Die Lebensqualität im Stadtl steigt
BM Frank: „Superlösung“ in Sachen Verkehr im Obervinschgau
Der Glurnser Bürgermeister Alois Frank.

907 Einwohner auf 907 Höhenmetern

Alois Frank über bisher Geleistetes, neue Vorhaben, das Konzept für die Verkehrsentlastung, das Rambach-Werk, seine Zukunft und die Frage, ob der größte Künstler der Frühen Neuzeit, Albrecht Dürer, in Glurns zu Gast war.

Publiziert in 32 / 2018 - Erschienen am 25. September 2018

Glurns - Zählte das Städtchen Glurns in den 1970er Jahren nur rund 600 Einwohner, so sind es mittlerweile über 900. „Derzeit sind es genau 907 Personen, die in Glurns leben. 907 ist auch die Zahl der Höhenmeter, auf denen das Zentrum unserer Stadt liegt“, freute sich kürzlich Bürgermeister Alois Frank bei einem Interview mit dem der Vinschger.

der Vinschger: Worauf führen Sie den Anstieg der Einwohnerzahl zurück?

Alois Frank: Da sind viele Faktoren und Umstände zu nennen. Eine wichtige Rolle für die Zunahme spielten und spielen immer noch die Stadtsanierung und die Wiedergewinnung alter Bausubstanz. Diese Maßnahmen und Bemühungen tragen dazu bei, die Stadt aufzuwerten und die Lebensqualität der Bürger, die innerhalb der Stadtmauern leben, merklich zu steigern. Und schließlich ist auch zu bemerken, dass die Glurnser nette und gewinnende Leute sind.

Vor gar nicht allzu langer Zeit zogen es viele Glurnser noch vor, außerhalb der Stadtmauern zu wohnen. Hat sich das geändert?

Ja, es hat ein Umdenken gegeben. Vor allem nach der Sanierung des Söleser- und Schallerhauses haben die Leute gemerkt, wie gut es sich in der Stadt leben lässt. Als nächstes Vorhaben im Rahmen der Nutzung alter Bausubstanz werden wir nun das Haus Fiegele-Prieth in der Laubengasse sanieren. Dort werden 5 Wohnungen geschaffen. Mittlerweile ist es so, dass es für uns als Gemeinde nicht mehr leicht ist, ungenutzte Bausubstanz zur Wiederbelebung anzukaufen, weil auch private Gebäudebesitzer erkannt haben, mit welch hoher Lebensqualität das Leben im Stadtkern verbunden ist.

Aber gehört nicht auch das Abstellen von Autos vor der eigenen Haustür zur Lebensqualität?

Dass es in einer kleinen Stadt wie der unsrigen eng ist, liegt auf der Hand. Ich glaube aber schon, dass es uns gelungen ist, mit dem Bau der neuen, geräumigen Tiefgarage innerhalb der Stadtmauern eine gute Lösung zu finden. Es wurden insgesamt 48 Stellplätze errichtet. 36 davon haben wir zu einem relativ günstigen Preis an Stadtbewohner verkauft. Weitere Stellplätze werden wir im Zuge der Sanierung des Fiegele-Prieth-Hauses abtreten.

Und wie steht es mit den öffentlichen Parkplätzen?

Wir haben 3 öffentliche Parkplätze außerhalb der Stadtmauern. 50 neue Stellplätze kamen kürzlich beim Parkplatz vor dem Malser Tor dazu.

Die sind aber gebührenpflichtig?

