Marke Vinschgau festigen
Im Bild (v.l.): Bürgermeister Dieter Pinggera, Michaela Platzer (Mitarbeiterin Vinschgau Marketing), HGV-Präsident Manfred Pinzger, Kurt Sagmeister (Direktor Vinschgau Marketing), Matthias Tschenett (Präsident), Fachreferent Stefan Gruber und Karl Pfitscher (Präsident Tourismusverein Schlanders-Laas).

„Was kommt, muss besser sein als jenes, das heute schon ist“

Publiziert in 40 / 2015 - Erschienen am 11. November 2015
Die Neuordnung der Tourismusorganisationen war einer der Schwerpunkte der 4. Vinschger TourismusRunde. Komplimente für die Arbeit von Vinschgau Marketing. Schlanders - Fast alle Bürgermeister von Schnals aufwärts, Vertreter der Landwirtschaft, der Kaufleute und Handwerker, Organisatoren kultureller und sportlicher Veranstaltungen, Vertreter von Skigebieten, des Nationalparks und vieler Tourismusvereine sowie zahlreiche Hoteliers und Gastwirte: Dass der Tourismus alle angeht, zeigte sich einmal mehr bei der 4. Vinschger TourismusRunde, zu der Vinschgau Marketing am 5. November in das Schlanderser Kulturhaus eingeladen hatte. „Die Kunst des Lebens ist es, mit Veränderungen umgehen zu können.“ Mit diesem Zitat brachte Michaela Platzer, Mitarbeiterin von Vinschgau Marketung, das Thema des Abends auf den Punkt. Veränderungen und Anpassungen stehen der Tourismusbranche ständig ins Haus. Zu den größten Herausforderungen der nächsten Jahre gehört die vieldiskutierte Neuordnung der Tourismus­organisationen. Es wird angedacht, „Regionale Managementeinheiten“ (RME) einzuführen, wobei der Vinschgau und das Meraner Land eine dieser Einheiten bilden sollen. Gutes bewahren, Schlechtes verbessern Matthias Tschenett, der Präsident von Vinschgau Marketing, gab sich in seinen Grußworten überzeugt davon, „dass wir gemeinsam mit dem Meraner Land eine perfekte Lösung finden werden.“ Es gehe darum, „Gutes zu bewahren und Schlechtes zu verbessern. Wir müssen offen für Neues sein, ohne unsere Identität zu verlieren.“ Vom laufenden Tourismusjahr sind laut Tschenett positive Zahlen zu erwarten: ein Plus von 3,8% bei den Übernachtungen und ein Plus von 7% bei den Ankünften. Kurt ­Sagmeister, der Direktor von Vinschgau Marketing, ging zunächst auf die Ergebnisse einer vom HGV und der SMG in Auftrag gegebenen Online-Befragung ein, mit der erhoben werden sollte, wie bekannt und begehrlich Südtirol aus der Sicht der Gäste mehrerer Länder ist. In punkto Bekanntheit stehe der Vinschgau im Vergleich zu anderen Regionen ziemlich gut da, „während es bei der Begehrlichkeit noch Potential gibt.“ Die Bezeichnung „Vinschgau – Kulturregion in Südtirol“ sei nicht von ungefähr gewählt worden, „denn Südtirol ist unser Zugpferd. Die Orte und Regionen müssen noch stärker mit der Dachmarke verbunden werden.“ Orte und Regionen mit Dachmarke verbinden Für den Vinschgau lässt sich laut Sagmeister von der Studie ableiten, dass die sogenannte gestützte Bekanntheit - gestützt bedeutet, dass den Befragten eine Liste mit Antwortmöglichkeiten vorgelegt wird - auf den Hauptmärkten gegeben ist und die inhaltliche Positionierung passt. Zudem hat der Vinschgau im Kontext mit ganz Südtirol sehr attraktive Destinationen zu bieten. Als Beispiele nannte ­Sagmeister das Ortlergebiet, die Stadt Glurns und den Obervinschgau. Ziel müsse es sein, kontinuierlich an der Begehrlichkeit zu arbeiten sowie an der Verortung, sprich der Verknüpfung von Orten und Regionen mit der Dachmarke. Das Thema der Neuordnung der Tourismusorganisationen sei ihm ziemlich an die Leber gegangen. Sagmeister: „Mein Team und ich haben uns mit viel Herzblut an die Arbeit gemacht.“ Es seien bestimmte Ungewissheiten im Zusammenhang mit der Diskussion über die Reform aufgetreten. Auch die Motivation habe streckenweise nachgelassen. Die Antwort, die er für sich gefunden habe, laute: „Das Produkt Vinschgau motiviert mich.