Die Annaberg GmbH
Zu Beginn des 13. Jahrhunderts wurde Heinrich von Partschins mit dem landesfürstlichen Teil der Burg Anna- oder Annenberg belehnt. Seither gibt es die Herren und später Grafen von Annenberg, deren Familienwappen zum Gemeindewappen von Latsch geworden ist.

Annenberg und die Sonne geht auf

Publiziert in 18 / 2010 - Erschienen am 12. Mai 2010
„Latsch und die Sonne geht auf“ lautete vor Jahren ein Werbespruch des Tourismusvereines. Jetzt scheint er wieder Inhalt zu bekommen. Die Unternehmer Christa und Manfred Fuchs haben mit ihren Kindern Schloss Annenberg und den dazu gehörenden Bauernhof erworben und planen Großes mit und um die Burg aus dem 13. Jahrhundert. von Günther Schöpf Vor gut drei Jahren hatte jeder für sich seinen besonderen Traum. Manfred hätte vieles gegeben, einmal die Rückseite des Mondes zu sehen, und Christa konnte sich eine Farm in Namibia vorstellen. ­Damals saßen Christa und Manfred Fuchs in ihrer Wohnung in Latsch und erzählten von der „Laurea ad honorem in ingegneria spaziale“, mit dem das Polytechnikum in Mailand den erfolgreichen Satellitenbauer kurz zuvor geehrt hatte. Damals hatten sie sich auch schon einen Ansitz im Kalterer Dorfteil Altenburg für sich und die Familien ihrer Kinder Marco und ­Romana eingerichtet. Drei Jahre später, am „Kini-Abend“, am 5. Jänner 2010 – man hatte mit einigen Lehrern der Gewerbeoberschule „Max Valier“ auf tirolerisch „mit Erdäpfeln und Kas gmarendet“ – erzählten Christa­ und Manfred – inzwischen Latscher Ehrenbürger – gut gelaunt von ihrem neuesten Traum, der mit der Gründung einer GmbH schon konkrete Hintergründe bekommen hatte. Der Traum ist amtlich und als landwirtschaftliches Unternehmen „Schloss Annenberg GmbH“ eingetragen. „Wir haben eher zufällig, von Bekannten, gehört, dass Schloss Annaberg zum Verkauf ausgeschrieben ist“, erzählte Christa, „und dann haben wir mitgeboten.“ Manfred holte etwas weiter aus: „Man muss sagen, wir hatten ja schon immer den Fimmel, etwas zu unternehmen und wir wollten immer etwas für die ganze Familie finden. Vor über 30 Jahren waren wir zu 20 Prozent Anteilhaber an Schloss Goldrain, was sich dann zerschlagen hat. Danach haben wir hier in Altenburg eine Familienbleibe gefunden. Im Oktober ist dann der Besitzer von Schloss Annaberg, der Tierarzt Karlheinz Politzar, verstorben. Geerbt hat seine Schwester und die wollte das Anwesen, zu dem auch 50 Hektar ­Grund gehören, möglichst schnell wieder loswerden. Im Falle von Annenberg waren wir beim Bieten in guter Gesellschaft. Neben einem geheimnisvollen Amerikaner sollen sich auch Walter Rizzi und Reinhold Messner um die Burg bemüht haben. Wir waren wahrscheinlich schneller oder hatten den besseren Preis geboten“. Man war inzwischen von der getäfelten Stube in eine Art Salon gezogen. Auf dem Tisch lagen Burgenbücher, darunter natürlich der Band Vinschgau von Oswald Graf Trapp mit dem Beitrag über Annenberg. „Ja, der Hintergrund ist schon der Bauernhof“, gab Manfred Fuchs zu. „Und der Wein“, ergänzte seine Frau. Manfred enthüllte, dass sein Bruder Romed be­reits erste Versuche gestartet habe, ja schon die ersten Trauben auf dem knapp über 1.000 Meter liegenden Weingut geerntet habe. Sie hätten sich auch schon in Marling infor­miert. Dort habe sich ein Bozner Weinbbauer einen grandiosen Keller errichten lassen. Dann sprach der Unternehmer: „Immerhin sind da 50 Hektar. Daraus muss man ja was machen. Bei mir tickt es immer schnell nach Hochtechnologie. Warum soll es nicht ein ökologisches Schloss werden, betrieben von Windmühlen, von Sonnenenergie oder von Erdwärme? Ich kann mir verschiedene Ausstellungsmöglichkeiten vorstellen. Vielleicht über Hochtechnologie, wie wir es in Bremen haben. Man könnte was mit Schülern tun, die sich für Technik interessieren. Oder so etwas Historisches. Vielleicht über die Geschichte von Annenberg, über die Goldgruben, die es da oben ja auch geben soll.“ Der Flugzeugingenieur und Satellitentechniker Manfred Fuchs, der mit seiner Frau aus der „Otto Hydraulik Bremen GmbH“ zwischen 1981 und 1991 die ­„Orbital- ­Hydrotechnologie Bremen-System GmbH“ aufgebaut hatte, geriet ins Schwärmen. „Wir haben inzwischen Architekt Werner Tscholl beauftragt, uns einen Vorschlag zu machen.“ „Unsere Kinder waren zwar nicht sonderlich begeistert am Anfang, aber jetzt stehen sie dahinter“, fügte Christa Fuchs hinzu. Inzwischen ist sie die Hauptbesitzerin, Schlossherrin zu 40 Prozent. Nach bewährter Familien­tradition kommen dahinter Manfred mit 30, Sohn Marco mit 20 und Tochter ­Romana mit 10 Prozent Anteile. „Und die haben auch gezahlt“, wollte Christa festgehalten haben. „Wir sind somit Bergbauern geworden“, flachste Manfred Fuchs und teilte auch mit, dass er und seine Frau einen besonderen Grund hätten, gut gelaunt zu sein. Sohn Marco habe eben telefonisch mitgeteilt, dass die OHB Technology AG, so nennt sich die Firma seit 2002, den Auftrag bekommen habe, 14 Satelliten im Auftragswert von 566 Millionen Euro für das Galileo-Satellitensystem zu bauen. Inzwischen hat der Amateur-Bergbauer Manfred Fuchs die Asphaltierung seiner Hofeinfahrt auf der Grundparzelle Gp 570 der Katastralgemeinde St. Martin am Vorberg beantragt. Inzwischen war das traditionelle „Fuchsentreffen“ in Latsch abgehalten worden und inzwischen hat es Ende April in Schloss Annenberg ein großes Fest gegeben. In der Schlosskapelle zur ­Heiligen Anna wurde ein Jubiläum ausgerichtet, das 50. Hochzeitsjubiläum von Christa und Manfred Fuchs. Das letzte Fest in der Burg wird es wohl vor mehr als 500 Jahren gegeben haben.
Vinschger Sonderausgabe

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