Quantensprung im Oberland
In 18 Minuten von St. Valentin bis Schöneben
Das Titelfoto zeigt die Zentralstation auf dem „Freitmöslroan“, wo die zwei neuen Kabinenbahnen zusammentreffen. Hier im Bild die Bergstation der Höllental-Bahn, mit der man bis zum höchsten Punkt der Skipiste Jochbahn im Skigebiet Schöneben gelangt.
Die Talstation der neuen Kabinenbahn in St. Valentin, die ins Skigebiet Schöneben führt mit (von links) Franz Prieth, Frowin Stecher, Andreas Lechthaler und Christian Maas
Atemberaubende Aussicht auf die Höllental-Piste und den Reschensee unten im Tal.

„Attraktives Ganzjahresgebiet“

Arbeiten an skitechnischer Verbindung schreiten planmäßig voran. Viele Neuheiten und Verbesserungen ab der neuen Wintersaison.

Publiziert in 35 / 2018 - Erschienen am 16. Oktober 2018

Oberland - Seit April wird im Oberland an der Verbindung der Skigebiete Haideralm und Schöneben gearbeitet. Die Arbeiten verlaufen nach Plan. „Dank der qualitativen und quantitativen Erweiterung können wir die Attraktivität des Gesamtskigebietes stark steigern“, gaben sich Andreas Lechthaler, der Präsident der Schöneben AG, sein Stellvertreter Christian Maas sowie das Verwaltungsratsmitglied Frowin Stecher und der Gemeindereferent Franz Prieth kürzlich bei einer Besichtigung der derzeit größten Baustelle im Vinschgau unisono überzeugt. Was „qualitativ“ und „quantitativ“ konkret heißt, ist mittlerweile gut sichtbar. Das Kernstück des Vorhabens bilden zwei Seilbahnanlagen mit dazugehörigen Pisten. Die erste der zwei 10-er Kabinenbahnen startet in St. Valentin in unmittelbarer Nähe der Talstation der derzeitigen Kabinenbahn, mit der man auf die Haideralm gelangt, und führt über eine Mittelstation auf „Plan Grand“ bis zur Örtlichkeit „Freitmöslroan“.

„Wunderbare Erlebnispiste“

Zu dieser neuen, mit 25 Stützen ausgestatteten und 4,32 km langen Bahn gehört eine neue, über 3 km lange Piste. „Wir nennen sie Erlebnispiste, denn mit ihrer durchschnittlichen Neigung von 10 %, dem abwechslungsreichen Blick auf die Seenlandschaft, verbunden mit dem Motto ‚Schöni und seine Freunde’ - entlang der Piste werden die einheimischen Tiere vorgestellt -, ist es ein wahres Erlebnis für die ganze Familie“, so die Vertreter der Schöneben AG. Ebenfalls begeistert zeigen sie sich von der zweiten Seilbahnanlage, die „Höllental“ heißt und die von „Freitmöslroan“ nahe der „Höllentaltschött“ bis zum höchsten Punkt der Skipiste an der Jochbahn im Skigebiet Schöneben führt. Die dazugehörige Piste „Höllental“ habe es in sich: „Vor allem von dieser Piste aus, aber auch von den neuen Kabinenbahnen sowie von der Erlebnispiste aus hat man an vielen Punkten die zwei Seen im Blick.“ Beide Seilbahn-Anlagen können unabhängig voneinander betrieben werden. Die erste (St. Valentin-Schöneben) kann bis zu 1.200 Personen pro Stunde befördern, die „Höllentalbahn“ bis zu 2.400. Um von St. Valentin nach Schöneben zu gelangen, wird es nur 18 Minuten brauchen.

Zusätzliche Parkplätze

Zusätzlich zu den genannten neuen Anlagen und Pisten, die pünktlich zu Eröffnung der Wintersaison am 14. Dezember 2018 in Betrieb gehen werden, warten noch etliche weitere Neuerungen auf die Wintergäste im Oberland. So wird etwa die Talstation der Umlaufbahn auf die Haideralm erneuert. Es entsteht nicht nur ein neuer Kassa-Bereich, sondern auch der Parkplatz soll erweitert werden, damit bis zu 300 Autos parken können. Außerdem wird es auf der Haideralm ein Bedienungsrestaurant geben. Der dortige Kinderski-Bereich wird erweitert. Der Valatsch-Lift bleibt in Betrieb. Eine Skibus-Verbindung zwischen St. Valentin und Reschen wird nicht mehr notwendig sein. Weiterhin bedient werden mit dem Skibus Langtaufers und Graun. Ebenfalls wird es eine Skibusverbindung zwischen Schöneben-Piz und Nauders-Bergkastel geben. 

