Zukunft Tourismus
VINSCHGAU MARKETING WAR EIN ÜBERGANG
November 2017: Sie bilden das Team Destinationsmanagementeinheit West mit Manager Kurt Sagmeister (5. v.r.)
Sie sind in der IDM für den Tourismus in Südtirol verantwortlich: Kurt Sagmeister (DME West) Myrjam Lanz (DME Mitte) und Thomas Plank (DME Ost).
Friedrich Steiner, Mals, zeigte Mut unter psychologischer Anleitung durch Hans-Dieter Hermann.

„Was kommt, muss besser sein“

Vinschgauer Touristiker nehmen Abschied von Vinschgau Marketing.

Publiziert in 41 / 2017 - Erschienen am 28. November 2017

Latsch - Im November 2011 hatte Kurt Sagmeister aus Mals den Wettbewerb eines Tourismus-Direktors gewonnen. Einen Monat später, am 11. Jänner 2012 stellte sich der neue Hoffnungsträger der Vinschger Tourismustreibenden vor und ließ den Spruch „Das was kommt, muss besser sein als das, was ist“ an die Wand projizieren. Denselben Satz durften die etwa 150 Besucher der 6. Tourismusrunde am 24. November 2017 im CulturForum Latsch wieder lesen. Diesmal unter ganz anderen Voraussetzungen. Vor 6 Jahren stand Sagmeister vor einer zerfransten und bröckelnden Tourismusregion Vinschgau, in der es kaum mehr schlechter gehen konnte und in der es ein Leichtes war, etwas besser zu machen. Mit der letzten von 6 erfolgreichen Tourismusrunden hat sich Kurt Sagmeister verabschiedet. Er war zum „Destinationsmanager West“ berufen worden und legte selbstbewusst jene 10 Punkte zum Vergleich vor, die er sich als frisch gebackener Direktor von „Vinschgau Marketing“ als Zielvorgaben gestellt hatte. Punkt 1 enthielt den für Vinschgau damals utopischen Satz: „Alle ziehen an einem Strang“. Ziel Nummer 10 lautete: „Mehr Tourismusgesinnung im Vinschgau“. Jeder, wirklich jeder im Saal musste innerlich zugeben, dass die „Zwischenziele entlang des Vinschger Wegs“ wie mehr Professionalität, Impulsfunktion des Kompetenzzentrums (Vinschgau Marketing), mehr Kommunikation, mehr Netzwerke, mehr regionale Produktentwicklung, mehr Auslastung und Wertschöpfung, klare Aufgabenteilung, Stärkung einzelner Saisonen erreicht und teilweise weit übertroffen worden sind.

Tipps zum Abschied

Sagmeisters Abschiedsvortrag „Zukunft Tourismus und Reorganisation der Tourismusorganisationen“ gingen eine ganze Reihe von Referaten voraus, alle souverän präsentierte von Mitarbeiterin Verena Niedergger. In Dialogform referierten Michaela Platzer und Julia Hensel, beide Fachfrauen für Websiten und Produktentwicklung zum Thema „Die Macht der Daten in der Onlinewelt“. Sie stellten zum ersten Mal ein „Schlagwort“ der Veranstaltung in den Raum: „Wandel als einzige Konstante in der Onlinewelt“. Kernaussagen des Referats waren die Feststellungen, erstens, dass eine Website zum „Immer-wieder-kommen“ einladen kann, und zweitens, dass man auch als Unterkunftsbetrieb vom „Targeting“ – vom zielgerichteten Werben - der großen Buchungsportale lernen könne. Wie diese die Daten ihrer „User“ kennen und daraus lernen, sollten auch Tourismusbetriebe die Daten ihrer Zielgruppe kennen. Möglichst konkret wollte die Fachfrau für „PR und Social Media bei Vinschgau Marketing“, Christine Tappeiner, enthüllen, wie man Journalisten jeder Branche möglichst oft zum Berichten oder Senden bringt, ohne tief in die Brieftasche greifen zu müssen. Zu ihrem Vortrag „Viel Werbung für wenig Geld. Tipps und Tricks zum Thema Public Relations im Tourismusmarketing“ hatte sie auch eine Handreichung vorbereitet. Als konkretes Beispiel eines „Produktentwicklungsprozesses“ stellte Lukas Stecher die „Touristische und landwirtschaftliche Entwicklung im Nationalpark Stilfserjoch“ vor. Von der Phase der Grundlagenerklärung bis zur Phase der Umsetzung und Vermarktung kam Stecher zur Vision des „Nationalsparks als das Vorzeigeprojekt in den Alpen, wie Mensch und Natur in Einigkeit zusammenleben.“ Als scheidender Vinschgau Marketing-Präsident zog Mathias Tschenett ein eindrucksvolles, positives Resümee, dankte Direktor Sagmeister und seinem „großartigen Team“ für 6 erfolgreiche Jahre und sprach stolz von „einem kleinen Vorsprung“ an Erfahrungen gegenüber den anderen Destinationseinheiten eben durch das Wirken von Vinschgau Marketing.

