Vinschger in St. Moritz

Arbeiten in St. Moritz

Publiziert in 3 / 2003 - Erschienen am 13. Februar 2003
[F] Die Skiweltmeisterschaft in St. Moritz wird am Sonntag mit der Schlussfeier beendet. Vinschger Köpfe und Hände haben mit dazu beigetragen, dass diese Veranstaltung zu einem vollen Erfolg wird. Der Tausendsassa und Marillenfachmann Martin Fliri-Dane hat für den „ Vinschger“ die Landsleute aufgesucht und mit ihnen gesprochen. [/F] Vom 1. - 16. Februar findet in St. Moritz im Oberengadin die Weltmeisterschaft im alpinen Skisport statt. Mit diesem sportlichen Großereignis stellt der Nobelkurort selbst einen Weltrekord auf. Kein anderer Wintersportort hat soviel Großereignisse dieser Art durchgeführt wie eben St. Moritz. Mit je zwei Winterolympiaden steht St. Moritz auf gleicher Ebene wie Innsbruck (St. Moritz 1928 und 1948), nur bei den alpinen Skiweltmeisterschaften liegt St. Moritz vorne: 1934 und 1974 waren richtige Weltmeisterschaften, die Olympiade 1948 wurde zugleich als Weltmeisterschaft geführt. 2003 ist also die vierte WM in St. Moritz. Beide Wintersportorte liegen am gleichen Fluß, am Inn. „Innsbrücken“ gibt es aber an die 10 im Gemeindegebiet des Engadiner Kurortes. Nur die wenigsten St. Moritzer aber wissen, dass der Inn auf seinen ersten 30 Kilometern bis Samedan in der rätoromanischen Sprache ursprünglich „La Sela“ heißt. St. Moritz ist weltbekannt. Trotzdem sind die wenige Kilometer auseinanderliegenden Fremdenverkehrsorte des Oberengadins als touristische Einheit anzusehen. Seit dem Beginn der touristischen Entwicklung des Oberengadins in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts hat der Vinschgau auf dem Gebiet des Handwerks und des Fremdenverkehrs Bindungen zum Oberengadin. „Der Vinschger“ hat einige Vinsch-gauer in St. Moritz und Umgebung besucht und möchte diese Personen kurz vorstellen. Der wichtigste Vinschgauer Gastarbeiter während der Ski WM ist ohne Zweifel Luis Hellrigl. Der 38-jährige Bergbauer vom Bachhof in Taufers i. M. arbeitet seit 18 Jahren im Winter bei den St. Moritzer Bergbahnen. Seit 3 Jahren ist er fast ganzjährig angestellt und ist in diesem Winter zum vierten Mal Pistenchef der St. Moritzer Skipisten. Als solcher ist er normalerweise für 15 Pistenarbeiter verantwortlich, während der WM für 20. Der „Punta Luis“Junior ist also für die Präparierung der gesamten WM Strecken von St. Moritz verantwortlich. Speziell für die 14-tägige WM wurde Luis auch in die internationale Rennjury berufen. Sicherlich ein Höhepunkt im Leben des Bergbauern von den Tella Höfen. Für die WM stehen dem Luis und seiner Mannschaft nicht nur die bisherigen 10 Pistenmaschinen zur Verfügung, weitere 10 neue Maschinen wurden von der Firma Prinoth bereitgestellt. Anton Spechtenhauser (37) aus Laas arbeitet seit 12 Jahren als Metzger in St. Moritz, heute bekleidet er die Stelle als Chef-Stellvertreter in der Metzgerei des COOP von St. Moritz und ist eine der 9 Personen in der Metzgereiabteilung. In der Frischfleischvitrine zählten wir 66 Sorten. Der Preis für Fleisch liegt aber um einiges höher als in Südtirol. Walter Hafner (56) aus Taufers i. M. arbeitet seit 33 Jahren beim Kurverein St. Moritz, angefangen hat er als Gehilfe, heute leitet er das Magazin. Das bedeutet, dass er weltweit für die Verteilung der Werbung „Made in St. Moritz“ verantwortlich ist. Der Kurpräsident von St. Moritz, Danusser, würdigte wenige Wochen vor