Hut ab
Senner/innen sowie Vertreter der drei prämierten Almen mit Ehrengästen und Gastgebern der 4. Südtiroler Alpkäseverkostung.

Die Alpkäse können sich sehen, riechen und schmecken lassen

Publiziert in 39 / 2015 - Erschienen am 4. November 2015
Auf den Milchviehalmen wird gute und wertvolle Arbeit geleistet. „Alpwirtschaft als wichtigen Bestandteil der Berglandwirtschaft erhalten.“ Burgeis - 130.000 kg Käse und 15.000 kg Butter wurden im Sommer 2015 auf den Vinschger Milchviehalmen produziert. Riesige Mengen sind das zwar nicht, aber der Wert, den diese Qualitätsprodukte für das Image der Milchwirtschaft insgesamt bringen, darf nicht unterschätzt werden. „Die standortange­passte Alpung von Milchkühen mit der Verarbeitung der Milch auf der Alm gehört zweifelsohne zu den Perlen in der multifunk­tionalen Kulturlandschaft“, sagte Amtsdirektor Markus Joos vom Bezirksamt für Landwirtschaft Schlanders und von der Arbeitsgemeinschaft Vinschgauer Milchviehalmen bei der 4. Südtiroler Alpkäseverkostung. Zu dieser hatten sich am 24. Oktober Sennerinnen und Senner sowie Almvertreter aus dem ganzen Vinschgau und darüber hinaus in der Fachschule für Land- und Forstwirtschaft Fürstenburg in Burgeis eingefunden. Zur Verkostung eingeladen hatten die Fachschule, der Sennereiverband Südtirol und die ARGE Vinschgauer Milchviehalmen. Markus Joos zeichnete in seinem Bericht ein Gesamtbild der derzeitigen Almbewirtschaftung. Auch auf Schwachstellen und Schwierigkeiten ging er ein. 30 Milchviehalmen Zwischen Graun und Schnals gibt es im Vinschgau 30 Gemeinschafts-Viehalmen mit jeweils mehr als 15 Kühen. 2015 wurden fast 1.500 Kühe aufgetrieben, was in etwa der Zahl der vergangenen Jahre entspricht. Joos: „Ein tendenzieller Rückgang der Milchviehalpung ist im Vinschgau in den vergangenen 20 Jahren nicht festzustellen.“ Allerdings kommen 13% der Alpkühe mittlerweile von außerhalb des Tals auf die Vinschger Almen. In Bezug auf das Alp-Personal ist festzustellen, dass zunehmend auch Personen von außerhalb der Landwirtschaft und außerhalb der Provinz auf den Almen arbeiten. Weiter im Wachsen ist der Anteil der Sennerinnen. Der Frauenanteil insgesamt beläuft sich auf über 40%. Futterbaulich gesehen war die Alpsaison 2015 laut Joos eine durchschnittliche mit gebietsweise etwas trockenen Zwischenperioden. Die gesamte Milchproduktion auf den Vinschger Almen belief sich auf ca. 1,5 Millionen kg. Das sind in etwa 4% der Jahresablieferung im Vinschgau, die sich auf rund 38 Millionen kg beläuft. Trotz der eher bescheidenen Mengen tragen die Qualitätsprodukte der Almen stark zum guten Image der gesamten Milchwirtschaft bei. Auf zwei Almen im Vinschgau wird zusätzlich zum Kuhmilchkäse übrigens auch Ziegenmilch verarbeitet, und zwar auf der Kaproner Alm und auf der ­Stilfser Alm. Touristische Nutzung Rund die Hälfte der Vinschger Almen wird regelmäßig touristisch genutzt, vorwiegend in Form von Ausschank oder Jausenstation. Zum Thema Kraftfuttereinsatz auf den Almen regte Joos an, dass im Hinblick auf Image und Außenwirkung diesbezüglich nicht übertrieben werden soll: „Ein Premium-Alpprodukt setzt als Futtergrundlage in erster Linie das Alpweidefutter voraus.“ Derzeit werde durchschnittlich 1,8 kg Kraftfutter pro Kuh und Tag verfüttert. Vom baulichen Zustand her sei der Großteil der Almgebäude in Ordnung. Zu verdanken ist dies den öffentlichen Finanzierungen und Anstrengungen der vergangenen 20 bis 25 Jahre. Weiter gefestigt werden konnte das Qualitätssicherungsprogramm: rund ein Drittel der Almen im Vinschgau ist bezüglich Hygienevorschriften EU-zertifiziert, die restlichen zwei Drittel sind als Direktvermarktungsbetriebe registriert. Die konstante Steigerung der Qualität der Almprodukte ist nicht zuletzt auf die Aus- und Weiterbildungsangebote zurückzuführen, die von den Fachschulen Fürstenburg und Salern für das Alp-Personal organisiert werden. Auch die Qualitätskontrollen und Beratungen über den Sennereiverband tragen Früchte. Als wiederholten Beweis für