsse beider Gesellschaften sowie einen breiten Mehrheitsbeschluss des Gemeinderates. Der Wille und weitere wesentliche Voraussetzungen für die Errichtung dieser Anbindung sind jedenfalls da, wenngleich eine Anbindung weiter oben im Gelände skitechnisch zwar besser, aber kaum umsetzbar wäre.
Der Haider Alm AG stehen in Kürze teure Revisionsarbeiten ins Haus. Sind diese Ausgaben zu stemmen?
Dieser Herausforderung hat man sich natürlich zu stellen. Um der Haider Alm bei der Führung des Skigebietes unter die Arme zu greifen, haben wir im Gemeinderat inzwischen einen so genannten Dienstleistungsvertrag gutgeheißen, sodass für einen Zeitraum von 5 Jahren jährlich 150.000 Euro der Haider AG zufließen. Diese Art der Unterstützung seitens der Gemeinde ist rechtlich möglich. Der Geldfluss wird mit Diensten gerechtfertigt, welche die Haider AG im Interesse der Allgemeinheit erbringt, zum Beispiel mit der Bereitstellung von Parkplätzen, die von allen genutzt werden können, mit der Präparierung der Langlaufloipen und der Präparierung der Rodelbahn für die Bevölkerung.
Das Skigebiet Nauders hat angekündigt, ab dem Beginn der Saison 2015/2016 aus dem Skiverbund mit Schöneben und Haider Alm austreten zu wollen.
Aus der Sicht von Nauders ist es vielleicht nachvollziehbar, dass der Kartenverbund neu geregelt und im Einvernehmen aller neu aufgelegt wird. Derzeit ist es nämlich so, dass Nauders aufgrund der derzeitigen Regelung im Jahr fast 500.000 Euro an Schöneben abgibt. Das deshalb, weil viele Gäste von Nauders in Schöneben Ski fahren. Der Verbund in der Skiregion Reschenpass sollte auf jeden Fall bestehen bleiben bzw. sogar auf den Watles und auf Maseben ausgedehnt werden. Dafür hat sich unter anderem auch Landeshauptmann Arno Kompatscher ausgesprochen, als wir ihm unsere Anliegen und Wünsche im Zusammenhang mit den Skigebieten unterbreitet haben.
Bei Ihrem Antritt als Bürgermeister haben sie auch von einer Aufwertung der Seen gesprochen. Was hat sich diesbezüglich bisher getan?
Mit der Errichtung einer Einwässerungsrampe und Sanierung sowie Bereitstellung des Klubhauses haben wir die Gründung des „Segelvereins Reschensee“ unterstützt. Für die weitere Aufwertung des Haidersees als Naherholungszone für Einheimische und Gäste haben wir ein Konzept erstellen lassen, das wir bereits teilweise umsetzen konnten. So entsteht etwa am Nordufer ein Steg, der durch das Biotop führt, und ein Liegepodest . Auch der Weidenplatz ist schon fertiggestellt sowie die Seekojen. Es handelt sich dabei um eine Art von drehbaren, windgeschützten Strandkörben aus Massivholz, die die Forstarbeiter in Eigenregie hergestellt haben. Zu den weiteren Besonderheiten gehören eine Aussichtsplattform am Radweg auf Burgeiser Gebiet sowie Vogelbeobachtungs-Stellen beim nördlichen und südlichen Biotop, die wir auf Vorschlag der Umweltschutzgruppe Vinschgau errichten werden. Für die Naherholungszone Haidersee rechnen wir mit Ausgaben von ca. 580.000 Euro. Auf rund eine Mio. dürften sich die Kosten für eine kleine Hafenanlage am Reschensee belaufen. Wir möchten unter anderem die bestehende Seezunge weiter aufschütten, um so ein sicheres Winterquartier für das Ausflugsschiff „Hubertus“ zu schaffen sowie Unterbringungsräume für die Rettungsboote der Feuerwehr und des Segelvereins, mit dazugehöriger Aussichtsplattform. Auch für die Kiter sind wir in Zusammenarbeit mit dem Kiter-Club „Adrenalina“ dabei, eine endgültige Bleibe zu schaffen. Die diesbezüglichen Vorarbeiten sind im Gange.
Gibt es interessierte Betriebe für den Gewerbepark Graun, der auf dem so genannten Eller-Areal entstehen soll?
Ja, wir stehen bereits mit einigen Handwerksbetrieben in Verhandlungen. Es sollen insgesamt 6 Hallen errichtet werden. Auch Dienstleistungsbetriebe sind willkommen. Das Land unterstützt dieses Vorhaben großzügig, wofür wir sehr dankbar sind.
Das Hallenbad in Graun steht noch immer so da wie 2010.
Das stimmt. Aber wir hoffen, dass dieses Langzeitproblem Hand in Hand mit dem Konzept für die Aufwertung des Areals beim alten Kirchturm gelöst werden kann.
Ihre Gemeinde liegt in der Peripherie, also ziemlich weit ab vom Zentrum des Landes. Ist zumindest das Internet schnell?
Wir liegen zwar in der Peripherie, sind aber in punkto schnelles Internet und Glasfasernetz zum Glück gut aufgestellt. Zu verdanken haben wir das in erster Linie der sehr guten Zusammenarbeit mit der EGO, der Energiegenossenschaft Oberland-Rojenbach, und deren finanziellen Mithilfe. Als Gemeinde wäre es uns nicht möglich, die Bevölkerung und Betriebe in derart kurzer Zeit mit schnellem Internet zu versorgen.
Gibt es in allen Fraktionen Ihrer Gemeinde ausreichend Wohnraum?
Wir haben sowohl in Graun als auch in St. Valentin Erweiterungszonen ausgewiesen. In Reschen sind noch die letzten bürokratischen Hürden für die Ausweisung einer Erweiterungszone zu nehmen. Die Ausgaben für die entsprechenden Infrastrukturen wie Erschließung usw. der einzelnen Erweiterungszonen belaufen sich auf insgesamt über 2 Mio. Euro. In Pedross in Langtaufers ist derzeit die Genehmigung des Durchführungsplanes der Erweiterungszone im Gang.
Die Liste an künftigen Vorhaben und Projekten ist lang. Werden Sie im Mai 2015 erneut als Bürgermeisterkandidat antreten, um die Umsetzung an vorderster Front mitgestalten zu können?
Die Entscheidung, ob ich erneut als Bürgermeisterkandidat antreten werde oder nicht, habe ich noch nicht getroffen. Das wäre auch etwas verfrüht. Zunächst sind etliche Gespräche zu führen, daher möchte ich diese Entscheidung noch offen lassen.
Interview: Sepp Laner

Josef Laner