Das Geschäft mit dem Tod
Publiziert in 21 / 2003 - Erschienen am 6. November 2003
Nur der Tod ist gratis. Was danach kommt, verursacht Kosten. Von Straßenverkäufern und Kaisern, von Kirschholzsärgen und Familienanzeigen, von Blumenkränzen und Einäscherung. Wer verdient am Tod?
Infokasten: Angelika Ploner, Text und Fotos: Hansjörg Telfser
Teresa Campodonico ist so etwas wie der „verstorbene“ Beweis, dass der Tod seinen Preis hat. Die Genueser Nuss- und Brezelverkäuferin hauste in ärmlichsten Verhältnissen. Ihr Leben lang sparte sie jede Lira, um sich ein Grabmal auf dem berühmten Friedhof von Staglieno im Norden der Hafenstadt leisten zu können. Heute wird ihr in Marmor gehauenes Standbild von den ligurischen Touristikmanagern als Attraktion vermarktet.
Dass sich auch in Tirol mit dem Tod ein Geschäft machen lässt, weiß man nicht erst seit der Materialismus überhand nimmt. Maria Theresia, die Barockkaiserin, erließ beispielsweise ein Dekret, das den Bewohnern im Kronland untersagte, nach einem Begräbnis länger als ein paar Tage zu „feiern“. Im 18. Jahrhundert hatte es sich vor allem in den Tälern Tirols eingebürgert, dass nach der Beisetzung im Dorfwirtshaus bei Musik und Wein Stimmung herrschte.
Ihr aufklärerischer Sohn Josef setzte all dem ein Ende. Beseelt vom Sparsinn und der Schlichtheit reformierte der junge Kaiser auch die Beerdigungszeremonie. Kern seiner Vorgaben: ein wiederverwendbarer Sarg mit Klappboden. Der Leichnam, in einen Sack gehüllt, plumpste am Ende der Totenfeier pietätslos in das offene Grab.
Dass diese kaiserliche Vorgabe nicht von allen akzeptiert wurde, kann man sich vorstellen. Jedenfalls musste der reformstarke Monarch seine Weisung zurücknehmen. Und es blieb bis heute dabei, dass jede Familie nach ihrer Fasson die Begräbnisfeier gestalten kann.
So stellten bei unseren Recherchen die Bestattungsinstitute unabhängig voneinander mit trockenem Humor fest, dass „der Tod wie das Leben ist: Der eine fährt einen Mercedes, der andere einen kleinen Fiat.“
Was alle verbindet ist, dass der Tod eines geliebten Menschen einen tiefen Einschnitt in das Leben der Hinterbliebenen bedeutet. Ob Familie oder Freunde - sie alle müssen den Verlust verarbeiten, jeder auf seine Weise. Gleichzeitig beginnt neben dieser Trauerarbeit auch eine Zeit vieler Überlegungen und Formalitäten. Es ist der Zeitpunkt für die Bestatter oder die Bestattungsinstitute. Das Angebot reicht dabei vom Verkauf des Sarges bis hin zum Fullservice - also einem Komplettangebot mit der Erledigung aller Formalitäten, der gesamten Organisation und der Anschaffung vom Sarg bis zu den Blumen, von der Todesanzeige bis hin zum Grabkreuz.
Dass in solchen Momenten niemandem zumute ist, nach Preisen zu fragen, ist nachvollziehbar. Dennoch wissen gerade deutsche Verbraucherschützer davon zu berichten, dass es hinterher schon die eine oder andere Überraschung gegeben hat.
Bestattungsinstitute hätten nicht immer den besten Ruf, bestätigt auch der Tisener „Bestattungsdienst Pichler“. Und „Leichenbestattung Tonezzer“ in Schlanders, der sozusagen den Vinschgau abdeckt, bringt es auf seine Art und Weise auf den Punkt: „Jene, die schon einmal einen Todesfall in der Familie hatten, werden bestätigen, dass von den Kosten noch keiner arm geworden ist.“
Dennoch mit genauen Zahlen will niemand aufwarten. Die Zurückhaltung im Metier verbindet die Unternehmer. „Über Preise spricht man nicht“, so die Meraner Bestattungsagentur Theiner. Und irgendwo zwischen 2.500 und 5.000 Euro würden sich die Kosten bewegen, das lassen sich das zweite Meraner Bestattungsunternehmen Zampedri, das mit 60-jähriger Diensterfahrung wirbt, und Pichler entlocken. Natürlich, nach oben gäbe es eigentlich keine Grenzen. Den Unterschied zwischen einem normalen Sarg Fichten- und einem aus Kirschholz würden nicht nur das Holz, sondern auch ein paar grüne Euro-Scheine ausmachen.
Am offensten wird im Hause Athesia über den Tod und Geld gesprochen. Die Annoncenpreise der Todesanzeigen - um dem Ganzen den negativen Touch zu nehmen, wird in der Zwischenzeit von „Familienanzeigen“ gesprochen - scheinen in der normalen Preisliste auf. Eine Seite mit Todesanzeigen bringt der „Dolomiten“ netto 3.294 Euro - ein richtig einträgliches Geschäft.