die hohe Qualität nannte Joos das hervorragende Abschneiden bei der 21 . Käseolympiade Ende September 2015 in Galtür mit 16 Medaillen für Südtirol: 4 Mal Gold , 7 Mal Silber und 5 Mal Bronze. Von den 16 Auszeichnungen für 8 Almen betreffen 5 den klassischen Vinschger Alpkäse. Alpungsprämien sind wichtig Zu einem wichtigen Standbein für die Alpbewirtschaftung sind die Alpungsprämien im Rahmen des ländlichen Entwicklungs­planes geworden. „Die Prämie betrug in der abgelaufenen Programmperiode auf der Milchviehalm rund 150 Euro pro Kuh und Jahr, zusammen sind es im Vinschgau für die Kuhalmen rund 215 .000 Euro jährlich“, so Joos. Auch über die Zusatzprämie und Grundprämie informierte er. Für die neue Periode (2015 bis 2020) sind ebenfalls wieder Alpungsprämien vorgesehen. Zu erwarten sei ab 2015 eine Flächenprämie aus der ersten Säule der „Gemeinsamen EU-Agrarpolitik.“ Auch auf Förderungen auf Landesebene ging Joos ein. Die Alpwirtschaft gelte es weiterhin als wichtigen Bestandteil der Berglandwirtschaft zu halten und gleichzeitig als Standbein einer nachhaltigen Regionalent­wicklung mit den dabei möglichen Kooperationsformen zu nutzen. Die Alpwirtschaft sei weitgehend das Spiegelbild der Entwicklung der viehhaltenden Berglandwirtschaft in der darunter liegenden Bewirtschaftungszone. Freuen dürfe man sich über eine grundsätzlich positive Grundhaltung zur Alpwirtschaft in der Gesellschaft und in der Politik, auch auf europäischer Ebene. Mehrere Anliegen Als Problembereiche auf den Gemeinschaftsalmen nannte der Amtsdirektor die touristische Nebennutzung mit den steuer-, lizenz- und arbeitsrechtlichen Vorgaben. Auch der ständige Anpassungsbedarf an die sanitärhygienischen Vorschriften bei der Milchverarbeitung mache allgemein vielen zu schaffen. Ein weiteres Problem seien fehlende Arbeitskräfte bei der Weidepflege und anderen Instandhaltungs­arbeiten. Prämierung Mit großen Spannung warteten die Senner/innen und Almvertreter auf die Ergebnisse der Arbeiten der 12-köpfigen Jury, die insgesamt 27 Käselaibe von ebenso vielen Almen aus dem Vinschgau und 7 von Almen aus anderen Landesteilen bewertet hatte. Bertram Stecher, Alm­berater des Sennereiverbandes und Koordinator der Jury, sprach einleitend von einer allgemein sehr guten Qualität, trotz des warmen Sommers: „Für jene, die heute nicht unter den Prämierten sind, bedeutet das keineswegs, schlecht gearbeitet zu haben.“ Die Verkostung und Bewertung seien in diesem Sinne als Momentaufnahme zu verstehen, „und etwas Glück ist auch gefragt.“ Auch Markus Joos äußerte sich ähnlich: „Es wurden rund 35.000 Laibe Alpkäse produziert und davon haben wir heute nur etwas mehr als 30 hier.“ Auch Bernhard ­Pircher von der Sennerei Zillertal sprach im Namen der Jury von einer allgemein sehr guten Qualität: „Die Käse liegen in ihrer Qualität fast so eng beieinander wie die Zeiten der Skirennläufer.“ Pircher hatte die Käse zusammen mit seinen Juroren-Kollegen aus dem Vinschgau, anderen Landesteilen sowie aus Österreich und der Schweiz nach 4 Kriterien bewertet: Äußeres, Inneres und Lochung, Konsistenz (Mundgefühl) sowie Geruch und Geschmack. Auf Platz eins kam mit 19,5 von 20 möglichen Punkten der Käse der Fane Alm in Vals (Senn: Michael von Dellemann mit dem Gehilfen Theo Großgasteiger; Obmann: Johann Stolz). Platz zwei mit 19 Punkten belegte die Laatscher Alm in Laatsch (Sennin: Anna Seidl, Obmann: Albert Hutter) und Platz drei (18,5 Punkte) die Arunda Alm in Schleis (Senn: Josef Abertegger, Obmann: Lorenz Agethle). Bei der Publikums-Wertung kam die Arunda Alm auf Platz eins, gefolgt von der Melager Alm in Langtaufers und der Mitteralm in Taufers im Münstertal. Musikalisch umrahmt wurde die Prämierung von der Tauferer Tanzlmusi. Zu den Ehrengästen zählten neben Politikern auch Vertreter des Bauerbundes, der Forstbehörde, der Landwirtschaft insgesamt sowie des Tourismus (Vinschgau Marketing). Sepp
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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