Die Situation in Südtirol
Publiziert in 32 / 2006 - Erschienen am 20. Dezember 2006
Paare in Südtirol haben die Möglichkeit, sich entweder an das einzige Sterilitätszentrum in Südtirol im Krankenhaus Bruneck zu wenden oder an die Privatambulanzen. Im Jahr 2005, so berichtet der Reproduktionsmediziner Dr. Martin Steinkasserer, wurden im Krankenhaus Bruneck 779 Stimulationsbehandlungen gemacht, davon 227 Inseminationen, der Rest IVF und ICSI.
Die Erfolgsrate pro Zyklus liegt mit der ICSI-Therapie bei 12,7%, mit der IVF bei 32%.
Betrachtet man die sog. kumulative Schwangerschaftsrate, d.h. bezogen auf 3 Zyklen, so beträgt diese zwischen 60 und 70%. Drei Viertel aller Paare, die sich für eine künstliche Befruchtung entscheiden, bekommen ein Kind, ein Viertel bleibt kinderlos.
In Italien gilt im Vergleich zu anderen EU-Ländern eine äußerst strikte Rechtslage: Die künstliche Befruchtung mit Ei- oder Samenzellen, die nicht von dem kinderlosen Paar stammen, ist nicht erlaubt. Samen- und Eizellenspenden sind somit nicht möglich. Bei einer In-vitro-Fertilisation dürfen maximal drei Eizellen im Reagenzglas befruchtet werden. Embryos werden grundsätzlich mit einem vollständig entwickelten Menschen gleichgesetzt; PID (Präimplantationsdiagnostik: Eizellen werden vor der Einpflanzung in die Gebärmutter untersucht; kranke Embryos werden ausgesondert) ist verboten.
Das Referendum zur Änderung der Gesetzeslage in Italien scheiterte Mitte Juni 2005 an der zu geringen Beteiligung.
Sicher ist dieses Gesetz mit ein Grund, dass sich viele kinderlose Paare in Italien in ausländischen Kliniken behandeln lassen. Seit Inkrafttreten dieses neuen Gesetzes 2004 hat die Schwangerschaftsrate um etwa 10% abgenommen.
Silvia Gasser