Bahnbrechende Veränderung

„Eine bahnbrechende Innovation besteht niemals nur in der Verbesserung einer bestehenden Idee. Dies kann sogar langfristig Innovation verhindern. Das Großartige einer Erfindung besteht also darin, sich eine Welt vorstellen zu können, die noch gar nicht existiert“, erklärte Moderatorin Niederegger. Sie bezog sich auf Henry Ford, der für Pferdekutschen nicht bessere Pferde vorsah, sondern sie durch „Pferdestärken“ ablöste. „So kam es, dass Verschönerungsvereine von Tourismusvereinen abgelöst wurden und dass 2018 die Destinationseinheit West die Vinschgau Marketing ablöst“, folgerte die Moderatorin und nannte die Reorganisation im Südtiroler Tourismus eine „bahnbrechende Veränderung“. Sie leitete über auf das Abschiedsreferat von Kurt Sagmeister, der die Gründe erläuterte, warum es zur DME West kommen musste, und auf das Gastreferat „Erfolg durch Veränderung“ des Sportpsychologen und Mentalcoach der deutschen Fußballnationalmannschaft, Hans-Dieter Hermann. Ihn fragte sie: „Wie können wir diese Veränderungen (im Tourismus) mutig angehen?“ Der hatte bemerkenswert einfache Antworten aus der Welt des Spitzensports, die jederzeit auch auf die Veränderungen für Vinschgau Marketing herunter zu brechen waren. Es geht in erster Linie darum, das gerne zu tun, was man tut. So was nenne man Motivation. Bei allen Mitarbeitern gehe es natürlich um die Sinnfrage und die sei nichts anderes als deren Selbstwertgefühl. Hermann ging auf die Erfolgskriterien ein, die fast immer „weiche Faktoren“ seien wie „motivierendes Sozialklima, praktische, fachliche und emotionale Unterstützung, Vertrauen der Führungskräfte und Stabilität“. „Und das haben Sie ja erreicht durch das Team, das sie zur neuen Organisation mitnehmen konnten“, meinte der Referent zu Kurt Sagmeister. Der praktische Teil des Vortrages zum Thema Mut und Selbstsicherheit bestand aus einem Wurftest mit Angabe der Erfolgsquote, den ein Malser Hotelier mit Bravour bestand. Man müsse sich immer wieder in unsichere Gewässer wagen, um sich dem Mut zu nähern, war eine Feststellung es Psychologen. Und wenn man Fehler mache, stehe es einer Führungskraft gut an, auch über sich selbst lachen zu können. 

Baum unter Bäumen

Bevor man zu den ausgesuchten Vinschger Köstlichkeiten schritt, erwiesen Landesrat Richard Theiner und Bezirkspräsident Andreas Tappeiner ihren Respekt und dankten allen Beteiligten für das erfolgreiche Wirken von Vinschgau Marketing. Landesrat Theiner mahnte in der bevorstehenden Änderung an, sich nicht nur auf die günstigen Südtiroler Rahmenbedingungen zu verlassen, sondern sich immer zu fragen: Was wollen wir? Wohin wollen wir? Bezirkspräsident Tappeiner nannte Vinschgau Marketing einen Keim, der gereift und gewachsen sei. Es sei nachvollziehbar, dass man diesen einen Baum in ein Gebiet mit mehreren Bäumen - die IDM Südtirol - einbettet, um sich - wie Professor Hermann erklärte hatte - gegenseitig zu stützen.

Günther Schöpf
Günther Schöpf

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