Das konkrete „Können“ ist gefragt
Eine Branche mit Zukunft. Verschmelzung der digitalen und der analogen Welt.
Vinschgau - Schon in jungen Jahren werden die Weichen für die berufliche Zukunft gestellt. Früher musste man sich dabei ganz klar für eine weiterführende Schule oder einen Lehrberuf entscheiden. Heute gibt es Jugendliche, die nach der Matura eine Lehre beginnen, oder Lehrlinge, deren Ausbildung bis zur Matura reicht … und beide können es sogar bis zur Berufsweltmeisterschaft schaffen, die heuer vom 22. bis zum 27. August in Russland ausgetragen wird.
Karriere mit Lehre
Im Handwerk geht es um Höchstleistungen, gerade deshalb ist es für viele Jugend-
liche zur attraktiven Ausbildungs-Alternative geworden. Es entscheiden sich immer mehr helle Köpfe für eine Karriere mit Lehre. Dabei geht es heute weniger um die finanzielle Unabhängigkeit. Es geht um das Leben des eigenen Talents, um die Liebe zum Beruf, um mehr Eigenverantwortung und um das großartige Team, das in einem Handwerksbetrieb oft zur „Zweitfamilie“ wird.
Familiäre Atmosphäre
Eine familiäre Atmosphäre im Beruf, die Halt gibt in einer mehr und mehr virtualisierten Welt. Ein Team, das auf das konkrete „Können“ setzt und welchem das reine „Kennen“ zu wenig ist. Ein modernes Image des Handwerks, das zur Freude an der Arbeit beiträgt. Innovation, Technologie, Menschlichkeit und gelernte Arbeitsweisen prägen den Arbeitsalltag von heute. So sieht das Handwerk seinen Weg in der Verschmelzung der digitalen und der analogen Welt. Von beiden Bereichen will sich die Branche das Beste holen.
„Digiloge Zukunft“
Man spricht von einer „digilogen Zukunft“, welche die kreativen Macher im Handwerk zu neuen Produkten, neuen Märkten und neuen Erfolgen führen wird. Zudem haben die vergangenen Jahre gezeigt, dass das Südtiroler Handwerk krisenresistent ist. Die Südtiroler Handwerker haben in schweren Zeiten investiert, um die Familienbetriebe und ihre Mitarbeiter zu halten. Ein weiterer Grund, um sich auf eine Lehre im Handwerk einzulassen. Gerade in diesen Tagen liest man wieder von schlechten Wirtschaftszahlen. Nach Jahren der Hochkonjunktur wird gehofft, dass die nächste Krise Südtirol nur streifen wird. Auf alle Fälle wird es in Zukunft und bei der Berufswahl wieder vermehrt um das Thema Sicherheit gehen. Sicherheit, die ein gewachsener Handwerksbetrieb, der stark auf Qualität setzt und stets nach vorne schaut, garantieren kann.
Über 60 handwerkliche Berufe
Wer sich also zu einem der über 60 handwerklichen Berufe hingezogen fühlt, kann den Schritt in die Zukunft mit gutem Gewissen wagen und selbstbewusst auf eine Karriere im Handwerk setzen. Die Generation H lädt ein, die über 60 handwerklichen Berufe auf der Seite www.generation-h.net/traumjob im Detail kennen zu lernen. Neben einer bunten Vielfalt an Möglichkeiten findet man auch alle Informationen und Kontaktdaten zum Ausbildungsweg.
Berufsschüler und Fachlehrer im Interview
Die Wochenzeitung der Vinschger hat sich an der Landesberufsschule Schlanders umgehört und mit Schülerinnen und Schülern gesprochen sowie auch mit zwei Fachlehrern. Zur Landesberufsschule, die von der Direktorin Virginia Maria Tanzer geleitet wird, gehört auch die Berufsfachschule für Steinbearbeitung „Johannes Steinhäuser“ in Laas.
