Fundament der BASIS steht
Wohin führt der Weg in der Drusus-Kaserne?
Der neue Veranstaltungsraum, der den Namen KASINO trägt, ist das Herzstück der BASIS.
Das BASIS-Team (v.l.) Lukas Tappeiner, Carina Matscher und Luca Daprà
In den vergangenen Jahren hat sich in der Drusus-Kaserne so einiges getan.
Hannes Götsch

Abschluss und Neubeginn 

BASIS Vinschgau vor einem Wendepunkt: Wie der Verein in der Schlanderser Drusus-Kaserne neue Wege bestreiten will. 

Publiziert in 30 / 2020 - Erschienen am 8. September 2020

SCHLANDERS - „Das EU-Projekt neigt sich dem Ende zu, gleichzeitig startet die Initiative nun so richtig. Und wir wissen auch schon, wohin die Wege führen sollen. Allem voran wollen wir ein Ort gelebter Innovation für die gesamte Gesellschaft sein“, betont der 36-jährige Hannes Götsch im Gespräch mit dem der Vinschger. Götsch, der in den vergangenen fünf Jahren als Projektleiter für das Projekt BASIS (Business And Service Incubator Schlanders) fungierte und mit seinem Team für die Umsetzung des EU-Projektes „Investitionen in Wachstum und Beschäftigung EFRE 2014–2020“ zuständig war, weiß: „Wir stehen vor dem offiziellen Beginn unseres Gründer- und Innovationszentrums“. 

Hehres Ziel

Das EU-Projekt begann mit dem Ziel, „den Vinschgau als Region in seinen Qualitäten gesamtheitlich zu bewerten, zu erheben was es gibt und was fehlt“, erklärt Götsch. Zudem galt es, die Sanierung und Adaptierung des ehemaligen Versorgungsgebäudes im Kasernenareal inhaltlich zu begleiten und hier konkrete Pläne für die künftige Nutzung zu erarbeiten. Die Ideen gingen schnell in eine klare Richtung: die Bereiche Wirtschaft, Bildung, Kultur und Soziales auf Augenhöhe betrachten und weiterentwickeln. „BASIS Vinschgau ist ein Ort für moderne Formen der Arbeit, kreative Entfaltung und flexible Raumnutzungsmöglichkeiten für die gesamte Gesellschaft. Ein gemeinschaftlich öffentlicher Raum für Jung und Alt, Dick und Dünn, Schwarz und Weiß, Mann und Frau“, so der Schlanderser. 

Nachhaltig durchstarten 

Das EU-Projekt sei ein wichtiger Schritt gewesen, um überhaupt zu diesem Punkt zu kommen. „Dies haben wir nun gemeinsam mit der Gemeindeverwaltung, den vielen Betrieben und ehrenamtlichen Helfern geschafft, das Fundament steht“, sagt Götsch. Während am Mittwoch, 23. September, die offizielle Abschlussfeier des EU-Projekts (ab 15.45 Uhr im Kasernenareal) stattfindet, ist BASIS für die Zukunft gerüstet. Mit einer Vereinsstruktur wolle BASIS Vinschgau Venosta, so der offizielle Name, in den kommenden Jahren „als inklusive Einrichtung ergänzende Möglichkeiten im Vinschgau schaffen“. Dabei gelte es, positives, unternehmerisches Denken zu kultivieren und sich als Non-Profit-Organisation über die kommenden 10 Jahre größtenteils wirtschaftlich selbst zu tragen. „Wir haben zusammen mit der Gemeinde- und Landesverwaltung erfolgreich an einer Gesetzesanpassung gearbeitet, die es ermöglicht, Entwicklungsgelder auch dezentral in der Peripherie Südtirols einzusetzen“, erklärt Götsch. Auch könne man weiterhin mit lokalen wie internationalen Partnern an verschiedenen EU-Projekten teilnehmen und damit Erfahrung und Wissen direkt in die Region holen.

Möglichkeiten gesehen und gefunden

Es gelte, in Standorten bzw. ländlichen Gegenden wie dem Vinschgau ergänzende Arbeitsmöglichkeiten und Motivation zu schaffen. „Wenn ich sehe, was sich in den vergangenen Jahren alles getan hat, dann bin ich sehr zuversichtlich. Die Kombination der Bereiche Öffentlichkeit, Privatwirtschaft, Forschung und Entwicklung sowie Ehrenamt ist eine der wichtigen Aufgaben unserer Zeit und von BASIS“, sagt Götsch. Auch die funktionale Sanierung des Gebäudes habe gut geklappt: „Wir haben hier im Kasernenareal Möglichkeiten sowie Räume gesehen und gefunden.“ Aktivierungsräume wie die offene Werkstätte für kreative Köpfe, oder der Salotto mit dem urigen Pizzaofen sind ebenso im alten Ambiente neu entstanden wie ein großer Veranstaltungsraum, der im Laufe des Septembers endgültig fertig gestellt wird. Bereits im Oktober 2019 bezogen die ersten Coworker ihre Arbeitsplätze. Der geteilte Arbeitsraum ist eine der Grundsäulen der BASIS. Der englische Begriff Coworking bedeutet so viel wie die Zusammenarbeit sowie flexible Nutzung von offenen Arbeitsflächen. Unternehmensgründer, Selbstständige, Freiberufler, Schüler, Studenten aber auch alle anderen Interessierten haben dabei die Möglichkeit, die offenen Büroräume in der Kaserne für eine Gebühr zu nutzen. Schnelles Internet und modernste Infrastrukturen sind dabei laut Götsch selbstverständlich. 

