Aus NOG und POG wird TEXEL
Im Bild (von links): Obmann Rudolf Höller (NOG), NOG-Geschäftsführer Christoph Tappeiner, VI.P-Direktor Josef Wielander und Obmann Rudolf Zerzer (POG).

Apfel-Hochzeit im Untervinschgau

Publiziert in 26 / 2008 - Erschienen am 9. Juli 2008
Naturns/Partschins – Was eigentlich schon längst über­fällig war und früher oder später kommen musste, ist jetzt ge­schehen: Die Obst­genossenschaften NOG (Naturns, Plaus) und POG (Partschins) haben sich zusammengeschlossen. Aus der Fusion ist die Genossenschaft TEXEL hervorgegangen, die jetzt als zentraler Bezugspunkt für fast alle Obstbauern des unteren Vinschgaus fungiert. Den Mitgliedern der NOG und POG soll die Fusion bereits kurzfristig wirtschaftliche Vorteile bringen. von Sepp Laner Über die Vorarbeiten zur Fusion, über die Neuerungen, die der Zusammenschluss mit sich bringt und über die zukünftigen Perspektiven informierten die Obmänner Rudolf Höller (NOG) und Rudolf ­Zerzer (POG) sowie der NOG-Geschäftsführer Christoph ­Tappeiner und VI.P-Direktor Josef Wielander am 3. Juli auf einer Pressekonferenz am Sitz der NOG in Naturns. Das Fusionskonzept war den Mitgliedern der zwei Genossenschaften am 28. März dieses Jahres zusammen mit einer Wirtschaftlichkeitsstudie vorgestellt worden. Es wurden bereits damals Probeabstimmungen durchgeführt, wobei sich die Mitglieder der NOG und POG einstimmig für die Fusion ausgesprochen haben. Jeweils einstimmig wurde die Fusion dann auch bei den ­außerordentlichen Mitgliederversammlungen am 30. Juni beschlossen. Operativ wir die Genossenschaft TEXEL ab dem 1. August. „Dank der Fusion entsteht eine schlagkräftige Genossenschaft mit jährlich rund 5.300 Waggon Tafelware, mit 366 Mitgliedern und mit einer Anbaufläche von 1.137 Hektar“, sagte Christoph Tappeiner. Die 218 Mitglieder der NOG produzieren auf 764 Hektar Anbaufläche 3.717 Waggon Äpfel (Ernte 2007), die POG mit 148 Mitgliedern auf 373 Hektar 1.652 Waggon. Das Einzugsgebiet der TEXEL umfasst jetzt nahezu den ge­samten unteren Vinschgau: Töll, ­Partschins, Rabland, Plaus, ­Naturns, Tschirland und Tabland. Einige Mitgliedsbetriebe in Plars kommen noch dazu. Zu den wohl wesentlichsten Neuerungen gehört jene, wonach die Sortierung und Verpackung ab der Ernte 2008 ausschließlich in Naturns stattfinden werden. Die Bauern können die Äpfel anliefern, wo sie wollen: Töll/Partschins, Plaus oder Naturns. Während im Bereich der Sortierung in den nächsten Jahren keine Investitionen notwendig sind, muss im Lager Töll/Partschins kurz- bzw. mittelfristig investiert werden. Es sind laut Rudolf Höller neue Kühlzellen (Abriss und Wiederaufbau) für rund 800 Waggon zu bauen. Diese Arbeiten befinden sich bereits jetzt in der Projekt­ierungsphase. Mit Landesbei­trägen kann gerechnet werden, denn die Produktionsgrenze von mindestens 2.500 Waggon, die für Landeszuschüsse notwendig ist, wird aufgrund der nunmehr beschlossenen Fusion bei weitem überschritten. Rudolf Höller, Rudolf Zerzer, Christoph Tappeiner und Josef Wielander sind überzeugt, dass die Fusion den Mitgliedern bereits kurzfristig wirtschaftliche Vorteile bringen wird. Aufgrund des Zusammenschlusses sei ein wettbewerbsfähiger und „gut aufgestellter“ Betrieb entstanden. Die Fusion sei der richtige Schritt für die ­Sicherung des Auszahlungspreises. Auch die Tür für eine günstige strategische Ent­wicklung sei nun geöffnet worden. „Die Erlös-Schraube haben wir dank der modernen Strukturen im Vinschgau, dank des Fleißes der Bauern und dank der Umsetzung des zentralen Vermarktungskonzeptes ­ ‚VI. P 3’ gänzlich ausgereizt. Wir können jetzt nur noch an der Kosten-Schraube drehen und genau das wird mit dieser ­Fusion getan,“ sagte Josef Wielander. Und auch mit einem Vergleich wartete er auf: „Wenn zwei Personen nicht getrennt, sondern zusammen mit einem Auto von Schlanders nach ­Naturns fahren, haben sie beide gespart und auf dem Rückweg geht sich noch eine Pizza aus.