nuOrtler Skiarena hebt ab

Der Westen rüstet auf

Publiziert in 23 / 2003 - Erschienen am 4. Dezember 2003
[F] Bereits diesen Winter wird Südtirols Westen im Ausland als einheitliche Skiregion beworben. Ein Topf, gefüllt mit den Werbebudgets der Ortler Skiarena und der Tourismusvereine und Leader-Gelder, machen möglich, was zumindest im Vinschgau nicht alltäglich ist: alle unter einen Hut zu kriegen. von Stefan Schwienbacher [/F] Schneesicher, familienfreundlich und vielfältig - mit diesen Schlagwörtern präsentieren sich die 13 Skigebiete der Ortler Skiarena vereint mit den Tourismusverbänden und –vereinen im Westen Südtirols seit Herbst dieses Jahres. Eine Werbekampagne, ein gemeinsamer Katalog und ein Internetportal soll die Ortler Skiarena bekannter machen. Von einer Marke zu sprechen, sei zu hoch gegriffen, eher schon von einem kleinen Produkt, das sich im harten Verdrängungswettkampf, den sich die Winterskiorte in den Alpen liefern, einen Nischenplatz erobern soll. Der gemeinsame Werbeauftritt stößt in der Tourismusbranche auf breite Zustimmung. Die Initiative dazu sei von "unten" gekommen, betont Leader+ Koordinator Helmut Pinggera und meint damit wohl nicht Christoph Engl, Direktor der Südtiroler Marketinggesellschaft SMG, der im Frühjahr dieses Jahres die im Weißen Rössl auf der Töll versammelten Skiliftbetreiber und Touristiker von der Notwendigkeit einer Zusammenarbeit überzeugte. Mit einem Werbebudget von 950.000 Euro soll die Tourismusregion "Ortler Skiarena " auf dem deutschen und italienischen Markt in den nächsten drei Jahren beworben werden. Eine erste Werbewelle ist bereits im Oktober dieses Jahres angelaufen: mit TV Spots im deutschen Privatsender Sat 1, Radio Spots in der Antenne Bayern, Werbeanzeigen in bekannten deutschen und italienischen Skimagazinen und Zeitschriften wie Panorama, Espresso und Cosmopolitan sowie Mailings an über 10.000 Adressen. Kernstück der gemeinsamen Vermarktung ist der Gemeinschaftskatalog, in dem sich alle Skigebiete und Winterorte gebündelt präsentieren und der die bisherigen Einzelkataloge ersetzt. Auch das Internetportal www.ortlerskiarena.com, das zu einem der "vielleicht besten Skiportale in den Alpen" (Presseaussendung des Leader+ Büros Vinschgau) ausgebaut werden soll, ist bereits aktiv. Den einzelnen Tourismusvereinen bleibt die Aufgabe, ihre Seiten in diesem Portal ständig mit Bildern, Events und aktuellen Infos auf dem Laufenden zu halten. Die für den Internetauftritt verantwortliche Agentur Sinfonet scheint dabei allerdings die Mac Anwender vergessen zu haben, für die das Portal noch nicht konfiguriert ist und die Internetverbindung zum Absturz bringt. Ist nun einerseits der Westen Südtirols durch SMG auf dem Werbemarkt stärker vertreten, so ist es andererseits die SMG selbst, die sich den bisher in ihrer Öffentlichkeitsarbeit unterrepräsentierten Westen auf ihre Imagefahne schreiben kann. Um alle 13 Skigebiete der Ortler Skiarena sowie die Tourismusverbände und -vereine unter ein Dach zu bringen, brauchte es anscheinend eine übergeordnete Autorität, der alle Seiten zutrauten, die Sache in die Hand zu nehmen. "Die SMG arbeitet sehr professionell, dadurch ist die Gefahr von Neid und Missgunst gebannt", so Pinggera, der seine Mission als erfüllt betrachtete, als die Zusammenarbeit der Arbeitsgruppe und die finanzielle Unterstützung der Tourismusvereine Vinschgau, Ulten-Deutschnonsberg und Sarntal durch Leader+ und der Ziel II Gebiete Schnalstal und Pfelders gesichert war. Alle an diesem Kooperationsprojekt Beteiligten zahlen immerhin den Großteil ihres Werbebudgets in einen gemeinsamen Topf. Thomas Aichner von der SMG koordiniert die Werbekampagne mit dem Ziel, alle Skigebiete und touristischen Regionen der westlichen Landeshälfte unter dem Namen Ortler Skiarena auf dem Wintertourismusmarkt zu positionieren. Dazu gehört die bereits angelaufene Werbekampagne ebenso wie die Entwicklung einer gemeinsamen Zukunftsstrategie und die Schaffung einheitlicher Qualitätsstandards. "Wir können natürlich ein schönes Etikett machen und riesengroß Nutella auf dieses Glas schreiben, aber die Nutella drin haben müssen sie schon selber", umschreibt