Auch die Kremation - das Verbrennen der Toten -, wie sie jetzt in Bozen möglich ist, hat ihren Preis. 400 Euro für alle Nicht-Bozner, dazu kommen noch die Überführungsspesen und die Kosten für den Sarg und die Urne. Eine Bestattungsart, die hierzulande noch nicht so üblich ist. In Deutschland wird hingegen verstärkt um die Einäscherungswilligen geworben. Ein Paradeunternehmen soll der vom Berliner Dietmar Kapelle geführte Betrieb „Oase der Ewigkeit“ sein.Wie er in einer Internet-Aussendung schreibt, wäre seine Naturbestattung „eine preiswerte Alternative zum anonymen Urnenfeld, wie es ihn auf den deutschen Friedhöfen gibt. Der Schweizer Kanton Wallis hat ein Gesetz erlassen, dass jeder über die Urnenasche seiner Verstorbenen frei verfügen kann, womit zum ersten Mal die Möglichkeit besteht, die Asche dort zu verstreuen, wo man will. Und Kapelle bietet gleich schon ein richtiges Sortiment an, von der Almwiesen- bis zur Felsbestattung und fügt noch vielsagend hinzu, dass man sich die Grabpflege damit auch erspart.
Neue Wege, die sicherlich dem aufgeklärten Monarchen Josef II. entsprechen würden, aber wohl nicht im Sinne der Genueser Straßenverkäuferin Teresa Campodonico wären.
Kosten einer Beerdigung
Sarg: zwischen 250 und 2.000 Euro; falls der Sarg beispielsweise aus Kirschholz ist (falls die Gemeinde des Verstorbenen nicht identisch ist mit der Gemeinde, in der er bestattet wird, muss die Überführung in einem verzinkten Sarg vorgenommen werden, was Mehrkosten bedeutet)
Todesanzeige: die „Dolomiten“ sprechen von Familienanzeigen: 1 Modul kostet 30,50 Euro, 18 Module entsprechen dem Durchschnitt der Todesanzeigen; Kosten: 549 Euro zuzüglich Mwst 658,80 Euro + eine eventuelle Danksagung nach dem Begräbnis obliegt denselben Kosten, freitags und samstags kostet ein Modul 43,80 Euro ohne Mwst.
Grabstein und Grabkreuz: zwischen 2.500 und 6.000 Euro, Extrawünsche - beispielsweise Laaser Marmor - kosten natürlich mehr
Totenmesse: zwischen 30 und 40 Euro (von Gemeinde zu Gemeinde verschieden), in Schlanders kostet die Totenmesse 35 Euro
Friedhofsgebühren: in Schlanders zum Beispiel 156 Euro, enthalten ist hier auch das Öffnen und Schließen des Grabes; in anderen Gemeinden ist nur das Öffnen enthalten, das Schließen übernehmen die Sargträger
Kauf eines Grabes: ein Familiengrab kostet in Schlanders um die 150 Euro, ein Einzelgrab etwa 100 Euro
Blumen: übereinstimmend äußern sich die Bestattungsinstitute dahingehend, dass Folgendes zu berücksichtigen gilt: im Winter sind die Blumen teurer als im Sommer, will man Rosen so sind diese ebenso wesentlich teurer als beispielsweise Margeriten
Hinzu kommen Spenden an Ministranten, Messner, Organist, Kranzträger, Leichenträger, Sargüberführung, Chor. Partezettel und Sterbebilder sind zusätzliche Kosten.
Quelle: Bestattungsinstitute Tonezzer - Schlanders, Pichler - Tisens, Zampedri und Theiner - Meran, Anzeigenpreisliste Dolomiten Nr. 38
TOTENBESTATTUNGEN
in anderen Religionen
Judentum
Erdbestattungen sind beim Judentum Pflicht, da es nach Genesis 3,19 heißt: "Denn Erde bist du und zur Erde kehrst du wieder." Auf dem Weg zum Grab wird der Sarg sieben Mal abgesetzt, um zu zeigen, wie schwer die Trennung vom Verstorbenen fällt. Ist der Sarg im Grab, schüttet jeder 3 Schaufeln Erde in das Grab; am Schluss reist man Gras aus und wirft dieses in das Grab.
Muslime
Grundsätzlich werden Muslime ohne Sarg bestattet. Der Leichnam wird in Tücher eingehüllt und auf der rechten Seite liegend und mit den Füßen Richtung Mekka zeigend in das Grab gelegt. In dem Grab wird mit Brettern eine Kammer errichtet, die verhindern soll, dass die Erde direkt auf den Körper des Toten gelangt. Den Muslimen ist es ausdrücklich untersagt, übermäßige Ausgaben für die Gräber zu machen.
Buddhisten
Im Buddhismus glaubt man, dass der Körper eines Menschen nur geliehen ist. Wenn der Mensch stirbt, verlässt er seinen Körper und erhält nach einiger Zeit einen neuen. Nach dem Tod wird die Leiche eines Buddhisten verbrannt. Götter, Könige oder die höchs-ten Mitglieder des buddhistischen Ordens werden in pompösen tempelartigen Gebäuden vergraben bzw. beerdigt.
Hinduismus
Im Hinduismus werden die Leichen der Verstorbenen verbrannt. In Indien wird die Verbrennung auf eigenen Plätzen durchgeführt. Die Leichname werden auf Holzstöße gelegt. Dies erfolgt nach Möglichkeit an einem Fluss, oft am Ganges, dem heiligen Fluss Indiens. Das Verbrennungszeremoniell kann zwei Tage lang dauern. Am dritten Tag wird die Asche der Verstorbenen in den Fluss gestreut oder im Boden vergraben.
Die Parsen
Der Begründer ihrer Lehre ist Zarathustra, wonach die Religion auch Zoroastrismus genannt wird. Die Toten werden auf Roste in die Türme des Schweigens gelegt . Am Rand der Türme und auf den Bäumen in der Runde sitzen Scharen von Geiern. Sie nagen den Toten bis zum Skelett ab. Die Parsen freuen sich, dass ihren geliebten Toten die Schmach der Verwesung erspart bleibt. Außerdem sind die Erde und das Feuer dem Parsi zu heilig, als dass er sie durch Verwesung verunreinigen würde.
Hansjörg Telfser