Ja, aber es ist nicht zu vergessen, dass die Stadtbürger gratis parken, dass Gäste von Beherbergungsbetrieben zu Sonderpreisen parken dürfen. Genauer gesagt, für 2 Euro pro Tag. Auch für Personen, die zum Beispiel zum längeren Besuch ihrer Verwandten in die Stadt kommen, gilt dieser Sondertarif. Es genügt ein Antrag im Rathaus. Dass nicht alle mit unserer Parkordnung einverstanden sind, ist mir und allen Gemeindeverwaltern durchaus bewusst. Ich persönlich möchte dazu aber festhalten, dass wir alle versuchen sollten, die Lebensqualität, mit der das Wohnen in der Stadt verbunden ist, als allgemeinen Mehrwert für uns und unsere Gäste anzuerkennen. Viele Bürger sehen die motorisierte Mobilität als Form der persönlichen Freiheit, aber damit entstehen auch Belastungen, und wenn diese Belastungen größer werden als der Nutzen, müssen wir nach neuen Lösungen suchen. Genau das versuchen wir in Glurns.

Ein großes Problem ist aber auch der Durchzugsverkehr.

Dieses Thema beschäftigt uns schon seit Jahrzehnten. Für mich steht seit jeher fest, dass es eine Gesamtlösung für alle direkt betroffenen Gemeinden braucht. Nicht zuletzt auch deshalb, weil es seitens der Landespolitik oft geheißen hat, dass erst dann konkrete Maßnahmen ins Auge gefasst und finanziert werden, wenn die Gemeinden vor Ort wissen, was sie wollen, und wenn sie sich einig sind. Jetzt ist es soweit, dass es einen breiten Konsens gibt. Wir haben eine
„Superlösung“ im Visier, jedenfalls aus meiner Sicht.

Wie sieht dieses Konzept aus?

Es ist noch zu früh, dieses Konzept in die Öffentlichkeit zu tragen. Fest steht, dass die Gemeinden Glurns, Schluderns, Mals, Prad und Taufers mit der politischen Rückendeckung aller anderen Gemeinden des Vinschgaus ein Gesamtkonzept ins Auge gefasst haben, mit dem sich das Verkehrsproblem im Großraum der genannten 5 Gemeinden gut und dauerhaft in den Griff kriegen lässt.

Kommt der Vorschlag noch vor den Landtagswahlen auf den Tisch?

Nein. Wir möchten zunächst das Land einbinden, die Verbände, Organisationen und Interessensgruppen vor Ort und dann natürlich auch die Bevölkerung.

Gibt es konkrete Vorschläge zum Trassenverlauf und zu den Kosten?

Ja, die gibt es. Dazu nur so viel: Es ist ein Lösungsvorschlag, der viel kostet und der sich sicher nicht schnell umsetzen lässt, mit dem aber die Verkehrsbelastungen der direkt betroffenen Gemeinden ohne große Beeinträchtigen der Landschaft ausgeräumt werden können.

Was hat die Stadtverwaltung seit Ihrem Amtsantritt zusätzlich zur Ortskernsanierung unternommen, um Glurns aufzuwerten.

Es hat sich in diesem Bereich einiges getan. Besonders zufrieden bin ich unter anderem mit der Schaffung der Naherholungszone Obere Au. Wir haben jetzt einen wunderschönen, von der Stadt aus leicht erreichbaren Spazierweg. Es ist uns damit gelungen, einen weiteren wichtigen Baustein zur Aufwertung der Stadt und zur Steigerung der Lebensqualität der Bewohner zu schaffen. Dass einige Bauern nicht einverstanden sind, finde ich schade.

Apropos Landwirtschaft: Wie steht es mit der Obstbauanlage außerhalb der Stadtmauer neben dem Malser Tor?

Wir sind als Gemeinde bereit, eine Entschädigung zu zahlen, beharren aber darauf, dass es innerhalb eines 100-Meter-Bannstreifens außerhalb der Stadtmauern keine Anlagen mit Säulen geben darf.

Wie sieht es mit der Gestaltung des Schulhofs aus?

