St. Martin im Kofel: Keine Schule mehr im Dorf
Zum letzten Mal gemeinsam: Grundschulkinder und Dorfgemeinschaft bei der Segnung der Feuerwehrhalle in St. Martin

Das Ende der Bergschule von St. Martin im Kofel

Publiziert in 18 / 2005 - Erschienen am 21. September 2005
In der ersten Septemberwoche, als der Stellenplan bereits feststand und der Vertrag für die Stelle einer Schulstellenleiterin in St. Martin schon unterschrieben war, traf die Hiobsbotschaft aus Bozen ein: die kleine Bergschule von St. Martin im Kofel, Gemeinde Latsch, bleibt geschlossen. von Daniela di Pilla Stocker und Günther Schöpf Von den ursprünglich fünf eingeschriebenen Kindern waren nur mehr vier übrig geblieben. Die Mindestzahl für die Erhaltung der Bergschule wurde unterschritten. Nun besuchen die Kleinen aus St. Martin die Grundschule in Latsch. Dies hat Vor- und Nachteile; „Der Vinschger“ hat dazu Bürger, Eltern, Direktor, Lehrer und Verwalter befragt. „Die Entwicklung sei dahingehend, dass die Bergschulen nicht nur im Vinschgau, sondern im ganzen Land aufgelassen werden“, sagt der Direktor des Schulsprengels Latsch, Werner Altstätter, unserer Zeitung auf Anfrage. Auch das Amt für Grundschulen am deutschen Schulamt in Bozen bestätigt dies. Bis anfangs September waren noch fünf Kinder an der kleinen Schule eingeschrieben, eines davon wechselte dann doch noch in die Grundschule Latsch. Bei vier Schülern wäre die Erhaltung nicht mehr möglich gewesen, erklärt Altstätter. Die gesetzliche vorgeschriebene Zahl zum Erhalt der Bergschulen sind fünf Kinder. „Mir tut es leid, dass mit der Schließung der Schule ein Stück Kulturgeschichte, Kulturleben verloren geht“, bedauert Altstätter. Denn die Schule sei immerhin ein Treffpunkt gewesen, etwa auch bei Schulfeiern wie an Weihnachten oder an Fasching. Da die betroffenen Kindern und Familien von den Höfen von St. Martin stammen, waren die Schulfeiern ein willkommenes Treffen für alle. Die Eltern hätten die Schließung zwar „gelassen“ hingenommen, sagen aber auch, dass dies „der erste Schritt zur Abwanderung sei“. Betroffen sind insgesamt drei Familien mit zwei Kindern in der ersten Klasse, eines in der dritten und zwei in der fünften. Es hat laut Altstätter bereits Aussprachen mit der Gemeindeverwaltung gegeben, dass der Fahrplan der Seilbahn St. Martin den Schulzeiten angeglichen werden kann, dass die Schüler keine größeren Wartezeiten in Kauf nehmen müssen. Wenn bei schlechtem Wetter die Seilbahn nicht fahren könne, werde offenbar ein Bus eingesetzt. Die Kinder besuchen nun die Grundschule Latsch und essen in der Schulausspeisung. „Sie sind von Anfang an integriert“, sagt Direktor Altstätter. Dies sei ein Vorteil. Die Mittelschule besuchen sie sowieso in Latsch. Die Reform, die dieses Jahr eingeführt worden ist an Grund- und Mittelschule habe Änderungen mit sich gebracht. Demnach hätten die Grundschüler von St. Martin die so genannten Wahlpflichtfächer ohnehin in Latsch besuchen müssen. Was mit dem Gebäude und Schulgelände in St. Martin geschieht, ist noch unklar. Möglich ist laut Altstätter, diese für Projekte zu benützen. Zudem erklärte der Direktor, dass trotz Schließung der Bergschule keine Personalstelle abgebaut werden musste.

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