Die Fußgängerzone ist „volle flott“

Publiziert in 28 / 2012 - Erschienen am 18. Juli 2012
Viel wurde vorher geredet, viel wird heute geredet und viel wird auch in Zukunft geredet werden, von der Fußgängerzone in Mals. "Der Vinschger" hat am 4. Juli, einem „Mitta-Morkt-Tog“ Leute befragt. Mals – In eigener Sache vorweg: Liebe Leserinnen und Leser, ich mache gerne Umfragen, aber diese Umfrage gestaltete sich noch leichter als viele andere. Gerne gaben die Leute Antwort und ließen sich, in den meisten Fällen, auch fotografieren. Nun höre ich schon andere Stimmen, die sagen werden: Ja logisch, man muss nur schauen, wen sie da gefragt hat… Was sich hingegen als schier unmöglich erwiesen hatte, war eine Stimme der „Nicht-Befürwörter“ einzufangen. Bereitwillig und sehr höflich haben ein paar von ihnen mit mir darüber geplaudert, aber „ja nicht für die Zeitung“. Gott bewahre! Außer eine Mutige: Ilse Sommavilla vom Modegeschäft am Hauptplatz. Aber es gibt auch Privatpersonen, die gegen alles und alle wettern, aber es soll ja nichts in die Zeitung kommen. Ich muss ehrlich sagen, nach dem, was ich so alles an Gegenargumenten gehört habe, bin ich geradezu erleichtert, dass ich diese hier nicht wiedergeben muss. Schade, dass ich Samstag, 30. Juni, dem Tag der Eröffnung der Fußgängerzone, erst abends von meinem Familienurlaub zurückgekehrt bin. Aber eigentlich besser, so musste ich nicht über die Geschäftsschließung einiger Betriebe schockiert sein, wie eine Frau bei der Umfrage sagte. Denn der Schock reichte mir aus, als ich das erfahren hatte. Zusperren statt aufsperren, Leute aussperren statt einladen… Aber ab Montag, da war wieder jeder in diesen Geschäften willkommen. Seltsam. Nun aber zu den Antworten auf die Frage: Was sagen Sie zur Fußgängerzone? Dagmar Spiess (47), Mals: Mir gefällt sie, sie belebt das Dorf. Positiv, angenehm. Hildegard Wallnöfer (61), Lichtenberg, Direktvermarktung: Jeder wünscht sich, dass es ruhig ist. Man muss sich erst daran gewöhnen, aber alle müssen zusammenhelfen. Es ist positiv für alle. Habe auch keinen Schlanderser mehr schimpfen hören. Ilse Sommavilla, Mals: Ich bin solidarisch mit den anderen, die gegen die Fußgängerzone sind. Mein Geschäft war auch geschlossen, da ich erst kürzlich operiert werden musste. Mals lebt von Passanten, und die sind jetzt weg. Gestern (am 3. Juli, Anm.d.Red.), um 17 Uhr war gar niemand auf der Straße. Man muss einfach beide Seiten anhören und nicht nur die Befürwörter. Ich stehe auch öffentlich zu meiner Aussage. Ich hoffe grundsätzlich, dass sich das Klima bessert. Die Dorfgestaltung gefällt mir gar nicht. Und noch etwas: und die „Dolomiten“ berichten sehr einseitig über Mals, das ist mir aufgefallen. Wenn die Malser Kaufleute protestieren und streiken, werden sie angefeindet. Wenn Arbeiter streiken, sagt niemand etwas. Simone Sagmeister Klotz (31) mit Töchterchen Hanna, Schluderns: Ich bin einfach nur begeistert. Super, besonders wenn man kleine Kinder hat so wie ich. Man kann stehen bleiben und miteinander reden, ohne, dass man Angst haben muss um das eigene Kind. Konrad Meßner (55), Mals: Ich bin der Meinung, dass es nicht darum geht, Fußgängerzone ja oder nein, sondern um das Miteinander. Alle Ebenen sollen solange miteinander streiten, wie es braucht, aber nicht gegeneinander, sondern aufeinander zugehen. Wir müssen eine neue Gesprächskultur entwickeln. Wir ernähren uns derzeit ja nur von Feindbildern. Das Gemeinwohl gilt es im Blick zu haben, nicht imitieren, sondern auf eigene Ressourcen zurückgreifen. Ich denke, dass die Diskussion noch viel wichtiger ist als das eigent­liche Ergebnis. Ulrike Weger (42), Mals: Es ist fein, besonders jetzt im Sommer. Im Winter wird man erst schauen müssen. Aber gar nichst tun wäre auch nicht sinnvoll gewesen. Markus Hafner (54), Mals: Sehr positiv. Generell positiv trotz kleiner Startschwierigkeiten. Die Gestaltung gefällt mir gut. Die Stühle müssten enger zusammen stehen, damit man leichter kommunizieren kann. Veronika Polin Gander (48), Mals: Sie ist eine Chance für Mals. Alle müssen zusammenschauen. Auch wir Bürger müssen mitwirken und unseren Beitrag dazu leisten. Elke Theiner (49), Mals: Die Bevölkerung ist dazu bereit. Nun gilt es zu schauen, was die Geschäftsleute daraus machen. Ich fand es schockierend, als bei der Eröffnung mehrere zugesperrt hatten. Helene Burgo (52), Schleis: Ich sehe das positiv, es war höchste Zeit. Es war vorher einfach unzumutbar. Man muss probieren, aber nicht hinten herum arbeiten. Margit Gluderer Gasser (53), Mals: Ich genieße nun Mals, weil es so fein ist. Ich hoffe, dass in alle Köpfe reingeht, dass die Fußgängerzone ein Gewinn für Mals ist und für den Zusammenhalt. Esther Höchenberger (45), Taufers im Münstertal, Direkvermarkterin: Ich finde den Bauernmarkt in der Fußgängerzone schön. Anna Maria Cammisuli Wegmann (51), Glurns: Auf alle Fälle positiv wie jede Fußgängerzone. Ich bin eine eingefleischte Fußgängerin. Renate (68) und Manfred Andree (70), Berlin (seit 29 Jahren hier im Urlaub, Anm.d. Red.): Wir haben in den „Dolomiten“ von der Fußgängerzone gelesen und konnten uns darunter für Mals keinen Vorteil sehen. Nach der Eröffnung der Fußgängerzone sind wir durchgegangen und fanden es nicht schlecht. Jetzt fehlen nur noch Geschäfte in den leer stehenden Räumen, damit die Fußgängerzone Leben erhält. Noch eine Anmerkung: Auch Anrainer und Berechtigte dürfen nur im Schritttempo fahren: hier fehlt noch Aufklärung. Marion Reinold (53), Ludwigsburg (Deutschland): Ich finde sie sehr ansprechend. Sehr schlimm finde ich , dass es keine öffentliche Toilette gibt. Nicola Thöni (13) und Mara Hölbling; (14), beide aus Mals: „Volle flott“ und die Geschäfte werden dadurch sicher mehr Zuspruch haben. Irene Hellrigl (54), Tartsch: Jeder muss nun etwas tun, die Bevölkerung und die Geschäftsleute. Ich finde die Fußgängerzone super, aber es wird sicher eine Zeit brauchen für die Umstellung. Jürgen Rieger (25), Tartsch: ­Einerseits eine große Chance für die Zukunft, andererseits berechtigte Existenz-Ängste. Mal schauen, was die Leute daraus machen, die Politik, die Wirtschaft und alle Bürger. Daniela di Pilla Stocker
Daniela di Pilla
Daniela di Pilla
Vinschger Sonderausgabe

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