Wir sind dabei, diese Arbeiten umzusetzen und freuen uns jetzt schon auf einen wunderbaren Platz mit einer einmaligen Atmosphäre in einem einzigartigen Ambiente. Den Mittelpunkt wird eine Freileichtbühne bilden. Es ist unsere Absicht, dass diese Einrichtung, die wir „Glurns Festival“ taufen werden, auch übergemeindlich für Theateraufführungen, Festivals, Konzerte und weitere Veranstaltungen genutzt werden kann und soll. Es laufen diesbezüglich bereits Gespräche mit der Ferienregion Obervinschgau.

In Glurns gibt es auch einen Gemeinschaftsgarten. Kommt dieser bei der Glurnsern gut an?

Der Gemeinschaftsgarten ist eine sehr wertvolle und schöne Initiative, hat aber bisher bei den Glurnsern nicht den erhofften Zuspruch gefunden. Die Schulen allerdings arbeiten fleißig mit. Wir werden versuchen, den Garten irgendwie einzuteilen bzw. zu markieren, damit jeder, der will, seine „eigene“ Fläche betreuen kann, ohne dass dabei der Charakter des Gemeinschaftlichen untergeht. 

Themenwechsel: Wann wird das Rambach-Kraftwerk gebaut?

Das Projekt ist eigentlich baureif. Es ist nur noch abzuwarten, wie die neuen Förderkriterien des Staates aussehen werden. Wir sind diesbezüglich in engem Kontakt mit dem Kammerabgeordneten Albrecht Plangger, der in Rom in der Energiekommission sitzt.

Was erwartet sich Glurns von diesem Wasserkraftwerk?

Wir als Gemeinde sind mit 20% an der neu aufgestellten Rambach-Konsortial GmbH beteiligt. Taufers hält 39% der Anteile, Mals 27%, die Fraktion Laatsch 8% und die Gemeinde Schluderns sowie die SEG jeweils 3%. Alle Beteiligten erhoffen sich natürlich feste und dauerhafte Einnahmen aus dem Kraftwerk. Dieses wird beim Laatscher Sportplatz errichtet und soll eine Jahresleistung von fast 23 Millionen kWh haben. Wir Glurnser sind froh, dass in Zukunft dank der Beteiligung an der Rambach Konsortial GmbH Jahr für Jahr zusätzliche und unantastbare
Finanzmittel in die Stadtkasse fließen werden.

Glurns ist geradezu prädestiniert, ein Ort für Kultur zu sein.

Eben erst hatten wir viele Chöre in Glurns zu Gast, und Kunstschaffende halten sich laufend im GAP (Glurns Art Point) auf. Dass Kultur und Geschichte eine große Rolle spielen, gibt die mittelalter-
liche Stadt geradezu vor. Zu einem weiteren Höhepunkt in diesem Sinn wird es beim Symposium „Glurns zwischen Spätmittelalter und Früher Neuzeit“ kommen, das wir zusammen mit dem Südtiroler Kulturinstitut am 27. und 28. Oktober veranstalten. Namhafte Referenten sind dabei. Gespannt sind wir auf die Ausführungen der Fachleute Concino De Concini und Giorgio Fedele, die in ihrem Vortrag „Glurns & Dürer“ eine neue Erkenntnis wissenschaftlich untermauern wollen. Es geht dabei um das berühmte „Selbstbildnis mit Landschaft“ aus dem Jahr 1498. 

Jetzt aber wieder zurück zur Politik. Wie beschreiben Sie die Zusammenarbeit im Ausschuss und im Rat?

Wir arbeiten im Ausschuss, wo neben Vertretern der SVP auch ein Vertreter der Bürgerliste sitzt, gut zusammen. Auch im Gemeinderat wird zum Großteil an einem Strang gezogen und gemeinsam zum Wohl der Stadt gearbeitet.

Sie sind erst seit 2015 Bürgermeister. Treten Sie 2020 erneut an?

Die Arbeit als Bürgermeister ist mit einem großen Energie- und Kräfteaufwand verbunden. Ich weiß noch nicht, ob ich noch einmal die Energie aufbringe, dieses Amt anzustreben.

Josef Laner
Josef Laner

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