der Ski WM in einem Kommentar in der „Engadiner Post“ Walter Hafner als seinen bewährtesten Mitarbeiter. In seiner langen Laufbahn hatte Walter Hafner für einen Sommer den Sohn des früheren Kurpräsidenten Kasper als Gehilfen zur Seite. Dieser Mann mit Namen Gian Franco Kasper ist heute Präsident der FIS (Federation International Ski) und eigentlich oberster Herr der Ski WM. Alois Platzgummer (39) aus Martell-Gand hat seine Karriere im Oberengadin als Kutscher begonnen, ein harter Job, wie er meint. Dann fand er einen Job bei der Engadinaisa als Ausfahrer und kam schließlich 1991 zur Großhandelsfirma für Gastprodukte, „Valentin“, nach Pontresina. Zuerst als Chauffeur, später und bis heute als Leiter der Lagerverwaltung. Dort hat er nicht nur mit Spaghetti und Konserven zu tun, sondern auch mit Weinen der berühmtesten Provenienzen aus aller Welt. Christian Höchenberger (37) aus Taufers i. M. ist seit vielen Jahren im Gastgewerbe tätig. Die Parkhotels in St. Moritz, Gstaad und Vitznau zählen zu einigen seiner Stationen. Seit 7 Jahren arbeitet er im legendären Palace Hotel in St. Moritz, seit 3 Jahren hat er dort seinen Job als Nachtconcierge und als solcher hat er natürlich zu zahlreichen Persönlichkeiten aus aller Welt Kontakt. Ludwig Kaltenbacher (54) aus St. Valentin. Der gelernte Bäcker und Konditor ist schon seit 1966 im Oberengadin. Nachdem er aus gesundheitlichen Gründen den Beruf aufgeben musste, fand er 1998 einen Job als Nachtportier im Kulturhotel „Laudinella“ in St. Moritz. Er lebt zwar mit seiner Frau und den beiden Kindern in St. Moritz, aber wann immer es möglich ist, macht er einen kurzen Abstecher in seinen heimatlichen Obervinschgau. Hannes Perfler (28) aus Goldrain stammt aus dem Gastgewerbe (Familie Karl Perfler) und ist zweifellos der Vinschgauer Senkrechtstarter im Oberengadin. Nach dem Besuch der HOB in Schlanders und Meran war er Barmann in Südtirol, England und in den USA, wurde vor zwei Jahren Geschäftsführer eines Pubs in Pontresina und avancierte im letzten Sommer zum Direktor des Hotels „Müller“ in Pontresina. Das 3-Sterne Hotel hat 75 Betten, Restaurant und Nachtbar. In diesem Winter leitete Perfler als jüngster Engadiner Hoteldirektor 23 Angestellte und zu seinen Gästen zählen während der Ski WM die Nationalmannschaften von Kanada und Jugoslawien sowie jene des Exotenstaates von Grenada. Erich Sagmeister (63) aus Glurns ist seit 40 Jahren im Oberengadin. Nach der Kochlehre arbeitete er 15 Jahre lang bei der Corvatschbahn, dann weitere 10 Jahre im Bauhof der Gemeinde Silvaplana. Seit 8 Jahren arbeitet der „sparsame“ Erich im Winter als Ablöse des Concierge im 5-Sterne Hotel Waldhaus in Sils, im Sommer führt er in Glurns seinen eigenen Betrieb, den Glurnserhof. Bei den St. Moritzer Bergbahnen arbeiten hingegen Berthold Kuntner (28) aus Sulden und Harald Tappeiner (27) aus Tartsch als Fahrer von Pistenmaschinen. Kuntner hatte vor seinem ersten Winter auf den nächtlichen Pisten von St. Moritz als Maschinenschlosser und technischer Zeichner bei der Firma Hoppe gearbeitet. Der gelernte Mechaniker Tappeiner hingegen hatte einen Winter als Fahrer von Pistenmaschinen in Sulden gearbeitet, bevor er vor zwei Wintern nach St. Moritz kam. Im Sommer arbeitet Kuntner als Bauschlosser, Tappeiner hingegen im heimatlichen Bauernhof in Tartsch.
Hansjörg Telfser
Vinschger Sonderausgabe

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.