Chronik einer Nachricht
Publiziert in 25 / 2003 - Erschienen am 25. September 2003
Welche aktuellen Ereignisse stehen im Raum? Was ist für die Leser des „Der Vinschger“ gerade interessant? Welcher Redakteur beschäftigt sich mit welcher Titelgeschichte? Das sind einige klassische Fragen bei jeder Redaktionssitzung. Ein ganz konkretes Thema waren im April 2003 die zahlreichen Baustellen, die sich seit Jahresbeginn schon in der Hand von Schweizer Firmen befanden. Die Redaktion hatte erfahren, dass sich vor allem in Kreisen hiesiger Bauunternehmer Unmut regte. Die Rede war unter anderem von einer Unterschriftenaktion mit dem Ruf nach Protektion, gerichtet gegen die Baufirma Foffa & Conrad. Die Redakteurin Magdalena Dietl Sapelza ging dieser Sache auf den Grund und daraus entstand die Titelgeschichte für die Nummer 14. Erscheinungstermin 17. Juli 2003. Der Beitrag sollte nicht zuletzt Diskussionsanstöße anlässlich der Wirtschaftsschau Interregio 03 unter dem Motto „grenzenlos“ liefern. Die Recherchen begannen im Juni. Gesprächspartner waren unter anderem Vinschger Bauherren, Josef Trafoier, Mitglied der Geschäftsführung von Foffa & Conrad und Robert Koch Waldner, Bezirksobmann der Handwerker. Trafoier bestätigte die Existenz des Protestschreibens, informierte über die bilateralen Verträge, legte verschiedenste Dokumente zur Durchsicht vor und stellte sich als Interviewpartner zur Verfügung. Koch Waldner, damals als Interregio-Präsident im Organisationsstress, bezog am Telefon Stellung, jedoch nicht ohne vorher die Redakteurin richtig „abzukanzeln“. Er hatte bereits von den Nachforschungen erfahren. Ein Argument war, dieses Thema zu diesem Zeitpunkt sei für die Stimmung auf der Interregio äußerst schlecht. „Am Fahrplan“ wurde deshalb natürlich nicht gerüttelt.
Die vielen eingeholten Informationen flossen am Heimcomputer in Schluderns in einem kompakten Text zusammen, an dem lange gefeilt wurde. Es folgte die Autorisierung des Interviews. Schließlich erreichte das Schriftstück über E-mail die Redaktion des „Der Vinschger“. Dort brachte es Grafiker Hartwig Spechtenhauser auch mit Hilfe der ausgewählten Bilder optisch in Form. Anschließend war noch Lektorin Manuela Gurndin am Werk. Das Titelbild und die Schlagzeilen entstanden am Montag, den 14. Juli in Koproduktion mit dem Chefredakteur Hansjörg Telfser, dem Grafiker und der für die Reportage verantwortlichen Redakteurin. Während der Großteil der Seiten des „Der Vinschger“ Nr. 14 - am Sonntag von Grafiker Klaus Lampacher gesammelt und auf CD gebrannt - bereits am Montag um 8 Uhr durch den Kurier Leo Tumler die Druckerei Fotolito Longo erreichten, wurde der Rest mit der Titelgeschichte, den Seiten 4 und 5 sowie der Kleinanzeiger am Dienstag früh über ISDN nachgeschickt. Nach Druckvorstufe, Rücksprache mit der Grafik des „Der Vinschger“ wegen einiger Unklarheiten und anschließender Belichtung rollten dort kurz darauf die Maschinen. Am Mittwochnachmittag kam die 13.500 Exemplare auf das Bozner Postamt, wurden gewogen und verrechnet, um dann mit dem Frächter zu den einzelnen Postämtern zwischen der Töll und Reschen zu bringen.
Donnerstag waren die Postbeamten im Vinschgau gefordert. Einige begannen eine halbe Stunde früher - unentgeltlich! - mit dem Sortieren, um eine rasche Verteilung zu gewährleisten. An den „Der Vinschger-Tagen“ hat sich dieser freiwillige Dienst in einigen größeren Postämtern des Tales eingebürgert. Im Laufe des Vormittags zogen die Briefträger los und steckten die Bezirkszeitungen in die Briefkästen der Haushalte. Spätestens bis Freitag, beziehungsweise Samstag erreichte „Der Vinschger“ Nr. 14 die Bewohner aller Ortsteile und der entlegenen Weiler.
Die ersten druckfrischen Ausgaben des „Der Vinschger“ mit dem Titel „Bauwirtschaft zittert: Die Schweizer kommen“ sorgten bereits am Mittwoch, dem Abend des Interregio 03-Eröffnungstages, für reichlich Gesprächsstoff. Ein erstes Exemplar, das den Weg auf das Schiff „Hubertus Interregio“ fand, zog sofort die Aufmerksamkeit der mitfahrenden Ehrengäste auf sich. In den folgenden Tagen kam es zu vielen Reaktionen. Der Sender „Radio Rumantscha“ von der staatlichen Schweizer Rundfunkgesellschaft SRG nutzte beispielsweise die Interregbühne, um sich mit Podiumsgästen in einer längeren Direktsendung über die Expansion der Bündner Firmen in den Vinschgau auseinander zu setzen. „Das Echo und die Diskussionen waren gewaltig, diesseits und jenseits der Grenze“, betont Josef Trafoier rückblickend. Er wurde außerdem von zahlreichen Graubündner Vertretern aus der Politik und Wirtschaft gebeten, ihnen eine Kopie der Titelgeschichte zukommen zu lassen.