Eine Basis auf drei Säulen 

Im Großen und Ganzen wolle sich der Verein künftig mit drei Säulen mitfinanzieren. Einerseits die Beraterfunktion. So sei man im Projetmanagement tätig, könne Projekte initiieren, koordinieren und umsetzen. „Stets im Rahmen eines sozial-ökologischen Denkens“, ergänzt Götsch. Eine zweite Säule sei die Infrastruktur des ehemaligen Versorgungsgebäudes. Die Räumlichkeiten werden weiterhin vom Projektteam genutzt, verwaltet und vermietet. Neben den gemeinschaftlichen Büroräumen solle die Vermietung von Werk- und Produktionsräumen, Seminarräumen, der Residenz mit vier Kurzzeitwohnungen, dem Veranstaltungsraum, der Prototypen-Werkstatt, Ateliers und weiterer flexibler Nutzungsflächen für Firmen und Vereine zur Wirtschaftlichkeit des Vereins und der Kaserne beitragen. Eine dritte wichtige Säule ist der Veranstaltungsbereich für Wirtschafts- und Innovationsthemen, Nischenkultur sowie Bildungsinitiativen. Unter anderem im sogenannten MICE-Sektor, wozu zum Beispiel Kongresse und Tagungen gehören, sehen Götsch und sein Team große Chancen. „Man muss nicht mehr für alles in die Stadt fahren, wir können uns vieles hierherholen und lokale Kernkompetenzen wie die Landwirtschaft, Handwerk oder Bereiche der Kreativwirtschaft wertschätzen“, betont er. Schon jetzt habe es Anfragen für Kongresse gegeben. 

Auch Tourismus und Ortskerne profitieren

Profitieren von der BASIS werde auch der touristische Sektor. Es sei ein Gewinn für alle. Und auch hierbei habe man stets die Nachhaltigkeit im Auge. „Wir ziehen eine neue Zielgruppe an, die sich bewusst zwischen Natur, Sport und urbanen Wirtschaftsknotenpunkten wie BASIS bewegt“, erklärt Götsch. Weitere Möglichkeiten bieten sich hierbei durch „Coworkation“. Dabei handle es sich um eine Verbindung zwischen Arbeiten und Urlaub. Eine neue Mischform, die international immer mehr Anklang findet. Als Gründungsmitglied in der Coworkation Alps-Initiative sei BASIS Vinschgau Venosta hier bereits aktiv. 

Kaserne als Grundlage

Ohnehin finde man in der Drusus-Kaserne optimale Bedingungen für sämtliche Aspekte „moderner Arbeit, Kultur, Freizeit und Wohnen“, ist sich Götsch sicher. „Die Kaserne ist natürlich eine Grundlage und war wesentlicher Bestandteil der Entwicklung“, so der Projektleiter. In den vergangenen Jahren, bei den Sanierungsarbeiten und Planungen der Räume, habe man stets darauf geachtet, auf Flexibilität zu setzen. „Sei es, was die Mauern betrifft, sei es, was die Denkweise anbelangt“, präzisiert Götsch. Ein wichtiges Schlagwort in Hinsicht auf die Haltung im Umgang mit den natürlichen Ressourcen sei für das BASIS-Team auch die Kreislaufwirtschaft. Dabei gelte es, Produkte so lange wie möglich im „Kreislauf“ zu halten. So werden unter anderem in der Drusus-Kaserne alte Fensterrahmen als Tische benutzt. Beim „Upcycling“, einer verbesserten Form des „Recyclings“, werden alte, scheinbar nutzlose Gegenstände in neuwertige Produkte umgewandelt und über Jahre wiederverwendet. „Wir sind ein super Team das mit Herzblut, Weitsicht und Elan an einem der Vorreiterprojekte für Südtirol arbeitet,“ so Götsch. Dies bestätigen Anfragen anderer Gemeinden aus dem Land aber auch international gebe es großes Interesse im Hinblick auf die Philosophie, Funktionsweise und auch was Kollaborationsmöglichkeiten betrifft.

Ort für Lösungen und positive Zukunft

Überhaupt wolle man ein „Ort für Macher und Macherinnen sein sowie für jene, die es werden wollen“, wie Götsch betont. Willkommen sei dabei jeder, egal ob der Programmierer, der Student, der Künstler, der die Ateliers und Werkräume nutzt, der Top-Manager beim Coworking oder Besucher aus der Dorfgemeinschaft bei Veranstaltungen. Schon jetzt dürfe sich das Projekt über eine große Anziehungskraft freuen. Mit dem Gründer- und Innovationszentrum könne man der Abwanderung entgegenwirken und vor allem kreative Köpfe zurückholen. Dies sei bereits in den vergangenen Monaten gelungen. Als „urbane Ergänzung des ländlichen Idylls“ werde sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten noch vieles tun, insbesondere durch Menschen, die Eigeninitiative beweisen und Verantwortung übernehmen, ist sich Hannes Götsch sicher.

Michael Andres
Michael Andres
Vinschger Sonderausgabe

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