„Nur Gewinner“

Überzeugt sind Lechthaler, Maas, Stecher und Prieth auch davon, „dass dank der Verbindung der beiden Skigebiete die Stärken von Schöneben im Winter durch die Stärken der Haideralm im Sommer optimal ergänzt werden können, sodass ein sehr attraktives Ganzjahresgebiet entsteht.“ Auch auf die Einbindung in die Kartenverbünde „Ortler Skiarena“ und „Zwei Länder Skiarena“ mit den Partnern Nauders, Watles, Sulden und Trafoi verweisen sie. Für die Tourismusregion Reschenpass sei ein attraktives, starkes und gut funktionierendes Gesamtskigebiet eine der maßgebenden Säulen. „Und nicht zu vergessen ist, dass es unser Skigebiet ist, also ein Skigebiet, das den einheimischen Aktionären gehört und nicht fremden Investoren“, ergänzt Prieth. Es könne in diesem Sinne nur Gewinner geben, in Reschen ebenso wie in St. Valentin und in der gesamten Gemeinde. Nach der am 1. Dezember 2017 vollzogenen Inkorporation der Haider AG und der Geburt der neuen, gemeinsamen Schöneben AG hält die Gemeinde Graun derzeit 26,7% der Aktien.

27 Millionen Euro

Die Gesamtkosten der skitechnischen Verbindung werden mit 27 Millionen Euro beziffert. „Zusätzlich zur großzügigen Unterstützung seitens des Landes bringt die Schöneben AG beträchtliche Eigenmittel ein. Die Gemeinde, die Fraktionen und die Aktionäre werden nicht belastet“, sagt Präsident Lechthaler. Somit haben die heimischen Unternehmer die Möglichkeit, in ihre eigenen Betriebe zu investieren und der Wirtschaftskreislauf schließt sich. Einen besonderen Dank zollen der Präsident und seine Mitverwalter sowie Franz Prieth dem Landesrat Richard Theiner und dem Landeshauptmann Arno Kompatscher, die stets mit Überzeugung hinter der Fusion und skitechnischen Verbindung der beiden Skigebiete gestanden seien. Maas verweist auch auf den Businessplan, den das renommierte Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen KPMG erarbeitet hat: „Gemäß diesem Plan, der auf realistischen und seriösen Kriterien aufgebaut ist, dürfte die Schöneben AG bis 2032 schuldenfrei und gleichzeitig imstande sein, alle außerordentlichen und ordentlichen Investitionen zu tätigen.“

Umweltauflagen

Dass die skitechnische Verbindung einen großen Eingriff in die Umwelt und Natur darstellt, liegt auf der Hand. Lechthaler dazu: „Das ist uns allen bewusst, aber wenn wir als Skigebiet im Oberland eine sichere Zukunft haben wollen, ist diese Verbindung unumgänglich. Nur so werden wir im internationalen Wettstreit konkurrenzfähig bleiben. Wir spielen jetzt sozusagen auf einer höheren Stufe mit und können mit anderen Großskigebieten mithalten.“ Der Präsident erinnert aber auch an die vielen Umweltauflagen, die zu erfüllen sind. Außerdem habe die Schöneben AG Umweltausgleichsmaßnahmen im Wert von rund 300.000 Euro zu leisten. Begleitet und kontrolliert wurden und werden die Arbeiten von einem Geologen und einem Ökologen. Froh sind die Schöneben-Vertreter darüber, dass mit Ausnahme der Südtiroler Unternehmen Leitner und Technoalpin ausschließlich Firmen aus dem Raum Ober- und Mittelvinschgau mit den Arbeiten betraut werden konnten. Lechthaler: „Derzeit sind täglich zwischen 80 und 100 Arbeiter im Einsatz.“

Vision Nauders

Als nächstes großes Ziel bzw. Vision schwebt der Schöneben AG eine skitechnische Verbindung mit Nauders vor. Ob es möglich sein wird, auf der Haideralm die Skipiste „Plan Grand“ zu errichten, wird ebenfalls die Zukunft zeigen. Auf die Frage, wie man zu einer Anbindung an das Kaunertal stehe, meinten Prieth und die Schöneben-Vertreter: „Alles, was unser gesundes Skigebiet in wirtschaftliche Gefahr bringen könnte, ist aus unserer Sicht nicht gutzuheißen.“ Hand in Hand mit der Verbindung Schöneben-Haideralm und dem „doppelten Winterspaß“ ab dem 14. Dezember hofft man in der Gemeinde Graun auch auf eine Steigerung der Gästebetten-Zahl. Prieth: „In Reschen und Graun haben es einige Betriebe bereits vorgemacht, St. Valentin sollte nun nachziehen.“

Josef Laner
Josef Laner

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