Aichner die Aufgabenverteilung innerhalb der Arbeitsgruppe. Wird mit Familienfreundlichkeit geworben, so heißt das für die Skigebiete über kurz oder lang auch, darüber nachzudenken, ob die familienfreundlichen Strukturen und Angebote auch wirklich da sind, denn, so Thomas Aichner, "klein und überschaubar zu sein, heißt noch nicht unbedingt familienfreundlich. Und bei Etikettenschwindel ist man besonders empfindlich." Sollen Werbung und Qualitätsstandard Hand in Hand gehen, wird noch einiges auf die Skigebiete zukommen. Wenn das primäre Zielpublikum Familien und die sogenannten "Best Ages" sind, wie die Werbebranche finanzkräftige Senioren gerne tituliert, wird sich etwa für ein Skigebiet wie die Schwemmalm in Ulten die Frage stellen, ob Bockstadl und Weiberhimmel noch zum Image passen. In der Frage der Standards werden auch die größten Herausforderungen dieses Gemeinschafts- projektes liegen. Die Ortler Skiarena besteht ja aus 13 kleinen, unverbundenen und zum Teil hochsubventionierten Skigebieten, von denen die wenigsten rentabel arbeiten und ihre Existenzberechtigung in aller erster Linie aus der Aufrechterhaltung der Wintersaison ihres Einzugsgebietes beziehen. Ob es nicht schwierig ist, die Skigebiete mit ihren zum Teil sehr unterschiedlichen Standards unter einen Hut zu bringen? Dazu Thomas Aichner: "Wir haben von Anfang an versucht die Ortler Skiarena nicht als großen Skizirkus zu kommunizieren, sondern als 13 Perlen an einer Kette. Jeder soll die Wahl haben aus dieser Speisekarte auszusuchen. In einem Restaurant ist es ja auch klar, dass ein Entre Cote mehr kostet als ein Teller Spaghetti. Hier ist es ganz wichtig, dass von Anfang an in der Kommunikation reiner Wein eingeschenkt wird. Die großen Skigebiete wie Dolomiti Superski, Skiwelt Amade oder Arlberg liefern sich heute eine brutale Materialschlacht, noch mehr Gondeln, noch mehr Lifte, noch mehr Pistenkilometer. Auf diesen Zug sind wir überhaupt nicht aufgesprungen." Die Ortler Skiarena, so Thomas Aichner weiter, solle nicht nur für Skifahren stehen, sondern auch für ein abwechslungsreichen Rahmenprogramm. All das soll mit der Werbebotschaft "die charmanten Skigebiete in Südtirols Westen" vermittelt werden. Über den Erfolg dieser Gemeinschaftswerbung werden letztendlich die Übernachtungszahlen und Buchungsanfragen entscheiden. In den Tourismusvereinen und bei den Skiliftbetreibern vor Ort sieht man das gemeinschaftliche Auftreten in einer Bandbreite von: eine Supersache oder “sui untn” werden das schon machen. [K] Projekt: Ortler Skiarena Wer ist an diesem Gemeinschaftsprojekt beteiligt? • Gesellschaft Ortler Skiarena • Tourismusverband Vinschgau • Tourismusverband Meraner Land • Tourismusverein Sarntal • Tourismusverein Ritten Diese Institutionen haben sich in einem gegenseitigen Vertrag dazu verpflichtet das Projekt Ortler Skiarena für zunächst drei Jahre gemeinsam zu tragen und zu finanzieren. Finanzierung Der Budgetanteil jedes Partners wurde aufgrund seiner Nächtigungszahlen in der Wintersaison errechnet. Ein Teil der Finanzierung konnte aus Leader+ (65%) und Ziel 2 Fonds geschöpft werden. Die Ortler Skiarena selbst hat 85 % ihres Gesamtbudgets für Marketing begeistert. 100.000 Euro TV Vinschgau 95.000 Euro TV Meraner Land 35.000 Euro TV Ritten u. Sarntal 84.000 Euro Ortler Skiarena Wer trifft die Entscheidungen über Aktivitäten und Einsatz der Budgetmittel? Eine Arbeitsgruppe, in die jeder Projektpartner und die Südtiroler Marketing Gesellschaft folgende Personen entsandt haben. Doris Stocker (TV Vinschgau) Benedikta Brunner (TV Meraner Land), Helmuth Sartori (Schnalstaler Gletscherbahnen) Erich Pfeifer (Ortler Skiarena) Hubert Ungerer (Leaderkoordinator Ulten) Peter Treibenreif (TV Ritten) Thomas Aichner (SMG) Die SMG wurde von den Vertragspartnern beauftragt, die Kooperation zu führen und die damit verbundenen strategischen und operativen Entscheidungen zu organisieren und abzuwickeln. Sie agiert dabei im Auftrag der Arbeitsgruppe und legt Rechenschaft über ihre Aktivitäten ab. Informationen aus: SMG - Projekt Ortler Skiarena [/K]
Stefan Schwienbacher

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