“ Er wolle sich zusammen mit seinem Team weiterhin dafür einsetzen. Viele Fragen im Zusammenhang mit der Reform, deren Umsetzung mehrere Jahre dauern wird, sind derzeit noch offen. Risiken und Chancen Als mögliche Risiken der Reform nannte der Direktor ein Mehr an Koordinierungsaufwand, fehlende Identifikation, fehlende Entscheidungsfreiheit sowie Mitarbeiterabbau und Abfluss von Wissen. Chancen ortet er in einer Erhöhung der Sichtbarkeit, im Wissenstransfer und einem höheren Spezialisierungsgrad der Mitarbeiter. Das Thema Einsparungen könne beides sein: Chance und Risiko. Damit die Reorganisation ein Erfolg wird, sind laut Sagmeister zwei Voraussetzungen unabdingbar. Erstens soll die Bezeichnung „Vinschgau“ gemäß dem nachgewiesenen Potential erhalten bleiben und zweitens „muss das, was kommt, besser sein, als jenes, das heute schon ist.“ Wenn Südtirol ­wachse, „wird auch der Vinschgau innerhalb Südtirol wachsen.“ Der Direktor stellte auch die von der Reform vorgesehenen Aufgabenbereiche der SMG (in Zukunft IDM), der Managementeinheiten sowie der Tourismusvereine vor. Bezüglich der Einheit Vinschgau-Meraner Land verwies er sowohl auf Gemeinsamkeiten als auch auf jeweils eigene Stärken. Im Vinschgau seien dies u.a. die Winterkompetenz, der hochalpine Charakter, die Produkte, die Rauheit, die Rückzugsräume und die Gletscherskigebiete. Zu den Gemeinsamkeiten gehören: ­Höhenwege, Kultur, Radroute Via Claudia Augusta, Vinschgerbahn und Waalwege. Als hilfreich und zielführend für Vinschgau Marketing wertet Sagmeister den Beirat, der sich aus Vertretern verschiedener Branchen zusammensetzt. Das Ziel von Vinschgau Marketing sei es ja, die verschiedenen Branchen im Vinschgau zu vernetzen und zu stärken. ­Sagmeister informierte auch über die Tätigkeit einer Arbeitsgruppe, in der Vinschgau Marketing mit am Tisch sitzt, und in der Ideen und Perspektiven entwickelt werden. Stilfserjochstraße ist ein „schlummerndes Juwel“ Als ein derzeit noch schlummerndes Juwel bezeichnete er in diesem Zusammenhang die ­Stilfserjochstraße. HGV-Präsident Manfred Pinzger hielt in punkto Neuorganisation fest, „dass die Marke Vinschgau bereits relativ gut etabliert ist. Nun gilt es, sie zu erhalten und weiter zu festigen.“ Wie schon Sagmeister verwies auch Pinzger auf die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Obstwirtschaft (VI.P). Die Vinschger Äpfel tragen erheblich dazu bei, die Region Vinschgau noch bekannter zu machen, besonders in Italien. Erneut bedauert hat Pinzger, dass die Vorzeichen für die Errichtung eines Golfplatzes in Glurns leider nicht günstig seien: „Offensichtlich setzen sich hier andere Interessengruppen durch.“ Dabei wäre ein Golfplatz im Vinschgau ein „zusätzliches tolles Aushängeschild.“ Der HGV-Präsident brach auch eine Lanze für den Flughafen in Bozen und rief die Tourismustreibenden auf, sich hinter den Flughafen zu stellen. Als große Chance für den Vinschgau und den Meraner Raum nannten Pinzger sowie Matthias Tschenett eine Zugverbindung mit der Schweiz. Es sei erfreulich, dass sich die Landesregierung mit Landeshauptmann Arno Kompatscher an der Spitze ernsthaft für eine solche Bahnverbindung einsetze. Bahnverbindung mit der Schweiz als große Chance Der gastgebende Bürgermeister Dieter Pinggera dankte dem gesamten Team von Vinschgau Marketing im Namen der Vinschger Bürgermeister für die professionelle Arbeit. Bereits seit der Gründung von Vinschgau Marketing im Jänner 2012 werde engagiert und motiviert gearbeitet. In der Neuordnung der Tourismusorganisationen ortet Pinggera „gewisse Parallelen zur Gesundheitsreform.“ Ziel müsse es sein, dass die Veränderungen nicht Nachteile, sondern Vorteile bringen. Wie es den Betrieben gelingen kann, mehr Gäste in den Nebensaisonen in die Häuer zu bringen, zeigte Stefan Gruber (Kohl & Partner) in einem Fachreferat auf. Einen gaumenfesten Beweis dafür, dass es sich lohnt, weiterhin auf die Vinschger ­Eigenheiten zu setzen, hatten die Vinschger Bäuerinnen mit Monika und Adelheid an der Spitze vorbereitet: im Foyer warteten Vinschger Köstlichkeiten auf die Teilnehmer an der TourismusRunde. Auch Kaffee der Kaffeemanufaktur „Kuntrawant“ in Prad konnte verkostet werden. sepp
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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