“ Wielander sprach den zwei Obmännern und allen Mitgliedern ein großes Kompliment zu diesem „weisen und historischen Schritt“ aus. Auch der Naturnser Bürgermeister Andreas Heidegger (im Bild) begrüßte die Fusion. Es freue ihn, dass auch die Landwirtschaft auf Zusammenarbeit und Synergien setzt. Angetan gab sich Heidegger auch von der Wahl des Namens Texel. Man denke sofort an die Texelgruppe oder an den Naturpark Texel. Die Fusion bringt Kosteneinsparungen auf mehreren Ebenen mit sich. Wie Rudolf Höller ankündigte, wird der bisherige Geschäftsführer der POG, Oswald Gufler, den Betrieb verlassen. Geschäfts­führer der TEXEL wird Christoph Tappeiner. Auch mit einem Abbau von Mitarbeitern ist zu rechnen. Derzeit beschäftigen die NOG und die POG insgesamt rund 140 Personen (Festangestellte und Saisonarbeiter). Sinken sollen auch die Energiekosten. Dazu trägt seit dem September 2007 übrigens auch die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Lagers in Plaus bei (Größe: 3.900 Quadrat­meter; Leistung: 262,7 kWp). Eine weitere Anlage könnte im Zuge der Erneuerungsarbeiten im Lager Töll/Partschins entstehen. Der Verwaltungsrat der ­TEXEL setzt sich aus 8 NOG- und 4 POG-Vertretern zusammen. Das Amt des Obmann wird ein NOG-Vertreter besetzen, jenes des Vize-Obmann ein Vertreter der POG. Die Wahl findet Ende August statt. Pionierzeiten der Partschinser Obstgenossenschaft Matthias Bernhart, der Moarhofer in Partschins, stand am Abend des 3. Juli 2008 wie auf seiner persönlichen Kanzel am Golderkofel im Partschinser Ortsteil Tabland und erzählte mit fester Stimme, dass er vor genau 40 Jahren genau vom selben Punkt aus den Mitgliedern der Landeskommission erklärt hatte, wie notwendig die Erweiterung der Partschinser Obstgenossenschaft sei. Er habe auf die Anbaufläche gezeigt, erinnert er sich, und den Herren klar gemacht, dass demnächst alle Wiesen und Äcker mit Obstbäumen bepflanzt sein würden. ­Matthias Bernhart, Jg. 1919, war wie andere ­Partschinser und Töller Bauern schon vor 1947 Zulieferer von Birnen, darunter vor allem Hartenpans, Sommerzitronen und Williams, und Kalterer-Äpfeln bei der Untervinschger Obstgenossenschaft (UVO). Die hatte damals das Gelände samt Hallen der bis 1936 Karbid und Silizium produzierenden „Bosnischen Elektrizitäts-Aktien­gesellschaft“ auf der Töll gemietet. Mit dem Fahrrad war Bernhart in­zwischen nach Tschars gefahren und hatte sich dort nach den Auszahlungspreisen erkundigt. Für ihn und für viele andere Bauern gab es kein langes Überlegen: es musste schnellstmöglich eine Genossenschaft gegründet werden. Nach einigen vorbereitenden Versammlungen kam es am 13. Februar 1950 im Unterschönwegerhof von Partschins zur Gründung der Obstgenossenschaft Partschins. 42 Bauern hatten den Schritt gewagt und Franz Gamper, Rasmer, zum Obmann, Hermann Schönweger zu seinem Stellvertreter gewählt. Matthias Bernhart war 1954 in den Vorstand gekommen, 1963 zum Obmannstellvertreter aufgerückt und hatte von 1967 bis 1988 die Obmannschaft inne. 1954 lieferten die Mitglieder 162 Waggons an. Den höchsten Auszahlungspreis erzielte die Birne Kaiser Alexander mit umgerechnet 5 Cent, den geringsten die Apfel-Sorte Weiss Rosmarin mit 0,35 Cent. Im letzen Obmannjahr von Matthias Bernhart wurden 1.293 Waggon angeliefert. Jonagold war Spitzenreiter mit 25 Cent, die Sorte Jonathan Schlusslicht mit ca. 6 Cent. (s) (Alle Zahlen-Angaben aus „50 Jahre POG“, erstellt von Heinrich Kainz, 1976 Buchhalter in der POG, heute Referent und Bürgermeisterstellvertreter in Plaus)
Günther Schöpf
Günther Schöpf

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