Meistertitel im Visier
Für Simon Warger aus Schleis steht schon seit der ersten Klasse Mittelschule fest, dass er Fliesenleger werden will: „Mein Nachbar ist Fliesenleger und ich schaute oft bei ihm vorbei.“ Die Begeisterung für den Beruf des Fliesenlegers ist bei Simon nach wie vor ungebrochen. Seit wenigen Tagen besucht die Fachschule in Schlanders. Sein Ziel: „Ich möchte den Meister machen und in Zukunft selbst einen Betrieb gründen.“ Die ersten Erfahrungen seines Ausbildungsweges an der Landesberufsschule wertet er als durchaus positiv.
Maler als Traumberuf
„Bei uns in der Familie sind alle vom Handwerk begeistert“, sagt René Peterlunger aus Kastelruth. Für ihn sei schon immer klar gewesen, dass er Maler werden will. Was ihm an diesem Beruf besonders gefällt, „ist der Umstand, dass man viel im Freien arbeiten kann.“ Mit einem Beruf, bei dem man immer hinter dem Schreibtisch bzw. vor dem Computer sitzen muss, könnte er sich nicht anfreunden. Auch konkrete Zukunftspläne hat René: „Mein Ziel ist es, den Betrieb meines Vaters zu übernehmen und weiter auszubauen.“
Beim „Teit“ mitgeholfen
Flavio Marx aus Mals hat sich dem Maurer-Handwerk verschrieben. Mit der Fachausbildung an der Landesberufsschule Schlanders hat er erst kürzlich begonnen. Die Begeisterung und Liebe zum Maurer-Beruf hat er einerseits vom Vater geerbt, der an der Berufsschule in Schlanders Maurer-Fachlehrer ist. Flavio: „Vieles habe ich somit vom Vater mitbekommen und erfahren.“ Nicht wenig gelernt hat er andererseits, als er seinem „Teit“ rund zwei Jahre lang beim Hausbau half. Das nächste Ziel des jungen Malsers ist der Meistertitel.
Theorie und Praxis
Der Bezug zur Praxis wird an der LBS seit jeher großgeschrieben. „Wir arbeiten im Unterricht oft mit Fallbeispielen. Nicht selten sind es auch die Schüler, die Beispiele aus ihrer Arbeitswelt mitbringen“, bestätigt Roman Horrer, Fachlehrer der Fliesenleger. Unverzichtbar seien auch die Werkstätten. Außerdem gibt es Baustellen-Besichtigungen, Fachvorträge und Experten-Besuche. Den Eltern von Jugendlichen, die eine Vorliebe für einen handwerklichen Beruf äußern, rät Horrer, sie in diesem Besterben zu unterstützen.
Geduld in der Ausbildung
Auch der Fachlehrer Thomas Mair (Maurer) verweist auf den Stellenwert des dualen Ausbildungssystems. Was das Image des Handwerks insgesamt betrifft, so sieht er noch Luft nach oben: „Das Handwerk genießt noch nicht den Ruf, den es sich eigentlich verdient.“ Einen nach wie vor großen Hemmschuh sieht Mair im Umstand, „dass man in Italien immer noch erst ab 15 Jahren zu einem Hammer greifen darf.“ Dem Handwerk-Nachwusch rät er vor allem zwei Dinge: Geduld in der Ausbildung und eine stete Wissbegierde, auch im späteren Beruf.
Etwas für die Zukunft in der Hand
Tanja Habicher aus Laatsch ist erst in einem zweiten Anlauf zu einem Berufsbild gekommen, das ihr zusagt, nämlich Verkäuferin: „Ich besuchte zunächst die Hotelfachschule, doch das war nicht mein Ding.“ Nun arbeitet sie seit rund 2 Jahren im Betrieb „Das kleine Warenhaus“ in Mals und ist vollauf zufrieden. Die Arbeit sei sehr vielfältig und außerdem stehen einem nach der Ausbildung mehrere Wege offen. Für Tanja ist es zunächst wichtig, die Ausbildung abzuschließen: „Dann hat man etwas für die Zukunft in der Hand.“