Mit allen Sinnen erleben
Jubiläumsfeier zum 25-jährigen Bestehen mit Rück-, Ein- und Ausblick.
Langtaufers - Die ersten Jahre nach der Eröffnung im Jahr 2000 waren nicht leicht, auch nachher gab es schwierige Phasen, etwa die Corona-Jahre, und derzeit ist es der Lehrerprotest, der zu einem Rückgang der Anmeldungen führt, aber insgesamt gesehen hat sich die Erlebnisschule Langtaufers im Weiler Grub zu einer landesweit einzigartigen und wertvollen Bildungseinrichtung entwickelt, die nicht mehr wegzudenken ist. Darin waren sich alle Redner und Ehrengäste einig, die am 20. September bei der Jubiläumsfeier „25 Jahre Erlebnisschule Langtaufers“ das Wort ergriffen. Neben Geburtshelfern der ersten Stunde, Lehrpersonen, Wegbegleitern, Mitarbeitenden und Partnern konnte Klaus Wallnöfer, der Direktor des Schulsprengels Graun, zu dem die Erlebnisschule gehört, auch Vertreter der Landes- und Gemeindepolitik im Festsaal der Fraktion Langtaufers in Grub begrüßen, sowie Schulführungskräfte und Vertreter der Bildungsdirektion. Am Motto „Mit allen Sinnen erleben“ halte die Erlebnisschule seit der Gründung bis heute fest „und dieser Ansatz ist im heuten digitalen Zeitalter aktueller denn je“, sagte Wallnöfer. Die Erlebnisschule biete Kindern und Jugendlichen aus dem ganzen Land die Möglichkeit für handlungsorientiertes und soziales Lernen.
Natur, Kultur und Gemeinschaft
Mit Bildern, Eindrücken, Anekdoten und persönlichen Erzählungen führten die Schulverantwortlichen Wolfgang Thöni – er ist seit der Eröffnung mit dabei – und Helga Stecher – sie arbeitet seit 2005 mit – in das Innenleben der besonderen Bildungseinrichtung ein. Das Herzstück ist seit jeher das Lernen und Erleben in Form von Bausteinen: Brot backen, Butter herstellen, mit Wolle arbeiten, Filzen, Wanderungen, Erlebnisse im Schnee, Heuschlitten-Fahren am Ochsenberg und vieles mehr. Es gibt Angebote für den Winter sowie für das Frühjahr und den Herbst. Laut Wolfgang Thöni wäre es wünschenswert, auch im Sommer wieder Bausteine anzubieten zu können. Thöni dankte allen Mitarbeitenden und Partnern, nicht zuletzt den Beherbergungsbetrieben im Tal, in denen die Jugendlichen übernachten und frühstücken, der Forststation Graun, den Bäuerinnen und Bauern, die Einblicke in das Leben auf den Höfen gewähren, den Einwohnern von Grub und den vielen weiteren Personen, die sich engagieren und einbringen, in welcher Form auch immer.
„Wir brauchen dringend solche Orte“
Laut Landesrat Philipp Achammer ist die Erlebnisschule notwendiger denn je: „Kinder und Jugendliche brauchen Verwurzelung und genau diese können sie hier spüren, erfahren und erleben.“ In diesem Sinn brauche es solche Lernorte gerade im digitalen Zeitalter immer dringender. Auch wenn es bei den Buchungen von Schulklassen derzeit infolge der Diskussionen und Polemiken rund um außerschulische Aktivitäten nicht gerade rosig aussehe, ist Achammer von der Zukunft der Erlebnisschule felsenfest überzeugt: „Es ist wohl auch in diesem Fall so, dass man etwas für kurze Zeit nicht haben muss, damit man dessen wahren Wert erkennt.“
Ankauf des Gruberhauses wird konkret
Seine Unterstützung sagte der Landesrat auch für den Ankauf und die Sanierung des denkmalgeschützten, leerstehenden Gruberhauses in Grub an. Es befindet sich in unmittelbarer Nähe der Erlebnisschule und soll nach der Sanierung an die Schule übergeben werden. Achammer sprach von einer „tollen Perspektive“. Wie Bürgermeister Franz Prieth im Rahmen seiner Grußworte präzisierte, kümmere sich die Gemeindeverwaltung bereits ganz konkret um den Ankauf des Gruberhauses. Angedacht wird in Zusammenarbeit mit dem Land und aller Vinschger Schuldirektionen die Schaffung eines außerschulischen Lernortes, um Kindern und Jugendlichen aus dem Vinschgau, die zum Beispiel die Schule abgebrochen haben oder aufgrund schwieriger Familienverhältnisse eine besondere Betreuung brauchen, eine praxisbetonte Ausbildung zu bieten. Der Bau des Zivilschutzzentrums und des Kletterturms neben der Erlebnisschule soll im Frühjahr 2026 abgeschlossen werden und in den Jahren danach wird die Erlebnisschule laut Franz Prieth energetisch saniert und um ein Stockwerk erhöht, um die Angebote erweitern zu können.
Als „Leader II“-Projekt geboren
An die Zeit vor der Eröffnung der Erlebnisschule erinnerten der damalige Lehrer und derzeitige Bildungsdirektor Gustav Tschenett und der ehemalige Gemeindeassessor Florian Eller. Angefangen hatte alles mit der Schließung der Grundschule Grub im Jahr 1992 und der Diskussion um eine neue Nutzung. Erst als die Aussicht bestand, die Erlebnisschule mit Mitteln aus dem Entwicklungsprogramm „Leader II“ auf die Beine zu stellen, konnte das Konzept umgesetzt werden. De facto gegründet wurde die Erlebnisschule laut Florian Eller von Friedl Sapelza, Gustav Tschenett und Sepp Hofer bei einem „Glasl Weißn“ in einem Gasthaus in Mals. Tschenett sicherte zu, dass die Erlebnisschule Langtaufers als besondere und einzigartige Bildungseinrichtung auch in Zukunft als solche erhalten bleiben werde. Den Wünschen, in anderen Landesteilen ähnliche Einrichtungen zu schaffen, sei bisher ganz bewusst nicht entsprochen worden.
Wirtschaftlicher Mehrwert
Hand in Hand mit der Eröffnung der Erlebnisschule kam es auch zu einem wirtschaftlichen Mehrwert im sanften Tal. Außerdem hat die Schule dazu beigetragen, die Bekanntheit von Langtaufers im ganzen Land zu steigern. Seit der Eröffnung bis heute haben immerhin über 30.000 Kinder und Jugendliche beider Sprachgruppen sowie viele Lehr- und Begleitpersonen die Schule besucht. Während sich die Klassen früher für jeweils rund eine Woche in Langtaufers aufhielten, sind die Aufenthalte mittlerweile kürzer. In der Regel wird nur mehr zweimal im Tal übernachtet. Nutzen können die Angebote Schülerinnen und Schüler ab der 3. Grundschule bis zur 3. Mittelschule deutscher und italienischer Muttersprache. Musikalisch umrahmt haben die Jubiläumsfeier Magdalena Folie aus Kappl und Pius Fliri aus Grub an der Ziehharmonika. Bäuerinnen aus Reschen verwöhnten die Versammelten kulinarisch mit einem Buffet von Karlheinz Steiner. Besonders gedankt wurde der Eigenverwaltung von Langtaufers für die Bereitstellung des Festsaals.